Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
dir!“
Thor stand da, zerrissen. Er wollte seinem Vater gegenüber nicht ungehorsam sein, aber er musste mit ihm sprechen. Sein Herz raste, während er mit sich selbst rang. Er beschloss, es wäre am besten, zu gehorchen, die Schwerter zu bringen, und erst dann seinen Vater zu konfrontieren. Gleich mit Ungehorsam anzufangen, würde nicht hilfreich sein.
Thor rannte ins Haus, durch die Hintertüre hinaus, und weiter zum Waffenverschlag. Er fand die drei Schwerter seiner Brüder, jedes einzelne ein Objekt reinster Schönheit, gekrönt mit den feinsten Silbergriffen; wertvolle Geschenke, für die sich der Vater jahrelang abgerackert hatte. Er griff sich alle drei, wie immer überrascht von ihrem Gewicht, und lief mit ihnen zurück durchs Haus.
Er hastete zu seinen Brüdern, überreichte jedem von ihnen sein Schwert, und wandte sich dann an seinen Vater.
„Wie, ohne Polieren?“, sagte Drake.
Sein Vater drehte sich missbilligend zu ihm um, doch bevor er etwas sagen konnte, fing Thor zu sprechen an.
„Vater, bitte. Ich muss mit dir sprechen!“
„Ich sagte, polier—“
„ Bitte , Vater!“
Sein Vater funkelte ihn an, mit sich selbst ringend. Er muss die Ernsthaftigkeit in Thors Gesicht erkannt haben, denn schließlich sagte er, „Nun?“
„Ich möchte mich melden. Mit den anderen. Zur Legion.“
Das Gelächter seiner Brüder erhob sich hinter ihm, und brennendes Rot fuhr ihm ins Gesicht.
Doch sein Vater lachte nicht; im Gegenteil, seine Mundwinkel verzogen sich noch weiter nach unten.
„Ist das so?“, fragte er.
Thor nickte energisch.
„Ich bin vierzehn. Ich bin berechtigt.“
„Vierzehn ist die Grenze“, warf ihm Drake abfällig über die Schulter zu. „Wenn Sie dich nehmen, wärst du der Jüngste. Meinst du wirklich, sie nehmen dich anstelle von jemandem wie mir, fünf Jahre über dir?“
„Du bist unverschämt“, sagte Durs. „Warst du schon immer.“
Thor drehte sich zu ihnen um. „Euch habe ich nicht gefragt“, sagte er.
Er wandte sich zurück an seinen Vater, der immer noch stirnrunzelnd dastand.
„Vater, bitte“, sagte er. „Gib mir eine Chance. Mehr möchte ich gar nicht. Ich weiß, ich bin jung, aber ich werde mich beweisen, mit der Zeit.“
Sein Vater schüttelte den Kopf.
„Du bist kein Soldat, Junge. Du bist nicht wie deine Brüder. Du bist ein Hirte. Dein Leben ist hier. Bei mir. Du wirst deine Pflichten erfüllen, und zwar gut. Man sollte nicht zu hoch träumen. Nimm dein Leben an, wie es ist, und lerne, es zu lieben.“
Thor fühlte, wie sein Herz brach, und sein Leben vor seinen Augen in sich zusammenbrach.
Nein , dachte er. Das kann nicht sein.
„Aber, Vater—“
„Schweig!“, schrie der, so schrill, dass es die Luft durchschnitt. „Es reicht mir mit dir. Hier kommen sie. Aus dem Weg mit dir, und benimm dich besser, solange sie hier sind.“
Sein Vater trat vor und schob Thor mit einer Hand zur Seite, als wäre er ein Stück von etwas, das er lieber nicht sehen wollte. Seine bullige Handfläche brannte sich auf Thors Brust.
Ein großes Gerummel kam auf, und das Dorfvolk strömte aus seinen Häusern, um die Straßen zu säumen. Eine größer werdende Staubwolke kündigte den Zug an, und Augenblicke später waren sie angekommen, ein Dutzend Pferdekutschen mit einem Lärm wie Donnergrollen.
Sie zogen in die Stadt ein wie eine plötzliche Armee, und hielten nahe an Thors Zuhause an. Da standen ihre Pferde nun, tänzelnd, schnaubend. Die Staubwolke brauchte zu lange, um sich zu setzen, und Thor versuchte aufgeregt, einen Blick auf ihre Rüstungen, ihr Waffenzeug zu erheischen. Nie zuvor war er den Silbernen so nahe gestanden, und sein Herz pochte.
Der Soldat auf dem vordersten Pferd stieg von seinem Hengst ab. Da stand er, ein richtiger, tatsächlicher Mann der Silbernen, bedeckt mit einer schimmernden Kettenrüstung, ein Langschwert an seinem Gürtel. Dem Aussehen nach war er in seinen Dreißigern, ein wahrer Mann, Bartstoppeln im Gesicht, Narben auf der Wange, und eine vom Kampf gekrümmte Nase. Er war der gewichtigste Mann, den Thor je gesehen hatte, zweimal so breit wie die anderen, mit einem Gehabe, das klar machte: ich habe das Kommando.
Der Soldat sprang auf die Lehmstraße hinunter, seine Sporen rasselten, als er sich den in Reih und Glied stehenden Jungen näherte.
Das ganze Dorf rauf und runter standen dutzende Jungen, stramm stehend, voller Hoffnung. Den Silbernen anzugehören bedeutete ein Leben in Ehre, in Kampf, in Ansehen, in
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