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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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er schon sein.«
    »Ganz schön viel los, zwischen den Tagen, oder?«
    Der Portier erhob sich, klopfte den Schnee von seinem Mantel und nickte. »Noch. Aber nächstes Jahr wird in Wiessee die große Yogaklinik gebaut. Das werden wir hier auch spüren.«
    »Aha, eine Yogaklinik. Was ist das?«
    Der Portier grinste. »Da bekommst du Öl in den Arsch. Und dann auch aufs Gesicht. Und dabei machst du halt Yoga.«
    »Ach, Ayurveda.«
    »Genau. Aloweda.«
    Eine Limousine erschien hinter einer Schneewand, die dicht vor dem Hotel aufgehäuft war, und rollte auf den Vorplatz. Sofort wandte sich der Portier dem Wagen zu. Es war ein Bentley mit Düsseldorfer Kennzeichen, der vor dem Eingang hielt. Eine braun gebrannte Frau mit viel Glitzer, Pelz und einer blau getönten Sonnenbrille stieg aus. Ein noch älterer Herr mit einer zu engen roten Hose und einer rosa Daunenjacke wuchtete sich auf der anderen Seite auf die vom Portier geöffnete Tür. Ohne Gruß und Dank verschwanden beide im Hotel.
    »Und wer baut die Klinik?«, fragte Quercher.
    »Soweit ich weiß, baut der Schlickenrieder dort, zusammen mit einem Immobilientyp aus München.«
    Quercher verstand nicht. »Doch nicht der Schlickenrieder? Der Elektriker?«
    »Doch, genau der. Zusammen mit dem Brunner.«
    Quercher zuckte zusammen. Zum dritten Mal hörte er diesen Namen. Der Portier stieg in den Bentley und fuhr ihn nur wenige Meter weiter auf einen Parkplatz neben dem Hotel, wo auch Querchers Wagen stand.
    Quercher öffnete die Beifahrertür des Mercedes und Lumpi sprang ins Innere. Solange sich die Leiche beim Bestatter befand, konnte er sie nicht untersuchen. Aber vielleicht konnte er mehr über die Verbindung zwischen Andi Birmoser und diesem Brunner herausfinden. Quercher nahm sein Handy und ließ sich über die Auskunft mit Christl Birmoser verbinden.
    »Hallo, Frau Birmoser, Max Quercher hier. Mein herzliches Beileid.«
    Stille.
    »Ich bin der Polizist, der …«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, unterbrach ihn Christl Birmoser. »Sie sind hier, um sich um die Leiche auf dem Berg zu kümmern.« Seine Anwesenheit im Ort musste sich bereits herumgesprochen haben.
    Ihre Stimme klang erstaunlich gefasst. »Wissen Sie, wo ich wohne?«
    Quercher verneinte.
    »Es ist die Straße, in der sich auch die Gärtnerei befindet. Das Haus Christl auf der rechten Seite, wenn Sie vom See her kommen. Ich mache Ihnen einen Kaffee.«
    Quercher wurde heiß. Er hatte mit Christl Birmoser reden wollen. Nun schien es aber fast so, als hätte sie auf seinen Anruf gewartet. »Dann bin ich in zehn Minuten bei Ihnen.«
    »Gut, Herr Quercher, ich verlasse mich auf Sie.« Sie legte auf, noch ehe er sich verabschieden konnte.

Kapitel 10
    Bad Wiessee, Dienstag, 19.   12., 16.15   Uhr
    Nachdenklich fuhr Quercher nach Bad Wiessee zurück. Die Berge, die sonst den See in Form einer Krone umgaben, waren nicht zu sehen. Auch der Wallberg, der von seiner Silhouette her einem mittelamerikanischen Vulkan glich und alle anderen Berge überragte, war hinter dichtem Schneefall verborgen.
    Die Bundesstraße, die durch den Ort führte, war verstopft. Die ersten Touristen aus den nördlichen Bundesländern standen Stoßstange an Stoßstange, um in die Wintergebiete Österreichs zu gelangen. Fuhren sie um den See, sparten sie sich die Maut auf der österreichischen Autobahn. Ein Volk der Knauser und Rabattjäger, dachte Quercher angewidert. Er fuhr einen nur Ortskundigen geläufigen Umweg, der ihn direkt zum Haus von Christl Birmoser führte. Als er aus dem Wagen stieg, atmete er tief durch. Das würde kein Kondolenzbesuch werden. Vielmehr war es eine nicht legale Zeugenvernehmung.
    Christl Birmoser trug schon Schwarz und führte ihn in die sogenannte Zirbelstube, einen Wohnbereich, der komplett mit dem hochwertigen Holz aus Südtirol eingefasst war. An so etwas scheiden sich die Geister, dachte Quercher. Für Menschen wie Pollinger war so etwas der Inbegriff der Gemütlichkeit. Ihm selbst war es immer wie ein Sarg vorgekommen.
    Quercher hatte Christl Birmoser, als er hier aufwuchs, nie wahrgenommen. Sie gehörte zum Inventar des Dorfes. Sie kam nicht von hier, sondern war ursprünglich aus Leipzig hierhergezogen, hatte zeit ihres Lebens die Buchhaltung ihres Mannes erstellt und war über das Zerwürfnis zwischen Sohn und Vater krank geworden. Sie litt an einem deutlich sichtbaren Hautausschlag, den sie mit einem Rollkragenpullover zu verdecken versuchte. Aber Quercher sah die offenen Hände, die vom Kratzen wund

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