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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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nun mit meiner Liebe und mit meinem Segen. Gott der Herr möge seine Hand allezeit schützend über euch halten.« Noch niemals zuvor hatte er etwas so Zärtliches zu ihr gesagt.
    Kalter Nieselregen fiel aus tiefhängenden Wolken, als sie den Hafen erreichten und sich durch das Geschiebe und Gedränge von Menschen, Karren und Warenballen ihren Weg zur Kaimauer bahnten.
    Die Sacré Cœur und die Santa Katarina, zwei Handelsschiffe der Van-de-Meulen-Companie, legten bereits vom Kai ab, schwer mit Waren für Granada beladen. Ihre Ruder hoben und senkten sich ins Wasser, und zum Schlag der Trommeln nahmen die beiden Galeeren allmählich Fahrt auf. Einige Leute verließen den Kai, während die Schiffe hinter der Biegung des Flusses verschwanden. Andere standen mit eingezogenem Kopf im Regen und stampften hin und wieder fest mit ihren Holzschuhen auf, um die Füße zu wärmen, und warteten. Von Cornelisz keine Spur. Hatte er ihren Brief etwa nicht erhalten?
    Lucia hing an Gesas Hals und weinte bitterlich, während Mirijam mit hängenden Armen danebenstand. Sie sah und hörte zwar alles, gleichzeitig aber war ihr, als träume sie oder schliefe mit offenen Augen.
    Advocat Cohn sorgte dafür, dass ihr Gepäck über die breite Bohle an Bord der Palomina gebracht und verstaut wurde. » Nun ist es wohl an der Zeit«, befand er sodann, umfasste Lucias Arm, und gemeinsam mit Gesa geleitete er die Mädchen über die Laufplanke an Deck.
    Kapitän Nieuwer, ein schmallippiger Mann mit grauen Locken, der ein rotes Wams und elegante Schuhe aus feinstem Leder trug, verneigte sich zur Begrüßung. Dann nahm er Advocat Cohn am Arm und zog ihn eilig beiseite.
    » Wo bleibt Ihr denn? Ich ließ doch ausrichten, dass ich Euch dringend sprechen muss! Immerhin ist es die letzte Gelegenheit, und es steht einiges auf dem Spiel, deswegen frage ich Euch noch einmal: Seid Ihr Euch sicher? Ihr habt Euch nicht umentschieden?« Seine Blicke gingen unruhig umher, und er sprach mit gesenkter Stimme. Dennoch konnte Mirijam jedes seiner Worte verstehen. » Bedenkt das Risiko, und vor allem die Konsequenzen. Bei einem Fehlschlag … Ihr wisst schon …« Der Kapitän wirkte höchst besorgt.
    Der Notar trat unauffällig einen Schritt zurück, wohl um dem Weindunst, der den Kapitän umgab, auszuweichen. Er musterte ihn scharf. » Was soll das? Natürlich bleibt es dabei.«
    Dem Kapitän schien das jedoch nicht zu genügen. Er packte erneut den Ärmel des Notars und flüsterte: » Aber das Gerede!« Schnell wanderte sein Blick zu den beiden Mädchen, und er lächelte gequält, als er Mirijams Augen auf sich ruhen sah.
    » Nun, Kapitän, Ihr werdet doch wohl nicht vergessen haben, in wessen Händen sich gewisse Unterlagen befinden? Und auch an den Schuldturm denken?« Diese Worte des Advocaten trafen den Kapitän wie ein Schlag, obwohl sie leise und ganz beiläufig gesprochen waren. Kurz darauf stand er am langen Ruder der Palomina und sprach mit dem Steuermann.
    Eine seltsame Unterhaltung, überlegte Mirijam, doch weiter kam sie nicht, denn plötzlich entstand Unruhe am Kai. Ein sehr junger Mann mit blondem Schopf bahnte sich seinen Weg durch die Menge und rief schon von weitem: » Mirijam! Mirijam, wo bist du? Hörst du mich?«
    Mirijam trat an die Reling. » Cornelisz? Hier, ich bin hier!«
    » Ich habe deinen Brief soeben erst erhalten! Ich konnte nicht schneller… Wirst du mir schreiben aus Granada?«
    » Gleich nach unserer Ankunft«, rief sie, » ich versprech’s. Die Palomina wird bereits bei ihrer Rückkehr einen Brief an Bord haben!«
    » Hört, hört!«, lachte einer der Umstehenden auf der Kaimauer. » Und was ist mit mir? Bekomme ich etwa keinen Brief?« Andere fielen in das Gelächter ein, sie grölten und riefen durcheinander und verlangten ebenfalls nach einem Brief.
    Mirijam schoss die Röte ins Gesicht. Sie stand an der Reling und klammerte sich am obersten Holm der Bordwand fest. Das zuckende Licht der Fackeln spielte auf den Locken des Jungen, der gefährlich nah am Rand des Hafenbeckens stand. Cornelisz keuchte noch vom schnellen Laufen, und auch seine Wangen waren gerötet.
    » Du wirst mir fehlen, Cornelisz«, flüsterte Mirijam. Dann hob sie rasch die Hand zum Gruß und wandte sich ab. Dies war zwar nicht der Abschied, den sie sich gewünscht hatte, aber Cornelisz würde sie schon verstehen, wie er sie immer verstand.
    Kapitän Nieuwer trat hinzu. » Es wird Zeit«, mahnte er an Advocat Cohn und die alte Gesa gewandt. » Ihr solltet das

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