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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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Nach einem
kargen Frühstück aus trockenem Brot und etwas Obst zog sie sich an und ging in
das improvisierte Lazarett, um nach den Männern zu sehen.
    Zu ihrer Überraschung war es Patrick
und nicht Cochran, der an einem der Krankenlager saß, das Gesicht in den Händen
vergraben.
    Sie trat hinter ihn und berührte
seine Schultern. Sie wußte, was der Anlaß seiner Verzweiflung war; er fühlte
sich verantwortlich für die Leiden seiner Mannschaft. »Es ist nicht deine
Schuld, Patrick«, sagte sie leise.
    Er sprang auf, als hätten ihre
Finger seine Haut verbrannt, entfernte sich aus ihrer Reichweite und kehrte ihr
den Rücken zu.
    »Wir erreichen bald die Insel«,
sagte Charlotte, um ihm die gleiche Hoffnung einzuflößen, die er ihr am Abend
zuvor vermittelt hatte.
    Nun drehte er sich endlich um,
schwankte leicht und winkte Charlotte beiseite wie ein lästiges Insekt.
»Morgen«, bestätigte er mit einer Stimme, die sie fast nicht erkannte. »Aber
ich werde das Schiff nicht eher verlassen, bis der letzte Mann an Land gebracht
wird, und das kann Wochen dauern.«
    »Aber du sagtest doch ...«
    »Ich sagte, daß du an Land gehen
wirst, und so wird es sein. Zwar setze ich damit das Leben aller Inselbewohner
aufs Spiel, aber etwas anderes kann ich nicht tun. Wir anderen jedoch bleiben
auf dem Schiff, bis die Gefahr gebannt ist.«
    Charlotte ging auf Patrick zu, weil
sie ahnte, was geschehen würde, doch bevor sie ihn erreichte, erlitt er einen
Zusammenbruch und stürzte krachend auf den Boden. Mit einem gellenden Schrei
warf Charlotte sich über ihn, und es bedurfte Mr. Cochran und mehrerer anderer
Männer, um sie von ihm zu entfernen.

Sechzehn
    Pechfackeln erhellten die Inselküste wie der
schimmernde Glanz der Sterne die dunkle Nacht. Für die Mannschaft der Enchantress jedoch hätte sich das Land auch auf der anderen Seite des Monds befinden
können, so unerreichbar war es für sie, weil keiner das Schiff zu verlassen
wagte.
    Charlotte stand mit hängenden
Schultern an der Reling, am Ende ihrer Kräfte angelangt. Obwohl sie selbst wie
durch ein Wunder verschont geblieben war, lag Patrick seit Tagen in tiefster
Bewußtlosigkeit, und zu der Sorge um ihn kam die Angst um ihr ungeborenes Kind.
Niemand wußte, ob es durch die Seuche Schaden erlitten hatte oder nicht, und
Charlotte wußte, daß sie keine Ruhe finden würde, bis ihr Kind sich bewegte und
sein Vater wieder auf den Beinen war.
    In einem plötzlichen Anfall von
Rebellion spuckte sie ins Meer und schüttelte die Faust. »Das ist für den
Teufel!« sagte sie zu Cochran, der neben ihr stand, dann schrie sie in die
Nacht hinaus: »Du wirst nicht siegen, Luzifer, also fahr zur Hölle, wohin du
gehörst, und laß uns in Ruhe!«
    Mr. Cochran lachte, aber es klang
eher traurig als belustigt. »Sind Sie wirklich so unerschrocken, daß Sie den
Teufel persönlich herausfordern würden, Mrs. Trevarren?«
    »Ja«, erwiderte Charlotte, raffte
ihre Röcke und kehrte in ihre Kabine zurück, um sich der Pflege ihres Mannes zu
widmen.
    Patrick lag auf dem Bett, grau wie
der Tod und in Schweiß gebadet. Zum hundertsten Mal vielleicht an diesem Tag
kühlte Charlotte Patricks Gesicht und Oberkörper mit feuchten Tüchern.
    »Patrick?« flüsterte sie, und
diesmal, zum erstenmal seit vielen Tagen, reagierte er und öffnete die Augen.
Doch was Charlotte in ihnen sah, beruhigte sie nicht. Seine Seele schien sich
auf dem Rückzug zu befinden, auf dem Rückzug aus dem Leben. Tränen brannten in
ihren Augen, als sie seine fieberheiße Hand ergriff.
    »Du bist zu Hause«, sagte sie zärtlich.
»Wir liegen vor Anker — in der Bucht vor deiner Insel.«
    Patrick seufzte. »Gut«, sagte er.
»Wie fühlst du dich, Charlotte?« fragte er dann heiser. »Und wie geht es
unserem Kind?«
    Sie küßte ihn auf die blasse Stirn.
»Mir geht es gut, Mr. Trevarren, und dein Kind ist da, wo du es hinterlassen
hast.«
    Das veranlaßte ihn zu einem Lächeln.
»Das ist gut«, murmelte er. »Und die Männer? Wie viele haben überlebt?«
    Charlotte hätte Patrick gern die
Wahrheit erspart, aber das wäre unverantwortlich gewesen. »Sechsundzwanzig«,
erwiderte sie.
    »Dann sind vierzehn gestorben!«
Patrick schloß die Augen, eine einzelne Träne rollte über seine Wange.
    Charlotte drückte seine Hand. »Ja«,
sagte sie, »aber das Schlimmste ist überstanden. Fünf der Männer, die
erkrankten, befinden sich auf dem Wege der Besserung.«
    Ernst schaute Patrick sie an. »Falls
ich sterbe, möchte ich auf

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