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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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zweifelte nicht daran, dass die beiden Mörder sich ganz in der Nähe aufhielten, geschützt durch außerordentlich mächtige Schleier. Was wohl bedeutete, dass sie so gut waren wie ihr Ruf. Er war nie zuvor mit Assassinen der Licht-Fayeí aneinandergeraten. Er wusste nicht, wo die Wahrheit endete und der Mythos begann. Dass sie in einer Kernwelt, in der Magie praktisch nicht existierte, einen Schleier über sich breiten konnten, steigerte nicht gerade seine Lust auf eine Konfrontation. Doch Ken durfte nichts zustoßen, und das bedeutete auch, dass er ein Auge auf seinen Vater behalten musste. Solange der Junge zwischen den Cops stand, hoffte er, dass die Assassinen ihn nicht angreifen würden.
    »Bleibt dicht bei mir«, sagte er zu Coinneach.
    Sie standen gerade außerhalb des Lichtkegels einer Straßenlampe auf dem Gras, das an den Asphalt grenzte.
    »Mein Sohn ist dort drin.« Der Licht-Fayeí deutete zum Haus. »Wir müssen …«
    Im gleichen Moment kam die Frau wieder heraus, zusammen mit Ken und zwei Polizisten, die alle heftig aufeinander einredeten.
    »Ruhe!«, brüllte einer der Cops, ein großgewachsener Schwarzer. »Mrs O’Neill, ist es wahr, was er sagt? Dass Ihr Mann regelmäßig Gewalt gegen Sie anwendet?«
    Santino sah, wie Coinneach sich versteifte. Die Frau musste Claire sein, Kens Mutter. Husten grollte in das plötzliche Schweigen, ein Schwall von Beschimpfungen und das Schluchzen eines Kindes.
    »Mrs O’Neill?«, wiederholte der Cop.
    Sie straffte die Schultern und warf einen Blick zurück zu Coinneach. Über ihr Gesicht glitt eine Härte, die an dieser zarten Frau fast grausam anmutete.
    »Mom –«, begann Ken.
    »Schon gut.« Sie wandte sich wieder den Polizisten zu. »Es stimmt. Vielleicht ist es meine Schuld. Ich dachte, ich werde allein damit fertig. Er ist ein versoffenes, prügelndes Ungeheuer. Er schlägt meine Kinder, und er schlägt mich, seit fast zwanzig Jahren. Und wenn es dieses Mal so schlimm war, dass mein Junge Sie zu Hilfe gerufen hat, dann will ich mir nicht ausmalen, was alles hätte passieren können.«
    »Tut mir leid, Ma’am.« Der Schwarze wand sich förmlich vor Unbehagen. »Das wusste ich nicht. Tut mir wirklich leid. Möchten Sie, dass ich jemanden von unserem Psychologenteam anrufe? Es sind sehr gut ausgebildete Leute. Die können Ihnen helfen.«
    »Vielen Dank, aber ich komme klar.« Sie lächelte ein trauriges Lächeln. »Ich bin daran gewöhnt.«
    Aus dem Innern des Hauses drang unartikuliertes Gebrüll. Die beiden Polizisten tauschten einen Blick und drängten sich an Claire und Ken vorbei in den Hausflur. Ein paar Sekunden später tauchten sie wieder auf, zwischen sich einen Bär von Mann, der so heftig wütete, dass sie zu zweit Mühe hatten, ihn zu bändigen. Sie drückten ihn gegen den Wagen und fesselten ihm die Arme auf den Rücken.
    Coinneach öffnete die Fäuste und schickte sich an, über die Straße zum Haus zu laufen, doch Santino packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Nicht«, flüsterte er. »Darauf warten sie nur.«
    Marielle stand ein Stück entfernt, noch tiefer in den Schatten, und starrte gebannt zum Haus.
    Er streckte seine Sinne aus und blickte sich um. Kein Schleier war perfekt. Die Tarnung flackerte, wenn man sich bewegte, dehnte sich und riss auf und produzierte Brechungen im Licht wie Wasserdampf. Nessa löste sich aus Marielles Schatten und marschierte über die Straße auf ihn zu, den buschigen Schwanz hoch aufgerichtet.
    Ich kann sie nirgends entdecken,
echote ihre Stimme in seinem Kopf.
    »Das heißt nicht, dass sie verschwunden sind.« Er warf einen Blick über die Schulter, über die dunkle Rasenfläche. Ein Stück die Straße hoch standen verfallene Holzhäuser mit kleinen Gassen, die jede Menge Verstecke boten, selbst ohne Schleier. »Achte auf Ken.«
    »Redet Ihr mit der Katze?«, fragte Coinneach.
    »Sie heißt Nessa.«
    Die Purpurkatze fegte unter dem Polizeiauto hindurch, einen hölzernen Eckpfeiler hinauf und erklomm das Dach von Kens Elternhaus.
    Santino hielt Coinneachs Blick fest. »Bleibt dicht bei mir und haltet die Augen offen.«
    »Was habt Ihr vor?«
    »Ich suche sie.«
    Vor dem Haus drückten die beiden Polizisten Kens Stiefvater auf die Rückbank des Wagens.
    Santino hielt auf das erste der Holzhäuser zu, die Hand am Schwert, jeder Sinn angespannt. Coinneach lief neben ihm, mit den federnden Schritten eines geborenen Kriegers. Santino lauschte auf jedes Geräusch, jedes Rascheln, jede Erschütterung im

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