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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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„Auch die der Armee Valkenhorsts? Das bezweifele ich. Sie wollte nicht mit zum Fuße Nordalps reiten. Ihr wäre es egal gewesen, wenn wir von einer Schneespinne verspeist worden wären.“
    Lächelnd schüttelte Mogall das Haupt. Er trank einen Schluck Blut. Sein Blick schweifte über die Gesichter der Feiernden und ruhte schließlich wieder auf ihr. „Ihr seid nicht reich an Selbstbewusstsein. Nicht wahr, meine Liebe?“
    Loreena schluckte. Nervös zog sie an ihrer schmierigen Lederweste, damit diese ihre fülligen Hüften versteckte. „Niemand sieht mich als Heldin.“
    „Es gibt nicht nur schwarz oder weiß – Helden oder Verlierer.“ Er schwenkte den Kelch mit ernster Miene und betrachtete die rotierende Flüssigkeit. „Strafft Eure Schultern, Loreena. Ihr habt Großes vollbracht und jeder, wirklich jeder, sieht das auch. Nun ist es an Euch, dies anzuerkennen. Nicht umsonst habt Ihr die Kleidung angezogen, die Ihr auf der Reise nach Firn getragen habt. Ihr wollt allen und besonders Graf Schomul deutlich machen, wie stark Ihr seid. Ihr versucht Ingrimm zu zeigen, dass ihr Valkenhorst trotzt. Sie sollen sich Eurer Taten erinnern und gleiches tun. Also schmälert Euren Ruhm nicht.“
    Der Vampir hatte Recht. Sie wollte dem Reich den Rücken stärken, vielleicht sogar ein Zeichen setzen. Daher hatte sie die Kleidung der Reise samt den mit Schlamm besudelten Stiefeln angezogen, nicht ohne vorher das durchsichtige Ballkleid in tausend Stücke zu zerreißen. Sie spähte durch den Saal. Kaum hatte sie Lomas und Wor gesehen, entspannte sie sich. Den Grafen sichtete sie nirgends. Bortlam stand in gewohnt roter Robe am Eingang und prüfte den Inhalt einiger Schalen, die ein Diener hereinbrachte. Mit vor dem Oberkörper verschränkten Armen betrachtete Klavorn die Gäste, ohne selbst wirklich am Fest teilzunehmen. Wolweer dagegen, ganz in nachtblau gekleidet, schlug nicht weit von ihm entfernt grölend auf die Tischplatte und führte eine lebendige Unterhaltung mit einer mädchenhaften Vampirin. Ihr lief Blut an den Mundwinkeln herab, nachdem sie aus ihrem Kelch getrunken hatte. Beschämt leckte sie es mit der Zunge ab, worauf Wolweers Augen glänzten.
    Loreena schmunzelte und schaute verträumt Mogall an. Als sie sich ihres verliebten Blickes bewusst wurde, wandte sie das Gesicht ab. Sie sichtete Artin, dessen gekräuselte Lippen unmissverständlich zeigten, wie sehr er diese Farce von einer Feier hasste. Loreena hoffte, dass er sich in dieser Nacht zurückhielt und ausnahmsweise einmal keine Unruhe stiftete. Ein offener Kampf nutzte dem Reich nichts. Die Vampire waren zu stark für eine öffentliche Auseinandersetzung.
    Die Gäste begannen Platz zu nehmen. Die Menschen auf einer Seite der Tafel und die Vampire auf der anderen. Doch sie versperrten sich gegenseitig den Durchgang und so ging es nur langsam voran.
    Da gab die Menge Graf Schomul frei. Dicht stand er bei Amorgene. Seine Rechte hatte er um ihre Taille geschlungen und mit der Linken hob er ihre Hand, um den Handrücken galant mit einem Kuss zu bedecken. Nun, da sich der Saal lichtete, bemerkte er Loreena. Schomul stockte in seiner Bewegung, noch bevor er Amorgene küsste. Sein Blick verfinsterte sich. Er sagte etwas zu der Vampirin und schritt auf Loreena zu. Kaum hatte Mogall den Grafen entdeckt, suchte er das Weite. Verwirrt schaute Loreena ihm hinterher. Warum blieb er nie, wenn Schomul sich näherte? Er musste einen Heidenrespekt vor ihm haben oder war es Angst? Mogall hätte ihr zur Seite stehen und sie verteidigen können. Doch er ließ sie allein.
    Grob fasste Graf Schomul Loreenas Arm und flüsterte: „Weshalb tragt Ihr nicht das Ballkleid, das ich Euch brachte? Immer auf Disput aus, hab ich Recht?“
    Sie versuchte sich unauffällig frei zu kämpfen, aber sein Griff war fest. „Ich werde heute Nacht zum Narren. Da muss ich mich nicht auch noch durch meine Kleidung zum Gespött machen.“
    „Wovon sprecht Ihr?“ Kühl blickte er auf sie hinunter. „Wie Ihr an Amorgene selbst seht, hat sie einen hervorragenden Geschmack. Eure Eifersucht ist mir von Anfang an aufgefallen.“
    „Eifersucht?“ Loreena legte die Hand auf den Mund, denn ihre Worte waren ein Schrei der Empörung. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Amorgene schoss Pfeile auf sie ab und Loreena war sich sicher, dass die Spitzen mit Gift bestrichen waren.
    „Ihr seid geblendet.“
    „Hütet Eure Zunge. Später werdet Ihr nach ihrer Pfeife tanzen. Es ist zu Eurem Vorteil, ein

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