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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß die
ersten Blumen sprossen. Es war noch keine Woche vergangen, da siegte ihre
Neugierde über ihre Vernunft, und sie grub die Zwiebeln wieder aus, um
nachzusehen, ob sie schon sprießten. Und danach konnten sie natürlich nicht
mehr wachsen, weil sie sie getötet hatte.«
    Bevor Charlotte etwas darauf
entgegnen konnte, kam Jayne durch die offene Tür hereingestürzt, mit
fliegender, wirrer Mähne und gerötetem Gesicht, auf dem sich freudige Erregung, w. aber auch Angst abmalten.
    »Es ist da!« rief sie. »Das Schiff
ist da — Patrick hat es schon gesehen, und es segelt unter englischer Flagge!«
    Gideon zuckte mit den Schultern und
zwinkerte Charlotte zu, als wollte er damit sagen: Na bitte, ich habe es doch
gewußt!
    »So«, erklärte Jayne, deren
temperamentvolle Persönlichkeit wie immer die Wirkung einer Explosion besaß,
»wirst du mich nun heiraten und nach Australien mitnehmen, Gideon Rowling,
oder nicht?«
    Der Missionar lachte. »O ja,
selbstverständlich«, sagte er, und der sehr verlegenden Charlotte kam es so
vor, als ob die beiden Liebenden ihre Anwesenheit vollkommen vergessen hätten.
»Wenn du mich haben willst, schöne Jayne, werde ich dich mit Freuden heiraten.«
    Sie gingen lächelnd aufeinander zu
und reichten sich die Hände, auf solch vollkommene Weise ineinander vertieft,
daß Charlotte fluchtartig den Raum verließ. Heiße Röte überzog ihre Wangen und
das Herz klopfte ihr bis zum Hals, teils aus Neid und teils der freudigen
Erkenntnis wegen, daß nicht einmal der Tod über die Liebe triumphieren konnte.
    Charlotte eilte über den Korridor,
so schnell sie konnte, um sich das Schiff mit eigenen Augen anzusehen. Aber
dazu wollte sie keine Mauern um sich haben und kein Fensterglas, das ihre Sicht
trübte. Am oberen Treppenabsatz dachte sie, daß der schnellste Weg nach unten
über das Geländer führte, raffte die Röcke und schwang sich rittlings auf das
breite Holzgestänge.
    Am Ende der Treppe war es jedoch
nicht der vertraute Geländerpfosten, der ihren Rutsch bremste, sondern ein starker,
muskulöser Arm.
    Atemlos wandte sie sich um und
§chaute in Patricks indigoblaue Augen. Für einen Moment sah sie etwas in ihnen
aufflackern — Leidenschaft vielleicht, oder Lachen, doch schon im nächsten
Augenblick war das Gefühl verflogen, und Charlotte befürchtete, daß es nur
Einbildung gewesen war.
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du etwas
mehr an die Sicherheit meines Kindes denken würdest«, erklärte Patrick kalt.
»Ganz abgesehen davon, daß du mit deinem albernen Verhalten auch dich selbst
gefährdest.«
    Charlotte erlaubte ihm, sie vom
Geländer zu heben, wobei er nicht gerade sanft vorging, aber als sie auf der
letzten Treppenstufe stand, schob sie trotzig das Kinn vor und maß ihren Mann
mit einem gereizten Blick. »Ich wäre dir dankbar, wenn du versuchen würdest,
mir nicht auf die Nerven zu gehen, Patrick«, warnte sie, im gleichen kalten
Ton, den er ihr gegenüber angeschlagen hatte. »Ich habe deine Befehle noch nie
befolgt und werde jetzt ganz bestimmt nicht damit anfangen.«
    Als sie sich an ihm vorbeischieben
wollte, ergriff er ih Arm und hielt sie zurück.
    »Ein Schiff nähert sich der Insel«,
berichtete er. »Es segelt unter englischer Flagge, und ich vermute, daß es auf
dem Weg nach Australien ist. Ich möchte, daß du bis Sydney mitfährst und dir dort
eine Passage in die Vereinigten Staaten kaufst.«
    Wie vom Donner gerührt, starrte
Charlotte ihn an.
    »Und du?« fragte sie, als sie
endlich wieder Worte fand. »Wo wirst du sein, wenn ich ...« Wütend brach sie ab
und korrigierte sich: »Falls ich diese Reise antrete?«
    »Hier«, erwiderte er schlicht. »Mr.
Cochran wird dich begleiten, zu deinem Schutz und zu deiner Unterhaltung.«
Auch Patrick machte eine bedeutsame kleine Pause. »Und du wirst diese
Reise antreten, Charlotte, also verschwende nicht deine Zeit mit >wenn<
und >falls<,« schloß er grimmig.
    Charlottes Knie gaben nach, von
grenzenloser Verzweiflung erfaßt, ließ sie sich auf einer der Treppenstufen
nieder. Zu ihrem Erstaunen hockte Patrick sich vor sie hin und strich ihr sanft
über die Wange.
    »Ich weiß, daß meine Entscheidung
dir völlig unverständlich erscheint«, gab er mit heiserer Stimme zu. »Aber du
kannst mir glauben, Charlotte, daß es so für dich und das Kind viel besser sein
wird.«
    Eine überwältigende Trauer stieg in
ihr auf und fand ihren Ausbruch in Tränen und Zorn. »Das denkst du, Patrick
Trevarren!« schluchzte

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