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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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wabernde Rauchschwaden.
    Je mehr seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnten, desto mehr Details erfasste er. Entlang der Wände stieg der Boden zu einer Terrasse an, oder war vielleicht von Baumeistern in diese Form geschlagen worden. Statuen aus Glas ruhten auf der Erhöhung, Männer und Frauen. Graziös lagen sie dort, auf einen Arm gestützt, nach vorn gebeugt oder den Rücken gegen die Felsen gelehnt. Wasser und Efeu flossen über die Skulpturen herab, ein untrüglicher Beweis, dass diese Höhlen ein uralter, längst vergessener Teil der Glasgärten waren, den niemand mehr pflegte. Morbide Faszination mischte sich in seinen Schrecken, beinahe in die Traumfalle gestolpert zu sein. Die Skulpturen waren einst Fayeí gewesen, lebende und atmende Wesen. Sie alterten nicht und starben wie gewöhnliche Menschen, sondern kristallisierten, wenn ihre Zeit gekommen war. Fleisch und Blut verwandelten sich in Glas.
    Santino trat an eine Mädchengestalt heran und fuhr mit einem Finger über ihre Schultern. Ihr Haar, ihre Finger und ein Teil ihrer Beine bestanden aus wasserreinem, klarstem Kristall, während der Rest ihres Körpers milchig glänzte und von Schlieren durchzogen war. Sarrakhans Gnade, wie lange träumte sie schon? Sie sah jung aus, selbst für die Maßstäbe der Fayeí. Er lebte nun bald zehn Jahre unter ihnen, doch ihre Traditionen erschienen ihm so rätselhaft wie bei seiner Ankunft in dieser unwirklich liebreizenden Welt. Den Zügen des Mädchens haftete selbst im Glas noch eine kindliche Weichheit an. Hatte sie an einer unheilbaren Krankheit gelitten, dass sie sich von den Glastraumnebeln in einen Jahrtausende langen Traum ziehen ließ, während ihr Körper seine Sterblichkeit verlor? Oder war sie gezwungen worden, aus einer grausamen Intrige heraus gedrängt, so wie man Eoghan hatte drängen wollen, in die Glasgärten zu gehen? In ihrer Halsbeuge schimmerte rötlich eine Kette aus Orichalcum, ein weiterer Beweis dafür, wie ungeheuer alt diese Grabstätte war. Kein Schmied im Spektrum wusste mehr, wie Orichalcum in Form zu hämmern war.
    Ein Funkeln im Anhänger, eine Verzerrung der Reflexion war es, die ihn rettete. Santino warf sich beiseite, sodass die schwere Klinge ihn verfehlte und stattdessen eine Ecke der Felsterrasse zerschmetterte. Im Fall drehte er sich und brachte das eigene Schwert nach oben. Felím zog seine Waffe sofort herum und setzte ihm nach. Seine Gewandtheit und die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen verrieten den geübten Kämpfer. Noch ein Talent, das Felím im Dienste der Königinmutter gut verborgen hatte. Funken flogen, als Stahl auf Stahl prallte. Santino parierte den Hieb, doch die Wucht des Aufpralls jagte ihm einen Glutstrom aus Schmerzen durch die verletzte Schulter. Mit einem Knurren richtete er sich auf.
    Felím drang auf ihn ein wie ein Berserker. Der Graf führte eine mit stumpfem Schwarz überzogene Klinge, schmal und zum Ende hin gekrümmt, deren Form an die Saphirschwerter der Kjer erinnerte. Doch Santino hatte keine Zeit darüber nachzusinnen. Felím deckte ihn mit einer rasenden Kadenz aus Schlägen ein, die ihn immer tiefer in die Höhle hineintrieb. Die Dämpfe durchdrangen seinen provisorischen Atemschutz. Er konnte schon spüren, wie die schwere Süße an seinen Sinnen zupfte, wie Schatten von Rhondas Gestalt sich an seinen erschöpften Geist klammerten, wie sie lockten, sangen, ihm Zärtlichkeiten versprachen. Er blockte einen bösartigen Hieb ab, der von unten heraufkam und ihm die Knie zerschmettern sollte. Er tänzelte seitwärts und schaffte es endlich, den tödlichen Rhythmus zu brechen. Anders als er selbst schien der Graf immun gegen die tückischen Nebel zu sein. Santino brachte das eigene Schwert hoch und wirbelte es in einer Mühle, vor der Felím zurücksprang, setzte mit einem Hagel von Rechts-links-Hieben nach, flachen Schlägen, die wenig Kraft verbrauchten, aber den Gegner beschäftigt hielten. Er täuschte einen weiteren Streich an, zog jedoch die Klinge in einem Bogen abwärts, unterlief Felíms Deckung und erwischte ihn knapp über dem Knie.
    Der Graf keuchte und taumelte, hatte sich aber sofort wieder im Griff und parierte den nächsten Schlag.
    Die Anstrengung, dem süßen Flüstern der Dämpfe zu widerstehen, brachte Santino zum Würgen. Seine Kehle brannte, in seinem Kopf drehte sich alles, Felíms Kontur verschwamm vor seinen Augen.
    Der geschwärzte Stahl zuckte hoch, Santino fing die Klinge ab, klirrend schrammte der Stahl

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