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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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ändern würde«, fuhr Santino auf. Der Druck in seinem Innern drohte ihn zu zerreißen. »Maebh will ihren Enkel Newan schon lange mit Marielle verheiraten. Die Risse liefern nur den Vorwand, um Eoghan von der Unausweichlichkeit der Heirat zu überzeugen. Außerdem träumt der halbe Adel von Tír na Mórí von einer Annäherung mit ihren sonnenhaarigen Brüdern auf der anderen Seite des Nebelsees. Maebh geht es natürlich um Machtgewinn. Ich habe sie nur einmal getroffen und traue ihr nicht so weit, wie ich spucken kann.«
    »Hast du Angst?« Ein Lauern schwang in Umos Frage mit. »Weil du ihnen nicht verraten hast, wer du wirklich bist? Glaubst du, der König der Nebel-Fayeí wirft dich in Schande aus dem Tíraphal, wenn sich herausstellt, dass der Imperator der Kjer einen Preis auf deinen Kopf ausgesetzt hat und auf die Köpfe all derer, die dir Unterschlupf gewähren?«
    »Eoghan weiß doch nicht einmal, was das Imperium von Kjer ist! Die Fayeí in Níval starren die van Erlen-Händler an wie Märchensänger, wenn die von den Sphären im Rabenfächer erzählen.«
    »Unterschätze Eoghan nicht. Er hat eine Reihe von Welten bereist, bevor sein Vater den Weg in die Glasgärten beschritt und ihm die Krone vermachte.«
    »Und wenn es so wäre?«, murmelte Santino. »Wenn ich der ewigen Flucht müde wäre und mich nicht überwinden könnte, die Wärme und Schönheit von Níval schon wieder zu verlieren? Gerade du solltest wissen, wie es ist, wenn einem nur die Wahl zwischen Pest und Cholera bleibt.«
    Der Alte runzelte die Stirn, erwiderte aber nichts. Sein schwarzer Blick fühlte sich an, als würde er sich bis auf den Grund von Santinos Seele bohren.
    »Und weißt du, was das Schlimmste ist? Dass ich mich frage, ob nicht ich derjenige bin, der die Bestien aus dem Rabenfächer hierher gelockt hat. Oder hast du jemals davon gehört, dass die Kjer eine Sphäre im Scharlachrot oder in den Dämmerschatten heimgesucht hätten? Nein, kein Mensch hier weiß überhaupt von ihrer Existenz! Während im Rabenfächer alle Herzen erzittern, wenn man nur ihren Namen ausspricht.« Die Worte, die ihm zuvor die Brust zerquetscht hatten, ungesagt, strömten nun aus ihm heraus. Immer schneller, immer lauter, bis er beinahe brüllte. Es konnte ihn ohnehin niemand in den unteren Stockwerken hören. Das Geheul der Spalthunde verschluckte jedes andere Geräusch. »Und wie viele Kreaturen im Rabenfächer wissen umgekehrt, wie man in eine Welt des Scharlachrot gelangt? Es gibt kaum Tore zwischen den Dimensionen und die wenigen, die dauerhaft errichtet wurden, werden eifersüchtig von Zirkelmagiern oder den van Erlen-Schergen bewacht!«
    »Und doch bist du hier«, sagte Umo. »Und ich bin es auch.«
    »Du bist ein Zirkelmagier.«
    »Papperlapapp.«
    »Spiel es nicht herunter. Du musst zugeben, dass es möglich ist. Sie haben mich gehetzt wie den Gott der zertrümmerten Lilien, nachdem der die Sonne vom Himmel gestohlen hatte. Sarrakhans Gnade, ich dachte zeitweise, mir sind tausend Mann auf den Fersen!« Heftig holte er Atem. »Der Imperator war so gierig darauf, den Mörder seines Bruders zu fassen, dass er mir mehr Aufmerksamkeit schenkte als den Rebellen von Mun.«
    »Darauf solltest du dir was einbilden.« Umo nestelte an seinem weißen Poncho herum. »Mir haben sie nur zwei Assassinen nachgeschickt, als ich mich aus dem Staub gemacht habe. Zwei lumpige Assassinen! Kannst du dir das vorstellen? Wie überaus beleidigend!«
    Santino fand nicht die Energie auch nur zu lächeln. »Wäre es also nicht möglich, dass die Kjer mich am Ende aufgespürt haben? Das ein Späher herausgefunden hat, wohin ich verschwunden bin, damals, als ich –« Er verstummte. Es schmerzte. Sarrakhan, es schmerzte, darüber zu sprechen. »Als ich ihnen fast in die Falle gegangen wäre?«
    »Die Hyänen, die nach dem Eisenthron schnappen, legen es dem Imperator als Schwäche aus, dass ein einzelner Mann in sein Haus marschieren und sein eigen Fleisch und Blut erdolchen konnte. Er muss dich zur Strecke bringen, koste es, was es wolle.«
    »Ich weiß. Er kann gar nicht anders, als sich an meinen Waden festzubeißen. Egal um welchen Preis, die Schmach muss getilgt werden, sonst verliert er sein Gesicht.«
    »Und jetzt gibst du dir die Schuld für das da?« Der Buchstabensammler deutete mit der Hand zu den grün pulsierenden Rissen. »Mein lieber Junge, das ist eine schwere Last, die du dir auf die Schultern legst.«
    »Ich wünschte, ich könnte mit Sicherheit sagen,

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