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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Boden«, sagte Flanders.
    »Kein Problem.« Kens Blick zuckte zwischen dem Säufer und den beiden Cops hin und her. Er löste die Finger vom Lauf und machte einen Schritt zurück. »Ich habe sie ihm nur abgenommen.«
    »Lüge«, lallte Randall. »Der Bastard bedroht seinen eigenen Vater. Seinen eigenen …« Er tappte auf sie zu, blieb mit einem Fuß im Teppichläufer hängen und stolperte gegen das Geländer. »Bleibt nächtelang weg und richtet eine Waffe auf mich.«
    Flanders fixierte Randall. »Haben Sie den Anruf gemacht, Sir?«
    Ken konnte nicht glauben, dass der Cop die Frage ernst meinte. Hatte er keine Augen im Kopf? »Nein, das war ich«, fiel er ein. »Haben Sie mich nicht verstanden? Er hat gedroht, meinem Bruder den Arm zu brechen, und als ich ihn daran hindern wollte, ist er mit dem Gewehr auf mich losgegangen!«
    Marty auf der Treppe verschmierte sich mit dem Ärmel seiner Schlafanzugjacke Rotz und Tränen auf dem Gesicht.
    »Stimmt das?«, fragte Flanders.
    Marty plärrte wieder los.
    »Komm schon, Junge. Was ist passiert?«
    »Er hat Dad die Treppe runtergestoßen«, nuschelte der kleine Idiot.
    Ken hatte das Gefühl, ihm würde der Boden unter den Füßen weggezogen. »Marty, jetzt sag ihnen, was passiert ist!«
    »Nichts«, schniefte der Kleine. »Gar nichts!«
    Wie Mom, wenn der Pfarrer der Grace-to-Grace-Kirche sie wegen ihrer blauen Flecken fragte. Nichts ist passiert. Ich muss mich irgendwo gestoßen haben. Und dann folgten die betretenen Blicke, weil jeder wusste, was das bedeutete. Sie wollte nicht darüber reden. In Corktown hängte man es nicht an die große Glocke, wenn dem Ehemann zu Hause die Hand ausrutschte.
    »Hören Sie«, sagte er, »Marty hat Angst. Sie haben ja keine Vorstellung, was hier los ist. Der da«, er brachte die Bezeichnung Dad nicht über die Lippen, »besäuft sich jeden Abend und verdrischt Mom ungefähr einmal pro Woche. Fragen Sie in der Zentrale nach, die können Ihnen bestätigen, dass ich angerufen habe.« Es gelang ihm nicht, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Er wurde immer lauter.
    »Und wieso hat Ihre Mutter uns nie zu Hilfe gerufen?«
    »Es stimmt, was er sagt«, mischte sich der zweite Cop ein. »Der Notruf ging ein von Ken O’Neill.«
    »Könnten Sie ihn vielleicht mitnehmen?« Ken beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sich Randall am Treppengeländer wieder auf die Füße zog, während er ununterbrochen fluchte. »Wenigstens bis er wieder nüchtern ist?«
    Die Polizisten sahen sich an. »Ich traue dem Burschen nicht«, murmelte Flanders.
    Der andere zuckte mit den Schultern. »Wir könnten sie beide mitnehmen.«
    Ein Lächeln glitt über Flanders’ Lippen. »Dann hätten wir auch Gelegenheit, uns noch einmal in Ruhe zu unterhalten.«
    Mit Verzögerung dämmerte Ken, was das bedeutete.
    »Was ist mit dem Kleinen?« Der zweite Cop kratzte sich am Kopf. »Und wo ist übrigens Mrs O’Neill?«
    »Die Schlampe«, röhrte Randall, »treibt sich draußen herum, und der Bastard da, den ich mit meinem Geld großgezogen habe, steckt mit ihr unter einer Decke!«
    Ken holte tief Atem und stieß ihn langsam wieder aus. Es hatte ja keinen Zweck, wenn er jetzt auch noch die Nerven verlor, nur weil der Alte ihn beleidigte. »So ist es immer.«
    »Ich bleibe dabei, wir nehmen beide mit aufs Revier.« Flanders’ Hand glitt auf seinen Gürtel hinab. »Der Alte kommt in eine Ausnüchterungszelle, und den Sohn wollte ich mir sowieso noch mal vorknöpfen. Morgen früh ist vielleicht auch Mrs O’Neill aufgetaucht, und dann finden wir heraus, was hier eigentlich los ist.« Er nickte Marty zu. »Wie alt bist du?«
    »Neun«, stammelte der Kleine.
    »Gibt es Nachbarn oder Verwandte, bei denen du die Nacht über bleiben kannst?«
    Marty verschluckte sich an einem tiefen, verzweifelten Schluchzer.
    »Okay.« Der zweite Cop seufzte. »Ich rufe Molly an. Die sollen jemanden herschicken.«

    »Hey!«, rief Santino. »Coinneach, wartet!«
    Die Frau schlüpfte am Polizeiwagen vorbei in den Hauseingang. Der Licht-Fayeí blickte sich um und blieb stehen, sodass er zu ihm aufschließen konnte. Überraschung glitt über das Gesicht des Prinzen. »Ihr?«
    »Vorsicht«, murmelte Santino. »Maebhs Assassinen haben es auf Euch abgesehen. Euch und Ken. Und sie sind ganz in der Nähe.«
    Coinneachs Hand glitt hoch zu seinem Rücken, erstarrte und sank wieder herab. Ein Reflex. Er war nicht bewaffnet. Und zweifellos ahnte er nicht einmal, wie viel Glück er gerade gehabt hatte. Santino

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