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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Schiff nun verlassen.«
    Gesas vertrautes Gesicht war von Kummerfalten durchzogen, und die Haube saß ihr schief auf dem Kopf. Sie segnete beide Mädchen mit dem Kreuzzeichen. » Gott sei mit euch«, flüsterte die alte Frau, bevor sie sich umdrehte und mit geschürzten Röcken die Planke hinunterhastete.
    » Gehabt Euch wohl«, sagte Advocat Cohn. » Der Zahlmeister und Kapitän Nieuwer werden sich um alles Weitere kümmern.« Er zog seinen Hut und verneigte sich vor Mirijam und Lucia. Dann verließ auch er das Schiff und gesellte sich zu den Wartenden am Kai.
    Kaum war die Bohle eingezogen und das umlaufende Schiffsgeländer geschlossen, erteilte der Kapitän seine Befehle. Sogleich wurden Kommandos über das Deck gebrüllt, vermischt mit derben Flüchen und den ersten Trommelschlägen aus dem Ruderdeck. Die Ruderblätter hoben sich, als wollten sie der Stadt salutieren, dann senkten sie sich ins Wasser. Das Schiff drehte, und mit langsamer Schlagzahl schob sich die Galeere aus dem Hafenbecken.

5
    Mirijam und Lucia standen noch an der Reling, als die Männer bereits über das Deck rannten, um Laternen an Bug und Achterdeck zu entzünden und die Luken zu schließen. Einige Matrosen verstauten steinerne Kugeln und Pulver im vorderen Kielraum, andere schlugen die Segel an den Rahen an. Sie bereiteten die Takelage zum Segelsetzen vor, indem sie dicke Seile zu großen Bündeln, Garndocken gleich, zusammenfassten und am Mast befestigten. Wieder andere begaben sich in den Laderaum hinunter, um in der Proviantkammer die Fässer mit Wein, Mehl, Wasser und gepökeltem Fleisch sicher zu deponieren und zu vertäuen.
    » Aus dem Weg, Mädchen! Ich sag’s ja, Frauen und Schiffe, das passt einfach nicht zusammen!« Beinahe hätte sie einer der Männer mit einem rollenden Fass umgerannt. Hastig brachten sie sich am Mast in Sicherheit.
    Aus dem höheren Wellengang und dem veränderten Klang des Windes schloss Mirijam einige Zeit später darauf, dass sie das offene Meer erreicht hatten. Vor ihnen lag das Unbekannte, ein fremdes Land, eine unklare Zukunft, und hinter ihnen lag alles, was ihr Leben bisher ausgemacht hatte. Sie zitterte, nicht nur wegen der Kälte und Nässe.
    Starke Arme legten sich um ihre und um Lucias Schultern, und unwillkürlich überließ sich Mirijam für einen Moment ihrer Schwäche.
    » Guten Abend, jonge dames, und herzlich willkommen an Bord der Palomina«, sagte ein älterer, sonnenverbrannter Mann. Er betrachtete die beiden Mädchen, als wolle er sich ein möglichst genaues Bild von ihnen machen, und deutete eine Verbeugung an. » Mein Name ist Vancleef, Joost Vancleef, zu Euren Diensten. Ich bin der argousin, der Zahlmeister, Lademeister und Schutzmann. Oder auch Mädchen für alles auf unserer schönen Palomina.« Er lächelte, dass sich ein Kranz tiefer Falten um seine Augen bildete, und zwinkerte freundlich. » Möchtet Ihr Euer Quartier sehen? Ich denke, heute wollt Ihr in Eurer Kajüte speisen. Der Koch wird Euch in ungefähr einer Stunde einen Eintopf servieren, seine Spezialität.«
    Während der leutselige Mann die beiden Mädchen über eine enge Treppe hinunter in den Bauch des Schiffes führte, erklärte er ihnen, wo sich der Abtritt befand und überlegte laut, was es voraussichtlich während der Reise zu essen geben würde. Weiter behauptete er, dass der Koch ihnen jederzeit Tee zubereiten könnte, bedauerte, dass es keinen medicus an Bord gab, wohl aber einen Schiffsprediger, der sich auch auf Aderlässe, das Schneiden von Furunkeln und Amputationen verstünde, und dergleichen mehr. Er öffnete die Tür zu einer niedrigen Kajüte.
    » Mijnheer Vancleef«, unterbrach Lucia, » bitte sagt mir, wann werden wir in Spanien ankommen?«
    » Das ist nicht so leicht zu beantworten, Mejuffrouw«, erklärte der argousin und blickte sich suchend in der Kajüte um. » Ah, hier ist sie ja«, murmelte er, nahm eine Zunderbüchse von einem schmalen Regal und entzündete die Öllaterne an der Decke. » So, nun sieht es doch gleich freundlicher aus, nicht wahr? Also, meistens wird nachts in Küstennähe nicht gefahren, nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel wenn man die Flut ausnutzen muss, so wie wir heute.«
    » Und das heißt …?«
    » Am Tage jedoch«, fuhr der Mann fort, » am Tage und natürlich bei günstigen Winden werden die Segel gesetzt. Dazwischen muss gerudert werden. Nun, und davon hängt es schließlich ab, nicht wahr? Vom Wind, meine ich, dem Wetter allgemein, sowie von der Route und von den

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