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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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ingrimm’sche Delegation sang Trinklieder. Grölend stimmte sie Triumphgesänge an und vergoss Rotwein auf Tafel und Boden. Selbst die sonst so reservierten Vampire lachten unentwegt. Blut floss ihre Mundwinkel hinab. Ein bizarres Szenario. Loreena schüttelte das Haupt, als versuchte sie ein Trugbild loszuwerden. Benommen blickte sie in die glasigen Augen König Wors. Er klopfte sich erheitert auf die Oberschenkel. Führte er eine Konversation mit seinem Spiegelbild im Fenster? Lomas torkelte zu Artin und fiel ihm um den Hals. Klavorn und Wolweer lagen mit den Oberkörpern auf der Tafel und leckten das verschüttete Blut auf. Der Ballsaal glich einem Hexenkessel. Die Gäste führten sich wie Tiere auf, verloren die Kontrolle über sich. Loreena dagegen fühlte bleierne Müdigkeit. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Amorgene und ihre Helfer verfolgten die Entwicklung mit kühler Gelassenheit. Hatte diese Höllenbrut etwas in die Getränke getan, um die feiernde Gesellschaft zu berauschen? Unmöglich. Loreena hatte nichts getrunken. Verzweifelt versuchte sie klar zu denken, doch das Gefühl der Trunkenheit nahm zu. Was ging hier vor sich? Einzig und allein Graf Schomul blickte sie starr, gar maskenhaft an. Keine Gefühlsregung zeigte sich auf seinem Gesicht. Blieb er als Einziger verschont? Oder war seine mystische Kraft stark genug, dem zu trotzen, was immer es auch war?
    „Deine Zeit ist gekommen.“ Peitsche schwingend trat Amorgene an Loreena heran. Immer wieder knallte das Ende des Lederriemens auf den Marmorboden und zuckte zurück, mal kurz vor Loreenas Stiefelspitzen, mal zwischen ihren Beinen. Die Vampirin grinste verschwörerisch, während sie den Lederriemen langsam über Loreenas Nacken gleiten ließ, so dass diese erschauderte. Ein Mann, der auf Händen und Füßen lief, reichte der Vampirin einen Kelch mit Blut. Über und über war sein Körper mit starkem braunem Haar bedeckt. Amorgene fischte eine Ampulle aus ihrem Dekolleté. Lasziv seufzend tropfte sie den Inhalt in den Kelch. Sie reichte die Ampulle dem behaarten Mann, der diese zwischen die Zähne nahm und davonkrabbelte. Mit dem Zeigefinger verrührte Amorgene die Flüssigkeiten.
    An der Hand der Vampirin bemerkte Loreena einen Silberring mit einem imposanten Siegel, das eine Spinne mit dem Buchstaben „B“ auf dem Rücken zeigte, doch das Siegel war zur Handfläche gedreht. Wollte Amorgene es verstecken? Loreena erinnerte sich an die Geschichte, die Bortlam ihr erzählt hatte; und dem Buchstaben „B“ an seiner damaligen Haustür in Föhn. Steckte die Vampirin mit Bortlam unter einer Decke? Gründe besaß der bullige Blutsauger genug.
    Amrogene lutschte das Blut vom Finger und lächelte zufrieden. Schließlich hielt sie den Kelch an Loreenas Lippen.
    „Kommt schon, Kätzchen“, hauchte ihre Stimme samtweich. „Ihr werdet es trinken, so oder so.“
    Loreena schüttelte das Haupt und presste die Lippen aufeinander. Einer der Hünen grub seine Hand in ihr sandfarbenes Haar und riss ihren Kopf in den Nacken. Unweigerlich öffnete sich ihr Mund. Amorgene kippte den kompletten Kelchinhalt in Loreenas Rachen und diese schluckte gezwungenermaßen. Der Hüne löste den Griff. Würgend beugte sich Loreena nach vorne. Blut lief ihre Mundwinkel hinab. Sie schmeckte es intensiv. Es lag samtig weich auf ihrer Zunge, lief warm ihren Rachen hinunter. Der metallische Geruch kroch in ihre Nase. Angewidert wollte sie sich das Blut vom Kinn wischen, aber die Hünen hielten ihre Arme fest. Loreena kochte vor Wut. Sie wollte Amorgene die schwarzen langen Haare vom Kopf reißen, sie ihr um den Hals legen und sie würgen. Sie verspürte die Lust, das Korsett der Vampirin noch enger zu schnüren, bis diese keine Luft mehr bekam. Loreena war zornig wie nie zuvor im Leben. Mit aller Kraft zog sie an ihren menschlichen Fesseln. Sie zappelte und zerrte. Doch plötzlich hielt sie inne. Sie konnte wieder klar denken! Der Zustand der Benebelung war verschwunden. Deutlich sah sie die feiernde Menge vor sich. Die Gäste machten den Anschein, als wären sie weggetreten. Selbst Schomul schien nicht er selbst zu sein. Starr schaute er auf Amorgene. Er sah so regungslos aus wie die Wachsfigur, die Loreena auf einem Jahrmarkt letzten Sommer betrachtet hatte.
    „Ihr habt sie alle verhext!“, kreischte sie.
    Amorgene ließ ihre Peitsche in ihre Richtung schnellen. Der Lederriemen zuckte über Loreenas Hüfte. Schmerzerfüllt schrie diese auf.
    „Das ist zutreffend.

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