Quarantaene
Adam Sandoval, 65, Besitzer eines Haushaltswarengeschäfts in Loveland, Colorado, der inzwischen seine Absicht gestanden hatte, sein Flugzeug direkt in die O/BEK-Anlage von Blind Lake (auch genannt die »Alley«) zu steuern, um eine weitere Erscheinung wie die, deren Lockungen seine Frau erlegen war, zu verhindern. (Sandovals Frau war eine Pilgerin gewesen, verschwunden und mutmaßlich zu Tode gekommen, nachdem sie mit einer Gruppe Gleichgesinnter in das Crossbanker Artefakt eingedrungen war.)
Chris hatte Adam Sandoval während des sich an die Abriegelung anschließenden Arrests in Provo kennengelernt. Sandoval hatte sich von seinem Koma und den Verbrennungen erholt, wenn auch seine Haut an den Stellen, wo sie wiederhergestellt worden war, noch schrecklich rosa aussah. Er hatte sich zerknirscht über den verhinderten Selbstmordversuch gezeigt, bewahrte aber eine aggressive Einstellung, was das Verschwinden seiner Frau betraf.
Als ihm eines Abends bei einem zufälligen Zusammentreffen in Provo Sebastian Vogel vorgestellt wurde, weigerte sich Sandoval, Sebastian die Hand zu schütteln. »Meine Frau hat Ihr Buch gelesen«, sagte er, »kurz bevor sie beschloss, loszuziehen und nach Transzendenz zu suchen, was immer dieses beschissene Wort bedeuten soll. Denken Sie eigentlich nie daran, was aus den Leuten wird, denen Sie Ihren Blödsinn verkaufen?«
Vergangene Woche hatten Sebastian und Sue Provo verlassen, um einen gemeinsamen Hausstand in Carmel zu gründen, wo ein Bekannter Sue eine Stellung in einem Immobilienbüro angeboten hatte. Sebastian verweigerte sich allen Interviewanfragen und verkündete, dass es keinen Folgeband zu Gott & das Quantenvakuum geben werde.
EREIGNIS IN BLIND LAKE AUSLÖSER FÜR
MILITÄREINSATZ UND RETTUNGSAKTION
ISOLIERTE AN UNBEKANNTEN ORT VERLEGT,
UM UNTER QUARANTÄNE GESTELLT
UND BEFRAGT ZU WERDEN
Die »Rettungsaktion« war ein furchterregendes Zusammentreiben gewesen, ins Werk gesetzt, sobald das Auge in Blind Lake sich in das schon vertraute symmetrische Seesterngebilde umzuwandeln begonnen hatte. »Quarantäne« bedeutete sechs weitere Monate Gefangenschaft im Rahmen der frisch verabschiedeten Bestimmungen zur Öffentlichen Sicherheit. Mit »Befragung« war eine Reihe von Verhören gemeint, durchgeführt von gut gekleideten und wohlmeinenden Regierungsvertretern, die alles aufzeichneten und oft ein und dieselbe Frage zweimal stellten.
Ein Großteil der Bevölkerung von Blind Lake zeigte sich kooperationswillig. Jeder, der die Abriegelung durchlebt hatte, wusste etwas zu erzählen.
Die letzte und jüngste Ausgabe von Chuck Hausers Nachrichtenmagazinen enthielt keine reißerischen Schlagzeilen, dafür aber im hinteren Teil einen Gastkommentar:
Was wir wissen und was nicht: Ausblick einer Überlebenden.
… und während die Angst abklingt, können wir mit einer Bestandsaufnahme dessen beginnen, was wir gelernt haben und was uns vorerst noch unverständlich ist.
Etwas Folgenschweres hat sich ereignet, etwas, das sich einem unmittelbaren Begreifen widersetzt. Man sagt uns, mit unseren am weitesten fortgeschrittenen Computern hätten wir etwas geschaffen, das recht eigentlich eine neue Lebensform ist – oder aber wir hätten einer neuen Generation einer sehr alten Lebensform zur Existenz verholfen, einer Lebensform, die vielleicht älter ist als die Erde selbst. Die inzwischen zerstörten Anlagen in Crossbank und Blind Lake haben uns überzeugende Anhaltspunkte dafür geliefert, dass dieser gleiche Prozess sich bereits auf zwei Leben tragenden Welten in der näheren Nachbarschaft unseres Planeten ereignet hat und vielleicht noch häufiger in der gesamten Galaxie.
Doch die »Seesterne« – fällt uns wirklich kein eleganterer Name ein für diese wirklich wundervollen Gebilde? – scheinen wenig Interesse daran zu haben, mit uns in Kontakt zu treten, geschweige denn, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen. Auf UMa47/E haben wir das Beispiel einer intelligenten Kultur, die (vermutlich) über Jahrhunderte mitden Seesternen koexistiert hat, ohne wesentliche Interaktion.
Und so gewinnen Überlegungen an Überzeugungskraft, denen zufolge die Seesterne nicht nur eine gänzliche neue Lebensform repräsentieren, sondern auch eine neue Form des Bewusstseins. die nur wenige Schnittstellen mit unserer eigenen aufweist. Wir haben tief in den Himmel hineingeblickt, mit anderen Worten, und sind dabei schließlich an die Grenzen des Verstehbaren gestoßen.
Aber es gibt auch das
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