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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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vorbei. Doch sie ging nicht zum Tor. Die Wachen würden sie entdecken und zurückhalten. Loreena führte ihren Schimmel in den Dienstbotentrakt, vorbei an den Zimmern der Mägde und Diener, die nicht in Küstenmark wohnten. Unangenehm laut klackten die Hufe des Pferdes auf dem Steinboden. Loreena verlangsamte ihren Gang. Endlich erreichten sie die Eingangstür der Dienstboten. Nervös öffnete sie das Schloss. Die Tür sprang knarrend auf. Loreena legte die Hände auf ihre Ohren. Sie hielt die Luft an und wartete darauf, dass die Dienerschaft aufgeschreckt aus ihren Zimmern gelaufen kam. Nichts geschah. Erleichtert atmete sie aus. Sie führte den Schimmel durch die Hintertür der Festung hinaus und haderte, ob sie den Eingang schließen sollte. Würde man bei einem zweiten Knarren misstrauisch werden und nach dem nächtlichen Unruhestifter schauen? Loreena hatte keine Wahl. Ein offener Zugang war eine Einladung für Diebe und sonstigen Abschaum, die sich in Küstenmark herumtrieben und im nahe gelegenen Wald Goblin versteckten. Sie schloss die Eingangstür langsamer als zuvor, um das Knarren zu verhindern. Lauschend wartete sie auf Reaktionen. Erneut geschah nichts.
    Zufrieden tätschelte sie ihr Pferd. Loreena schwang sich in den Sattel und ritt von Küstenmark und dem Medusen Meer fort ins Inland. Bald tauchte sie in den Wald Goblin ein. Als sie die ersten Ulmen und Eichen hinter sich gelassen hatte, sah sie zurück. Vielleicht hatten die Wachposten bereits Alarm geschlagen, weil man ihr Verschwinden entdeckt oder einen vermummten Reiter hatte fortgaloppieren sehen. Doch die Hauptstadt schlief weiterhin einen naiven Schlaf.
    „Habe ich die richtige Wahl getroffen?“ Seufzend strich sie über die Mähne des Schimmels. „Wird Schomul die Festung einnehmen, wenn er mein Verschwinden bemerkt - allein aus Zorn, weil ich seinen Befehl missachtete und mit dem Heer Ingrimms reite, anstatt brav auf Tide zu warten?“ Sie seufzte und nahm ihre Kapuze ab. Zweifel nagten an ihr, doch sie versuchte sich selbst Mut zu machen. „Das macht gar nichts. Schon bald kehren wir mit Lomas zurück; dann ist die gesamte Königsfamilie vereint – um Küstenmark zu säubern!“
    Mit einem leisen Lachen befahl sie dem Schimmel tiefer in den Wald Goblin einzudringen. Irgendwo vor der Grenze Wahnsteins musste das Heer sein Lager aufgeschlagen haben. Welchen Einfluss konnte die Armee von Valkenstein auf den Befreiungsplan nehmen? Loreena würde es früh genug erfahren. Nun musste sie auf der Hut sein, denn im Wald tummelte sich lauter Gesindel.
    ~~~
    Zielstrebig trabte der Schimmel auf die Grenze von Frostlande zu. Irgendwo in der Nähe musste das ingrimm’sche Heer sein Lager aufgeschlagen haben. Loreena spähte in alle Richtungen, doch es war in der Finsternis kaum etwas auszumachen. Windböen schaukelten die Baumkronen hin und her. Die Äste trugen kaum noch Laub und sahen gespenstisch aus; wie riesige Kreaturen, die ihre unzähligen Tentakel nach ihr ausstreckten. Doch Loreena würde sich durch nichts und niemandem einschüchtern lassen.
    „Die Lagerwachen werden mich sicher eher sehen, als ich sie.“ Sie befahl dem Pferd stehen zu bleiben. „Hier irgendwo muss die nördliche Krisis beginnen. Verflixt! Wo sind die Krieger nur?“
    Loreena runzelte die Stirn und lenkte den Schimmel nach Westen. Was blieb ihr anderes übrig als die Grenze abzusuchen? Ihr Vater musste ganz in der Nähe sein. Gen Valkenhorst würde das Heer Ingrimms nicht reiten. Die Angst, dort von einer zweiten Vampir-Armee überrumpelt zu werden, war zu groß. Loreena fühlte sich beengt und zog am Bund ihrer Lederhose. Anscheinend hatte sie an Gewicht zugelegt. Dies rächte sich nun.
    „Na, na, wen haben wir denn da?“
    Sie erschrak, riss sie an den Zügeln und das Pferd blieb stehen. Ihr Blick suchte die Baumgruppe vor ihr ab. Langsam erkannte sie eine schwarze Silhouette, die aus dem Dickicht schritt – und eine Streitaxt. Weitere Männer traten zwischen den Rotbuchen und Erlen hervor. Sie trugen breite Ledergürtel über ihren nachtblauen Leinenjacken. An den Gürteln baumelten Dolche, Wurfsterne und Macheten.Ihre schwarzen Lederstiefel reichten ihnen bis zu den Oberschenkeln. Provozierend schwangen sie ihre Morgensterne. Loreena hasste das Geräusch, das durch die Luftverdrängung entstand. Als Kind hatte sie es das „Surren des Todes“ genannt, wenn sie ihrem Vater beim Übungskampf zusah.
    Der Hüne mit der Streitaxt kam auf sie zu. Er hatte eine Glatze,

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