Purpurfalter
beherzigen und Graf Schomul aus dem Weg gehen, so weit dies möglich ist. Vater braucht meine Unterstützung.“
„Schau Schomul nicht an, wenn du ihm begegnest. Das ist eine Hilfe. Doch, wie ich schon sagte, kann seine Aura bereits verzaubern. Du musst stark sein. Ingrimm braucht dich.“
„Nicht mehr lange.“ Sie öffnete ihre Lider und blickte in Gamtams milchige Pupillen. „In drei Tagen wird König Wor mit dem Heer zur Hauptstadt Firn und der Feste Nebelhorn reiten und Lomas befreien.“
Die Köchin lachte leise. „Meine Liebe, dein Bruder wird nicht deine Stellung einnehmen können. Niemals wird er in der Lage sein zu vollbringen, was du vollbringst. Du bist blinder als ich. Wo ist deine weibliche Intuition?“
„Du sprichst in Rätseln.“
Gamtam lächelte verschmitzt. „Wölfing unterwirft Küstenmark nur aus einem Grund nicht. So tuschelt man zumindest. Nach der Situation eben mag ich den Gerüchten Glauben schenken.“
Unruhig verlagerte Loreena ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Wusste die Köchin was vorgefallen war oder dachte sie rechtzeitig eingeschritten zu sein?
„Wovon sprichst du?“
„Vielleicht sind es nur Gerüchte, die mehr Schaden anrichten, als dass sie von Vorteil sind.“
„Gamtam, sprich!“
„Es wird gemunkelt, dass Graf Schomul seine Macht aus Zuneigung zur Königstochter zurückhält.“
Loreena war verwirrt und schaute genauso orientierungslos ins Leere wie Gamtam. Schließlich rieb sie sich die Augen, als wäre sie gerade erwacht und sagte: „Das kann ich alles nur träumen.“
„Ich wünschte, es wäre so, Kleines.“
„Gamtam, ich glaube diesem Gerücht nicht. Graf Schomul würde mich bei der kleinsten Dreistigkeit vernichten. Was du eben als Zeugin verfolgt hast, war nur sein Spiel mit mir. Er mag es, mich in Verlegenheit zu bringen. Von nun an werde ich versuchen, mich nicht noch einmal verunsichern und vom Kurs abbringen zu lassen.“
„Gut so.“ Die Köchin schlang die Arme um ihren Körper und streichelte in Gedanken versunken ihre Oberarme. „Er darf keine Macht über dich besitzen. Du wärst verloren und Ingrimm ebenfalls. Solltest du jedoch Einfluss auf ihn haben - glaubt man den Gerüchten - musst du vorsichtig damit umgehen. Zu leicht schlägt Zuneigung in Hass um.“
Loreena hatte mehr als genug von diesem Gespräch. Lomas würde kommen und alles zum Guten wenden. Mit Sicherheit war er in der Lage, Schomul die Stirn zu bieten. Er wusste bestimmt, was zu tun war. Mochte er auch jung sein, so genoss er dennoch ein hohes Ansehen beim Volk. Das Blut eines Anführers fließt durch seine Adern, sagte man. Das Heer wäre bereit ihm zu folgen. Treu ergeben würden sie den Kampf gegen Valkenhorst aufnehmen und an der Seite eines neuen Königs reiten, der einer von ihnen war. Doch was würde aus Wor werden? Er hatte keinen guten Stand bei seinen eigenen Gefolgsleuten.
„Ich vertraue auf meinen Bruder. In drei Tagen wird das Heer zur Befreiung aufbrechen und ich werde dabei sein - koste es, was es wolle. Nach unserer Rückkehr wird Lomas dem Grafen Schomul und der verdammten östlichen Krisis das Fürchten lehren.“
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Das Trampeln unzähliger Hufe erschallte im Innenhof. Wie aufgeschreckte Ameisen rannten die Männer durcheinander, sattelten ihre Pferde und bestückten die Sättel mit Schwertern, Lanzen und Armbrüsten. Während bei Sonnenuntergang noch Schweigen vorherrschte, schwoll die Geräuschkulisse nun, da die Nacht hereinbrach, an. Die Männer führten hitzige Gespräche über Strategien. Durch Zurufe feuerten sie sich an und schütteten sich gegenseitig Wasser über die Häupter, um wieder abzukühlen.
Die Nacht erschien winterlich kalt. Regengüsse waren tagsüber zu Nieselregen abgeebbt. Loreena stand unter einem Vordach und betrachtete die Kulisse. Die Männer waren heiß auf eine Auseinandersetzung, obwohl sie erst drei Tage vorher nach Küstenmark zurückgekehrt waren. Sie wollten Lomas wieder im eigenen Land wissen. Loreena war sich ängstlich bewusst, dass das Volk seine Hoffnung in ihren Bruder legte. Sie und König Wor hatten sie enttäuscht. Viele Sommer und Winter mussten vergehen, bevor sie das Vertrauen Ingrimms zurückgewinnen würden, falls dies überhaupt möglich war. Zu tief saßen Trauer und Wut über die freiwillige Unterwerfung. Doch König Wor würde ihnen seine Loyalität beweisen. Die Befreiung Lomas‘ war ein erster Schritt.
Loreena zog fröstelnd ihren Mantel enger um den Körper. Sie trug ihn
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