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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
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unternahm
nicht einmal den Versuch.
    Charlotte ging ihm aus dem Weg, was
nicht schwer war, da auch er bemüht schien, ihr nicht zu begegnen. Oft fragte
sie sich, ob sie zu ihm gehen und versuchen sollte, Frieden zwischen ihnen zu
schaffen, aber es war eine Idee, die ihr gegen den Strich ging. Immerhin war er
derjenige gewesen, der die arabische Formel benutzt hatte, um eine Scheidung
durchzusetzen...
    Trotz allem vermißte sie ihn sehr,
und das nicht nur in ihrem Bett. Sie trauerte um die stumme Verständigung, die
zwischen ihnen entstanden war, um ihr gemeinsames Lachen und sogar um ihre
Unstimmigkeiten.
    Die Enchantress glitt anmutig
an der afrikanischen Küste vorbei, ein warmer Wind blähte ihre Segel. Tagsüber
stand Charlotte oft stundenlang an der Reling und hielt nach Elefanten, Zebras
und Löwen Ausschau, abends aß sie allein in ihrer Kabine, und nachts schlief
sie in ihrem viel zu großen Bett. Manchmal fand sie Hinweise darauf, daß
Patrick in der Kabine gewesen war, um ein Buch oder ein Kleidungsstück zu
holen, aber meistens hielt er sich auf der entgegengesetzten Schiffsseite auf.
    Charlottes Alpträume setzten sich
fort und hinterließen stets ein Gefühl nahenden Unheils, obwohl sie sich nie an
Einzelheiten erinnerte, wenn sie erwachte.
    Sie befanden sich bereits viele Tage
auf See und segelten nach Osten, in Richtung Südsee, als die erste Ratte
auftauchte.
    Cochran selbst hatte das tote Tier
bei einer Nachtwache entdeckt. Der Nager hatte seine sämtlichen Innereien
erbrochen und blutete aus den Ohren. Es war ein solch scheußlicher Anblick, daß
sogar Cochran, der an vieles gewöhnt war, sich übergeben mußte.
    Er fühlte sich sehr schwach danach
und war bemüht, nicht auf die ekelerregenden Überreste des Tiers zu treten, als
er an ihm vorbeihastete, um den Kapitän zu wecken.
    Patrick war übelster Laune. Seit Wochen
hatte er kein freundliches Wort mit Charlotte gewechselt und schon gar nicht
mir ihr das Bett geteilt. Er schlief nur ungern in der engen Kabine, die für
zahlende Passagiere reserviert war; die Decke war so niedrig, daß er ständig
mit dem Kopf dagegenstieß.
    Er war wach und saß bei einem Glas
Brandy, als ein Pochen an der Tür erklang und er Cochrans Stimme hörte.
    »Mach auf, Captain! Schnell!«
    Beunruhigung erfaßte Patrick, als er
die Panik in der Stimme seines ersten Maats vernahm. Cochran hatte sämtliche
Weltmeere bereist und schon viel gesehen; er war kein Mensch, der leicht zu
erschüttern war.
    »Du lieber Himmel, was ist denn
los?« murmelte Patrick, als er den Riegel zurückschob. Er war zwar nicht
betrunken, aber doch leicht benommen und daher etwas unsicher auf den Beinen.
    »Komm mit!« sagte Cochran, auf
dessen Stirn trotz der relativ kühlen Tropennacht dicke Schweißperlen
glitzerten. »Sofort!«
    »Was . .?«
    »Komm!« beharrte der erste Maat.
    Patrick folgte ihm an Deck, wo Cochran
eine Laterne vom Haken nahm und über eine ekelerregende Masse geronnen Bluts
hielt, die einmal eine Ratte gewesen war.
    Der Gestank war noch schlimmer als
der Anblick. Patrick wandte den Kopf ab und schluckte die Galle, die in seiner
Kehle aufstieg. »Was schließt du daraus?« fragte er. »Ist es die Pest?«
    »Keine Ahnung, Captain. Ich weiß
nur, daß es eine Gefahr für die gesamte Mannschaft bedeutet.«
    »Und für Charlotte«, flüsterte
Patrick. Und unser Kind. »Jemand soll das Tier fortschaffen und das Deck
mit Lauge schrubben. Morgen früh suchen wir das Schiff nach weiteren Kadavern
ab.«
    »Ich bin überzeugt, daß wir welche
finden werden«, sagte Cochran. Er klang wie ein Mann in Trance.
    Patrick weckte den Koch und ließ ihn
Wasser kochen. Dann kehrte er in seine Kabine zurück, zog sich aus und
wusch sich gründlich. Aber die Erinnerung an die kranke Ratte war damit nicht
auszulöschen, sie sollte ihn noch lange Zeit verfolgen.
    Als er sauber war und frische
Kleider trug, ging er zu Charlotte, klopfte und wartete ungeduldig, bis sie
den Riegel zurückschob und die Tür öffnete.
    »Patrick?« Es klang erstaunt. »W-was
ist?«
    Er stieß die Tür auf und trat ein.
In ihrem spitzenbesetzten Nachthemd und mit dem langen Haar, das ihr in weichen
Wellen auf die Schultern fiel, bot sie einen verführerischen Anblick. Ihre
goldbraunen Augen waren groß vor Erstaunen, aber es lag auch ein gewisser
Triumph in ihrem Blick.
    Patrick brachte es nicht über sich,
ihr von der Ratte zu erzählen und ihr zu erklären, was ihr grausamer Tod für
das Schiff bedeuten konnte. Er

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