Purpurfalter
auf der ein Zeichen eingebrannt war, das Loreena nicht erkennen konnte. Er besaß keine Augenbrauen, dafür einen Schnurrbart, der rechts und links nach unten geschwungen war. Auch er trug einen Gürtel mit Handwaffen.
Unruhig wieherte ihr Schimmel und versuchte rückwärts auszuweichen, doch dort erwarteten ihn Morgensterne. Loreena war umzingelt. Sie umklammerte ihr Kurzschwert. Unter dem Mantel hatte sie es versteckt, aber nicht erwartet, es innerhalb Ingrimms benutzen zu müssen.
„Vielleicht mag die Dame absteigen und uns Gesellschaft leisten.“
Loreena bemerkte den Dialekt der westlichen Krisis. War dies bereits die Grenzwache Wahnsteins oder waren es Gesetzlose, die durch die Wälder streiften? Sie beschloss, sich in Schweigen zu hüllen.
Erneut schwang der Mann seine Streitaxt, wobei Dolche, Macheten und Wurfsterne rasselnd gegeneinander schlugen. „Es ist unfreundlich, eine Einladung unbeantwortet zu lassen.“ Er trat seitlich an den Schimmel heran und reichte ihr seine Hand. Als Loreena nicht reagierte, hob er drohend die Axt.
Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mit einer solchen Auseinandersetzung hatte sie nicht gerechnet. Wie hatte sie nur so naiv sein und erwarten können, ohne Probleme zum Lager des ingrimm’schen Heers zu reiten?
Erinnere dich an das Kampftraining mit Lomas, ermahnte sie sich. Erinnere dich!
Mit einem Satz sprang sie vom Pferd. Loreena zog das Kurzschwert unter ihrem Mantel hervor. Beide Hände hielten den Griff fest umklammert. Sie mochte nicht den Hauch einer Chance gegen diese schmierigen Burschen haben, aber niemals würde sie sich kampflos ergeben. Angespannt konzentrierte sie sich auf ihren Gegner, damit Furcht sie nicht mürbe machte.
Die Männer lachten sie aus. Grölend schlugen sie sich auf die Oberschenkel und streckten ihre Finger gierig nach Loreena aus.
Der Glatzkopf schwang seine Streitaxt. „Das Vögelchen will tatsächlich kämpfen.“ Sabbernd ließ er seine Zunge vor- und zurückschnellen.
„Fort mit dir, du Irrsinniger!“ Loreena hielt ihr Kurzschwert abwehrend vor sich. Sie wollte eher sterben, als in die Hände ihres Gegners zu fallen.
Schon hieb der Hüne mit seiner Axt nach ihr. Sie konnte gerade noch zur Seite springen um der Klinge auszuweichen. Dabei kam Loreena gefährlich nah an einen anderen Bewaffneten heran. Plötzlich sah sie die Morgensterne der Männer heruntersausen. Sie bohrten sich in den Waldboden. Loreena hatte das Gefühl, der Untergrund würde erbeben. Der Schimmel suchte verängstigt das Weite. Erneut war sie gezwungen den Waffen auszuweichen. Sie sprang von den Recken fort, die sie eingekreist hatten, landete dadurch aber wieder bei ihrem Angreifer. Dieser packte sie am Arm. Entsetzt fuhr Loreena herum und schlug seine Hand fort. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die Männer immer wieder ihre Morgensterne in den Boden Goblins hieben. Sie versuchten Loreenas Konzentration zu stören, sie einzuschüchtern, damit sie Fehler beging. Loreena musste die Burschen ignorieren. Aber konnte nicht genau das auch ihr Untergang sein? Kam sie ihnen zu nah, würde einer der Morgensterne ihr Haupt zermalmen.
Das hämische Lachen ihres Gegners ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken. Bevor Loreena ihr Kurzschwert heben konnte, donnerte die Streitaxt auf sie nieder. Für einen Sprung zur Seite war es zu spät. Sie kam nur einen halben Schritt weit. Dann traf die Klinge der Axt auf den Schwertgriff und schleuderte Loreenas Waffe weg. Das Schwert lag zu Füßen eines Wahnsteiners. Schon sauste sein Morgenstern herunter und zerschmetterte es.
„Vorbei“, dachte Loreena und stand hilflos inmitten der Angreifer.
Provozierend schwang der Mann seine Axt durch die Luft. „Das Vögelchen wird sich nun brav hinknien oder Federn lassen.“
Loreena schluckte. Was hatte dieser Bastard vor?
„Niemals.“
„Wie das Hühnchen wünscht.“ Er hieb die Axt in den Boden vor Loreena. In gespielter Ehrerbietung verbeugte er sich vor ihr. „Ein Hühnchen ohne Federn schmeckt immer besser.“ Er grinste und hob seine Axt an.
Loreena schaute verzweifelt in alle Richtungen. Lachende Fratzen umzingelten sie. Kein Entkommen war möglich. Ohne Waffe stand sie ausgeliefert inmitten der Männer, die immer noch rhythmisch ihre Morgensterne in den Waldboden hieben.
Langsam traten Schemen aus dem Dickicht hinter den Angreifern hervor. Pechschwarze Schattenbilder, die sich vor dem Morgenhimmel absetzten. Lautlose Bewegungen zwischen den Bäumen und
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