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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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unterzogen.«
    »Wie konnte Rudolf Westphal die Einfuhrkontrollen in den einzelnen Ländern umgehen?«, wollte einer der Journalisten wissen.
    Auch diese Frage konnte Dr. Mertens beantworten, zuvor jedoch warf er Lisa noch einmal einen kurzen Blick zu. Sie wusste, was dieser Blick zu bedeuten hatte, denn je mehr es ins Detail ging, umso wichtiger wurde Ilona Bergers Anwesenheit. Doch sie war immer noch nicht erschienen.
    »Das Problem der Einfuhrkontrollen war einfach und schnell gelöst«, erklärte Dr. Mertens. »In diesen Ländern herrscht Korruption. Rudolf Westphal hat die entsprechenden Regierungsmitglieder bestochen, dafür haben sie die Einfuhr ermöglicht und ihn geschützt.«
    »Aber die Medikamente wurden in Deutschland hergestellt und mussten deshalb verschiedene Tests durchlaufen«, stellte eine junge Journalistin fest. »Heißt das also, dass die Firma MediCare die Testergebnisse manipulierte? Hat ein Testlabor sie dabei unterstützt? Was können Sie uns dazu sagen?«

    »Auch hierfür liegen uns entsprechende Beweise vor«, erwiderte Dr. Mertens. Dann aber schaltete er sein Mikrofon aus, beugte sich zu Lisa und fragte leise: »Wo bleibt Frau Berger?«
    »Keine Ahnung«, flüsterte Lisa ihm zu. »Sie sollte eigentlich längst hier sein.«
    Der Staatsanwalt kontrollierte sein Handy. »Keine Nachricht von ihr«, sagte er, schaltete sein Mikrofon wieder ein und wandte sich erneut an die Journalisten. Er hielt die rote Mappe mit den Strycon-Testergebnissen nach oben und sagte: »MediCare hat eng mit dem Testinstitut von Dr. Kolberg zusammengearbeitet, und in dieser Mappe finden sich eindeutige Beweise dafür, dass Dr. Kolberg die Testreihen manipuliert hat. Allerdings geschah dies nur in besonderen Fällen, denn normalerweise waren die Medikamente während der Test- und Zulassungsphasen absolut in Ordnung und enthielten die angegebenen Wirkstoffkonzentrationen. Erst wenn sie in Produktion gingen, wurden die Rezepturen geändert und die teuren Wirkstoffe durch billige Füllstoffe ersetzt.«
    »Dann müssten doch auch Mitarbeiter bei MediCare Bescheid gewusst haben«, rief ein Journalist.
    Dr. Mertens nickte, während Lisas Herz wie wild zu klopfen begann. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, es zu sagen. Endlich zu sagen, dass Rudolf Westphal ein Mörder war. Wieso nur kam Ilona Berger nicht?
    »Mit Ihrer Vermutung haben Sie recht«, erwiderte Dr. Mertens. »Wir gehen davon aus, dass der Chefchemiker - bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich keinen
Namen nenne, da die Beweisführung noch nicht abgeschlossen ist - in die Sache verwickelt war.«
    »Das war er ganz sicher«, warf Lisa ein. Sofort richteten sich alle Blicke auf sie. Sie war nervös, und ihre Hände zitterten, denn ohne Ilona Berger konnte sie das, was sie gleich sagen würde, nicht beweisen. Jedenfalls nicht im Augenblick. Doch sie wollte nicht länger schweigen. Die Journalisten sollten in ihren Zeitungen und in ihren Fernsehsendungen darüber berichten. Deshalb musste sie es ihnen jetzt erzählen.
    »Es gab bei MediCare eine ganz einfache Regel, und die lautete: Wer Rudolf Westphals Spiel nicht mitspielt, der bezahlt mit seinem Leben«, sagte sie.
    Wieder herrschte Schweigen in dem Presseraum. Die Atmosphäre war angespannt, und die Gesichter verrieten Irritation. Dann aber rief einer der Journalisten: »Wollen Sie damit andeuten, dass Rudolf Westphal auch vor Mord nicht zurückschreckte?«
    »Haben Sie dafür Beweise?«, fragte der Nächste.
    »Ja«, sagte Lisa. Jetzt konnte ihr nur noch ein Wunder helfen. Doch Juanita hatte oft zu ihr gesagt, dass Wunder immer dann geschehen, wenn man sie braucht - man musste nur fest daran glauben. Und sie glaubte daran, unbedingt! Juanita behielt recht, denn genau in diesem Moment ging die Tür des Presseraums auf, und Ilona Berger trat ein. Bei ihrem Anblick kamen Lisa vor Erleichterung die Tränen. Glücklicherweise sah das niemand, weil die Journalisten ihre Augen auf die große, blasse Frau in dem schwarzen, halblangen Mantel gerichtet hatten, die einen dick gefüllten grauen Aktenordner in den Händen hielt.
    Ilona Berger ging ein paar Schritte in den Raum hinein, bis sie zwischen den Journalisten stehen blieb und sagte: »Mein Name ist Ilona Berger. Mein Mann, Frank Berger, war zwei Jahre lang bei MediCare als Chefchemiker beschäftigt. Am 3. April 1998 wurde er von Rudolf Westphal in dessen Büro erschossen, weil er den Betrug nicht länger decken wollte.«
    Ein Blitzlichtgewitter ging auf sie

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