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Quellen innerer Kraft

Quellen innerer Kraft

Titel: Quellen innerer Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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lebendigen Quelle. Und er führt uns voll Erbarmen zu den Quellen seines Heils. (Vgl. Jes 49,10) Beim Propheten Jeremia nennt Gott sich selbst eine Quelle lebendigen Wassers. Doch die Menschen verschmähen diese Quelle. Sie haben sich lieber Zisternen mit Rissen gegraben, die das Wasser nicht halten können. (Jer 2,13) Gott droht dem Volk Unheil an, weil es ihn verlassen hat. Und als Bild des Unheils benutzt der Prophet Hosea das der Quellen, die vertrocknen. (Hos 13,15) Wie zur Zeit des Propheten Hosea verkünden auch heute falsche Propheten Quellen, die schnell austrocknen. Sie preisen uns Wege an, wie wir glücklich werden können. Doch wenn die Anfangseuphorie des neuen Weges verflogen ist, entpuppt sich die verheißene Quelle als Zisterne mit Rissen, aus denen das Wasser entweicht.

    Der Prophet Ezechiel sieht in einer Vision eine Tempelquelle, die unter der Schwelle des Tempels hervorströmt und so reichlich Wasser spendet, dass ein großer Strom entsteht, der sich ins Meer ergießt. Das Wasser aus der Tempelquelle macht das salzige Meerwasser gesund. „Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können, und sehr viele Fische wird es geben. Weil dieses Wasser dort hinkommt, werden die Fluten gesund; wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben.“ (Ez 47,9) Die Kirchenväter haben diese Vision auf die Seite Jesu gedeutet, aus der beim Tod am Kreuz Blut und Wasser strömen. Jesus ist der wahre Tempel. Das Wasser, das aus der Quelle seines Herzens fließt, macht unser verwundetes Leben heil und gesund und schenkt uns die Fülle des Lebens.

    Im letzten Buch des Neuen Testamentes, im Buch der Offenbarung, wird das Heil, das Christus uns schenkt, mit dem Bild der Quelle beschrieben. „Das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt.“ (Offb 7,17) Christus selbst wird uns zu den Quellen leiten, aus denen wir das Wasser trinken dürfen, das uns lebendig macht. In der Schlussvision lädt uns Christus, der auf dem Thron sitzt, ein: „Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.“ (Offb 21,6)

    Die verschiedenen Bibelstellen, die ich hier aufgeführt habe, laden dich ein, sie zu meditieren und zu verinnerlichen. Wenn du die biblischen Bilder der Quelle in dich eindringen lässt, wirst du in Berührung kommen mit der inneren Quelle. Es ist immer eine heilende und erfrischende, eine belebende und befruchtende Quelle. Wir brauchen die biblischen Worte, damit sie uns an die inneren Quellen erinnern und sie wieder neu in uns zum Strömen bringen. Für die Bibel ist Gott die eigentliche Quelle, aus der wir schöpfen. Wenn wir aus dieser göttlichen Quelle trinken, werden wir heil und gesund. Wenn wir aus trüben Quellen trinken, werden wir krank. Wenn unsere inneren Quellen verschüttet sind, wird unser Leben unfruchtbar. Wir erstarren. Es strömt nichts mehr in uns. Das Wasser des Lebens ist frisches und erfrischendes Wasser, nicht abgestandenes und schal gewordenes, wie es in den Zisternen aufbewahrt wird. Gott ist immer ein lebendiger Gott. Und Gott bleibt für uns nur lebendig, wenn wir seine Quelle strömen lassen, wenn wir aus ihr trinken, um selbst zu einer Quelle für andere zu werden.

6. Quellen, aus denen ich schöpfe
     
    B ei Kursen werde ich oft gefragt, aus welchen Quellen ich selber schöpfe. Wenn die Leute mitbekommen, was meine Tätigkeit im Kloster ist und was ich nach außen wirke, meinen sie immer, das sei zuviel. Ich habe aber persönlich nicht das Gefühl, dass ich überfordert oder gestresst bin. Ich weiß, dass das nicht mein Verdienst ist. Wenn ich mir heute Rechenschaft darüber ablege, aus welchen Quellen ich in all den Jahren geschöpft habe und heute noch schöpfe, kann ich nur dankbar zurückschauen auf das, was mir geschenkt worden ist durch meine Eltern, durch meine Mitbrüder, durch Freunde und Freundinnen und letztlich durch Gott. Er ist und bleibt die eigentliche Quelle meines Lebens.

    Ich bin dankbar für meine Kindheit. Die Begleitung vieler Menschen, die mir von ihrer nicht immer einfachen Kindheit erzählt haben, lässt mich umso dankbarer auf die Zeit und die Umstände zurückblicken, in der ich aufwachsen durfte. Wir waren sieben Kinder. Da war immer etwas los, und ich habe mich nie allein gefühlt. Mein Vater war ein tief religiöser Mann. Aber er hat auch sein Leben bewältigt. Es gehörte Mut dazu, als

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