Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
Vom Netzwerk:
atmend leckte sie sich das Blut von der Unterlippe.
    „Ich habe Graf Schomul mein Wort gegeben, dass ich diese Farce mitmache und ich halte mein Versprechen.“ Bewusst entspannte sie ihren Körper. Keine Gegenwehr. Keine Feindseligkeit spiegelte sich in ihren Augen. Sie nickte den Hünen zu.
    „Taten sprechen mehr als Worte.“ Amorgene warf den dritten Dolch.
    Ängstlich sah Loreena ihn näher kommen. Die Hünen hielten sie noch immer an Unterarmen und Schultern fest. Es gab kein Entrinnen. Sie musste das Spiel mitspielen, bis die Männer dachten, Loreena hätte aufgegeben zu kämpfen und sie ihr dadurch Raum ließen. Tapfer vermied sie es, sich zu bewegen. Erneut suchte sie Blickkontakt mit Schomul. Vergeblich. Als die Klinge zwischen ihre leicht gespreizten Oberschenkel unweit ihres Unterleibs in das Brett stieß, schrie sie vor Schreck auf. Loreena brauchte einige Zeit, bis sie wieder klar denken konnte. Dieses Mal war sie unverletzt geblieben. Dieses Mal!
    Bösartig klatschte die Vampirin Beifall, sodass ihre zahlreichen Ringe hörbar gegeneinander stießen. „Wie überaus männlich stark von Euch. Ihr erinnert mich an einen Knaben, den ich mal kannte, und nicht an eine Jungfrau.“
    Loreena errötete. In diesem Moment war sie froh über die Tatsache, dass niemand dieses peinliche Spektakel mitbekam. Obwohl Zorn sie peinigte, vermied sie es, diesem Luft zu machen.
    Amorgene rieb die zwei letzten Klingen aneinander. Durch das Geräusch erschauderte Loreena. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Es ging ihr durch Mark und Bein. Als der vierte Dolch heranschnellte, schloss sie die Augen. Ihre Nerven lagen blank. Der Wunsch nach Gegenwehr war groß. Die Klinge bohrte sich in das Brett. Sie teilte das Schweinsleder von Loreenas Hose und schnitt in ihre Wade. Erschrocken riss Loreena die Augen auf. Sie starrte die Vampirin ungläubig an. Offensichtlich war Amorgene zu allem fähig! Sie weidete sich an Loreenas Angst. Grinsend hielt sie den fünften Dolch hoch. Sie leckte über die Klinge und strich über ihr pralles Dekolleté.
    Loreena vermied es tunlichst, sich zu bewegen. Sie quälte ein Lächeln hervor und schenkte es den Hünen. Unerwartet ließen diese ihre Schultern los und hielten nur noch ihre Hände fest. Loreena versuchte ihre Verblüffung zu verbergen. Stattdessen fuhr sie sich lasziv mit der Zunge über die Lippen. Einer der Männer streichelte ihren Unterarm. Seine dicken Finger wanderten zu ihrem Oberarm und suchten ihren Busenansatz. Er widerte Loreena an. Aber noch immer verharrte sie bewegungslos. Sie nahm allen Mut zusammen und konzentrierte sich auf den letzten Dolch. Sicherlich hatte Amorgene mit der letzten Klinge etwas Besonderes vor. Loreena war auf der Hut. Würde ihre Stärke reichen?
    Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, warf die Vampirin den Dolch. Er flog geradewegs auf Loreenas Herz zu. Diese war vor Schreck erstarrt. Konnte Amorgene wirklich so abgebrüht und kaltblütig sein?
    Du musst dich bewegen. Du musst dich bewegen, hallte es in Loreenas Gedanken wider.
    Der Schrecken saß tief. Die Angst war groß. Lomas und Wor brauchten sie. Ingrimm brauchte sie. Und sie liebte das Leben. Sie würde nicht untergehen, ohne zu kämpfen.
    Plötzlich schrie Loreena ihren ganzen Frust heraus. Mit aller Kraft, die sie aufzubringen vermochte, zog sie an ihren menschlichen Fesseln. Sie beugte sich vornüber und stemmte sich mit den Füßen an dem Ebenholzbrett ab. Leicht riss sie sich von dem Mann los, der sie gestreichelt hatte. Doch der zweite Hüne hielt sie gewaltsam fest. Blitzschnell bückte sie sich. Sie legte ihre Finger um den Perlmuttgriff des Dolchs, der ihre Wade angeritzt hatte. Panik überkam sie, als sie ihn aus dem Brett herauszog. War sie schnell genug? Flink wandte sie sich dem Hünen zu, der sie immer noch festhielt und rammte ihm die Klinge in den Bauch. Sein Schmerzenschrei gellte durch den Saal. Mit beiden Händen umschlang er den Griff und zog die Klinge heraus.
    Loreena spürte die Hände des zweiten Mannes an ihrem Arm. Die Klinge des letzten Messers bohrte sich hinter ihr in das Brett, ohne sie zu treffen. Schnell flitzte sie gebückt nach vorne. Dies war ihre Chance zur Flucht. Einer der Gäste musste das Geschehen doch verfolgt haben! Wenn sie erst bei Lomas ankam, würde sie ihn schon wachrütteln. Ihr Blick klebte an Schomul. Sah er denn nicht, was vor sich ging?
    Unglücklicherweise fiel sie. Sie stolperte über etwas. Unsanft fiel sie auf den schwarzen

Weitere Kostenlose Bücher