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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Und sie lächelte.
    Die Sirene verstummte. Nur die farbigen Lichter wurden noch von den regennassen Ästen reflektiert.
    Das Lächeln der Frau wich einem angespannten Gesichtsausdruck. Sie löste ihre Finger aus Coinneachs Händen. Eine Bewegung im Augenwinkel erweckte Marielles Aufmerksamkeit. Sie wandte den Kopf.
    Dort drüben. Der abgebrochene Ast.
    Sie kniff die Augen zusammen. Und dann sah sie die Silhouette. Zuerst hielt sie sie für Santino. Doch der Mann hob eine Armbrust, ein kompliziertes, silbern funkelndes Ding.
    Die Frau wandte sich von Coinneach ab und eilte über die Wiese, direkt auf Marielle zu. Coinneach rief etwas und rannte ihr nach. Die Armbrust in der Hand des Assassinen zitterte und folgte Coinneach. Erst, als der Licht-Fayeí zwischen die Apfelbäume tauchte, ließ der Schütze die Waffe sinken. Wie paralysiert starrte Marielle den Assassinen an. Der Mann nahm die Armbrust ganz herunter. Einen Herzschlag später lösten seine Konturen sich auf. Er verschwand einfach, von einem Moment auf den anderen.
    Hübscher Trick. Beweg dich nicht.
    Ein Knacken neben ihr ließ sie zusammenzucken. Sie fuhr herum, die Hand am Dolch. Ein unterdrückter Fluch schlug ihr entgegen. »Santino!« Erleichtert stieß sie den Atem aus. »Ich habe einen gesehen!«
    »Da drüben ist der andere«, flüsterte er, kaum hörbar.
    »Wissen die, dass wir da sind?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er ist einfach verschwunden! Er hat sich in Luft aufgelöst!«
    Santino legte einen Finger auf die Lippen.
    Sie verstummte.
    Sekundenlang kauerten sie regungslos. Endlich schob der Magier das Schwert in die Scheide. »Sie haben Schleier«, sagte er. »Erstaunlich, dass die hier funktionieren.«
    »Sind sie weg?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bleib dicht hinter mir.«

    »Du bist nicht mein Sohn«, lallte Randall O’Neill. »So was wie dich hab ich nicht gezeugt.«
    »Nein, hast du nicht.« Ken hielt die Schrotflinte reglos auf ihn gerichtet.
    Das Flimmern des Fernsehers jagte gespenstische Lichtfetzen durchs Wohnzimmer. Die Augen des Säufers funkelten blutunterlaufen. In seinen schwarzen Bartstoppeln klebte Speichel.
    »Dad?«, piepste Martys Stimme von der Treppe her. »Ken? Seid ihr okay?«
    »Bleib oben!« Ken löste den Blick nicht von Randall, während er sprach. »Wir müssen hier was klären, Dad und ich. Geh wieder ins Bett, okay? Mom ist gleich zurück.«
    Einen Augenblick später hörte er Martys nackte Füße auf den Stufen. Der kleine Idiot. »Dad?«
    »Geh wieder hoch, hörst du?«
    »Soll dein kleiner Bruder doch sehen, was für eine Missgeburt du bist«, röhrte der Säufer. »Seinen eigenen Vater mit dem Gewehr zu bedrohen.« Er machte einen unsicheren Schritt auf ihn zu. »Was willst du jetzt machen, hm? Mich erschießen?«
    »Bleib stehen, Dad. Ich warne dich.«
    Marty zog geräuschvoll den Rotz hoch. Die Stimme kippte über. »Was machst du da, Ken?«
    Ken wagte nicht, den Blick von Randall abzuwenden. Von draußen näherte sich eine Polizeisirene. Gott sei Dank. Er wich weiter in den Korridor zurück, bis er mit dem Rücken gegen den Schuhschrank stieß. Marty stand auf der untersten Treppenstufe, in seinem Schlafanzug mit den blauen Paspeln, und starrte ihn mit verheulten Augen an. Randall folgte ihm und hielt sich im Türdurchgang fest.
    Die Sirene quäkte ein letztes Mal auf und verstummte. Rote und blaue Lichtstreifen flackerten durch das Glas der Eingangstür. Auf dem Kies knirschten Schritte. Die Klingel kreischte.
    Ken ließ die Schrotflinte sinken und klinkte die Tür auf. Zwei Officers standen auf der Schwelle, einer der beiden Flanders, der schwarze Cop, der ihn sowieso auf dem Kieker hatte. Er seufzte innerlich. So sehr ihn das rasche Auftauchen der Polizisten erleichterte, Flanders’ Anwesenheit verkomplizierte alles.
    »Ken O’Neill«, sagte Flanders. »Na so eine Überraschung.«
    »Verpisst euch aus meinem Haus«, lallte Randall.
    Flanders’ Blick heftete sich an die Schrotflinte in Kens Hand, und dann an ihm vorbei auf den Säufer. »Was ist das Problem?«
    »Sie sehen ja, in welchem Zustand er ist«, erwiderte Ken. »Er wollte meinen kleinen Bruder verprügeln, und als ich ihn versucht habe aufzuhalten, ist er mit der Waffe auf mich losgegangen. Ich musste sie ihm wegnehmen.«
    Wie auf Kommando heulte Marty los.
    »Aha«, sagte der zweite Cop. Unmöglich, aus seiner Stimme herauszuhören, ob er die Story glaubte.
    »Alles gelogen«, blubberte es über Randalls Lippen.
    »Legen Sie die Waffe auf den

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