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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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übrigen entstand
Gemurmel, und schließlich trat einer von ihnen vor.
    Charlotte wich unwillkürlich einen
Schritt zurück. »Hallo«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Hallo«, erwiderte der Seemann
grinsend. Sein Akzent verriet, daß er Amerikaner war. Er war von mittlerer Statur
und unbestimmbarem Alter und trug sein braunes Haar so kurz geschnitten, daß es
wie Stacheln von seinem Kopf abstand. »Was haben Sie in Riz zu tun, Miss?«
fragte er.
    Charlotte war ängstlich, aber auch
begierig, die Reise anzutreten. Je eher sie aufbrach, desto eher würde sie
Patrick einholen. »Das ist meine ganz persönliche Angelegenheit«, erwiderte
sie. »Sie brauchen nur zu wissen, daß ich hinfahren will und für meine
Überfahrt bezahlen kann. Wie ist Ihr Name, bitte?«
    Er wirkte überrascht, anscheinend
hatte er geglaubt, Herr der Situation zu sein. »Mabrey, Jack Mabrey.«
    »Mein Name ist Mrs. Patrick
Trevarren«, erklärte Charlotte höflich lächelnd und freute sich, als sie
Mabreys pockennarbiges Gesicht erblassen sah. »Sie dürfen mich Mrs. Trevarren
nennen, sofern ein Grund besteht, das Wort an mich zu richten. Aber das
Steuern Ihres Schiffs wird Sie vermutlich so in Anspruch nehmen, daß Ihnen
keine Zeit zum Plaudern bleibt.«
    Das lüsterne Glitzern wich aus
Mabreys Augen, und sein Adamsapfel zuckte aufgeregt. »Warum wollen Sie ein Boot
anheuern, wenn Sie einen reichen Kapitän zum Mann haben?«
    Charlotte seufzte ungeduldig. »Sein
Schiff, die Enchantress, liegt im Trockendock. Ich bin sicher, daß er
bereits ein anderes Schiff übernommen hat und ohne mich losgesegelt ist.«
    Mabrey rieb sich das stoppelige
Kinn. »Wieviel zahlen Sie?«
    Charlotte zeigte ihm zwei
Goldstücke. »Sie bekommen eins bei der Abfahrt und das andere, sobald wir
angekommen sind«, erwiderte sie entschieden.
    »Sie wollen doch nicht etwa Ihren Mann
verlassen?« fragte Mabrey argwöhnisch, obwohl ihm die Gier nach den Goldstücken
anzusehen war. »Ich will keinen Ärger mit jemandem wie Trevarren, nicht einmal,
wenn ich mir damit das Geld für einen ganzen Monat Trinken verdienen kann.«
    »Er wird nie erfahren, daß Sie mich
hinübergefahren haben«, versprach Charlotte und unterzog den Mann noch einmal
einer gründlichen Musterung. Er war alles andere als präsentabel; unter
normalen Umständen hätte sie nicht einmal die Straße mit ihm überquert. »Lassen
Sie sich allerdings eins gesagt sein«, fügte sie warnend hinzu. »Sollte Ihr
Verhalten vor, während oder nach der Überfahrt in irgendeiner Weise zu wünschen
übrig lassen, wird Captain Trevarren davon erfahren. Und dann wird er nicht
eher ruhen, bis Sie Ihren Fehler mit Blut bezahlen!«
    Mabrey befeuchtete seine Lippen,
zögerte und nickte dann. »Er wird keinen Anlaß haben, mir etwas vorzuwerfen«,
sagte er, und Charlotte blieb nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.
    »Wo ist Ihr Schiff?« fragte sie.
    Mr. Mabrey ging zum Pier voraus und
deutete auf das schäbigste aller Boote, kaum größer als jenes, das Charlotte
und Millie als Kinder benutzt hatten, um Fische im heimatlichen Teich zu
fangen. Nach Steuerbord hin hatte es starke Schlagseite, und selbst aus der
Entfernung konnte Charlotte die verrotteten Stellen an den Planken sehen.
    Die Vorstellung, in diesem
armseligen Boot von Haien wimmelnde Gewässer zu überqueren, war zu
erschreckend, daß sie fast von ihrem Plan zurückgetreten wäre. Aber dann sah
sie ein Segelschiff am Horizont, kleiner als die Enchantress, schlank
und schnell, und ihr Instinkt sagte ihr, daß Patrick den Klipper steuerte.
Schnelles Handeln war jetzt angesagt, wenn sie nicht für den Rest ihres Lebens
bereuen wollte, ihrem Mann nicht gefolgt zu sein.
    »Schnell!« rief sie und zerrte
aufgeregt an Mabreys Ärmel.
    Der Mann zuckte die Schultern und
ging voran. Als Charlotte sein Boot aus der Nähe sah, erlebte sie erneut einen
flüchtigen Augenblick des Zweifels, doch dann biß sie die Zähne zusammen und
folgte Mabrey über die schmale Rampe an Bord.
    Der Gestank auf dem Boot war fast
noch schlimmer, und der einzige Mast ächzte bedrohlich, als Mabrey das Segel
setzte, aber jetzt führte kein Weg mehr zurück. Charlotte gab dem Mann ein
Goldstück und stellte sich an den Bug, um den schnellen Segler am Horizont
nicht aus den Augen zu verlieren.
    Doch schon bald verschwand der
Klipper aus ihrer Sicht, und je weiter sie sich von der Küste entfernten, desto
stärker wurde der Seegang. Charlottes Magen begann zu revoltieren, und

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