Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
und betraten das Haus
durch eine breite Flügeltür. Der Fußboden der Eingangshalle war mit grünem
Marmor ausgelegt, und an einer Wand hing ein Seidenteppich, der mit Sicherheit
aus dem sechzehnten Jahrhundert stammte.
Patricks private Räume nahmen die
ganze Vorderfront des Hauses ein, und das riesige Bett, mit einem schneeweißen
Moskitonetz bespannt, überblickte das Meer. Drei breite Glastüren führten auf
eine Terrasse hinaus, die mit einem Marmortisch, Stühlen und zahlreichen
Topfpflanzen versehen war.
Die Inselbewohner hoben Patrick von
der Bahre und legten ihn aufs Bett. Als Charlotte an seine Seite trat, stieß
sie fast mit der Haushälterin zusammen, die die gleiche Idee gehabt hatte.
»Ich bleibe bei ihm«, sagte sie
scharf, als sie den herausfordernden Blick in Jacobas Augen las.
Patrick richtete sich auf.
»Charlotte bleibt«, erklärte er.
Jacoba seufzte. »Sehr wohl«,
erwiderte sie und maß Charlotte mit einem langen Blick. »Sie sind schwach und
mager wie ein Vogelbaby«, verkündete sie schließlich. »Sie werden dem Captain
keine Hilfe sein, wenn Sie sich nicht ausruhen und etwas Fleisch auf Ihre
Knochen kriegen. Ein heißes Bad würde Ihnen auch nicht schaden, wenn Sie mir
die Bemerkung gestatten.«
Charlotte lächelte schwach. »Würde
es etwas ändern, wenn ich es nicht täte?«
Jacobas Augen wurden schmal, dann
stieß sie ein schallendes Gelächter aus, das die Spannung ein wenig milderte.
»Nein, nicht viel. Wenn Sie in diese Richtung gehen, finden Sie ein Badezimmer,
und ich werde Ihnen saubere Kleider besorgen.«
»Ich habe genug Kleider an Bord ...«
Jacoba unterbrach sie
kopfschüttelnd. »Zwecklos. Wir werden auskochen, soviel wir können, aber der Rest
muß verbrannt werden.«
Charlotte dachte mit Bedauern an
ihre schönen, neuen Kleider, aber das war im Augenblick nur nebensächlich.
»Was wird mit der Besatzung geschehen?« fragte sie. »Viele sind noch krank.«
»Unten am Strand liegt ein altes
Farmhaus, dort können die Männer gepflegt werden, bis die Seuche überwunden
ist.«
Charlotte nickte und machte sich auf
den Weg zum Badezimmer.
Der Luxus, den sie hier erblickte,
verblüffte sie, dergleichen hatte sie nicht einmal in Khalifs Palast gesehen. Eine
große, in den Boden eingelassene, mit Keramikkacheln ausgelegte Wanne
dominierte den Raum, und es war sogar eines jener neumodischen Klosetts mit
Wasserspülung vorhanden. Üppige Grünpflanzen in hübschen Tontöpfen säumten
eine Wand, und ein hohes, bogenförmiges Fenster bot einen atemberaubenden Blick
auf Strand und Meer.
Charlotte zog sich aus und wusch
sich mit parfümierter Seife. Sie hatte sich gerade abgespült, als ein
lächelndes Dienstmädchen mit kaffeebrauner Haut eintrat und ihr Handtücher und
ein weißes Kleid brachte.
»Hallo«, sagte Charlotte, dankbar
für das Lächeln, weil sie eine Fremde in diesem Paradies war und nicht sicher,
willkommen zu sein. »Ich bin Charlotte Trevarren.«
Das Dienstmädchen knickste. »Ich bin
Mary Fängt-viel-Fisch«, sagte sie. »Miss Charlotte möchte Essen?«
Charlottes Magenknurren war Antwort
genug. »O ja, gern.« Sie nahm dem Mädchen eins der Handtücher ab und bedeckte
damit züchtig ihren Körper, bevor sie aus der Wanne stieg.
»Ich bringe Essen auf Terrasse«,
sagte Mary und ging hinaus.
Charlotte kleidete sich an und ging
dann zu Patrick. Jacoba saß neben ihm und flößte ihm Fleischbrühe ein. Bei
Charlottes Eintreten leuchteten seine Augen freudig auf, er streckte die Hand
nach ihr aus, und Charlotte ging zu ihm.
»Er braucht ein Bad«, bemerkte die
Haushälterin spitz.
Patrick lachte. »Sie hat recht, ich
rieche wie ein Kame!«
»Schlimmer«, versicherte Charlotte
und küßte ihn zärtlich auf die Stirn. »Ich kümmere mich persönlich um das Bad
meines Mannes«, sagte sie zu Jacoba. Als Mary mit einem Tablett eintrat, küßte
Charlotte Patrick und folgte dem Dienstmädchen auf die Terrasse.
»Ich brauche viel heißes, sauberes
Wasser für den Captain«, sagte sie zu Mary, bevor sie sich an den Tisch setzte.
Eine Auswahl frischer, exotischer Früchte erwartete sie auf dem Tablett, dazu
kaltes Huhn und ein zart gewürztes Reisgericht.
»Ja, Miss Charlotte«, erwiderte Mary
mit einer Verbeugung. Charlotte war so hungrig, daß sie zitterte, aber nach dem
Essen fühlte sie neue Kraft in sich erwachen, obwohl sie müde war. Nachdem sie
sich vergewissert hatte, daß mehrere Eimer mit dampfend heißem Wasser
bereitstanden, begann sie Patrick, der
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