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Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)

Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)

Titel: Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Rice
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selbst nicht klein war, fühlte sich neben ihnen dennoch winzig, und seine muskulösen Beine schienen schwächlich verglichen mit ihren Eichenfass-Stampfern.  Sein Vater machte keine Anstalten, irgendetwas davon r auszugleichen—tatsächlich schien es ihm sogar zu gefallen— und überließ Thor das Hüten der Schafe und Schärfen der Waffen, während es seinen Brüdern überlassen war, zu trainieren. Es wurde nie ausgesprochen, aber immer so verstanden, dass Thor sein Leben in der Reserve verbringen würde ; gezwungen, seinen Brüdern dabei zuzusehen, wie sie Großes erreichen. Sein Schicksal, wenn es nach seinem Vater und seinen Brüdern ginge, wäre es, hier in diesem Dorf festzustecken und seiner Familie gerade die Hilfsarbeit zu bieten, die sie verlangte.
    Schlimmer noch war, dass Thor spürte, wie seine Brüder ihn widersprüchlicherweise als Bedrohung empfanden, ihn sogar hassten. Thor konnte es in jedem ihrer Blicke sehen, in jeder Geste. Er verstand nicht, wie, aber er erregte etwas wie Angst oder Eifersucht in ihnen. Vielleicht lag es daran, dass er anders war als sie, nicht wie sie aussah oder mit den gleichen Manieren sprach wie sie; er kleidete sich nicht einmal wie sie, da sein Vater das Beste—die purpurnen und scharlachroten Roben, die vergoldeten Waffen—für seine Brüder zurückhielt, während für Thor die gröbsten Lumpen als Kleidung übrig blieben.
    Dennoch machte Thor das Beste aus dem, was er hatte. Er fand Wege, seine Kleidung passend zu machen, band sein Hemd mit einem Tuch um seine Mitte und schnitt sich jetzt im Sommer die Ärmel ab, damit seine straffen Arme von der Luft umschmeichelt werden konnten. Zum Hemd passten Hosen aus grobem Leinen—sein einziges Paar—und Stiefel aus dem schlechtesten Leder, die er am Schienbein hochschnürte. Sie waren kaum mit dem Leder der Schuhe seiner Brüder zu vergleichen, aber er machte das Beste daraus. Er trug die typische Uniform eines Hirten.
    Nur zeigte er ansonsten kaum die typisch Statur. Thor war groß und schlank; mit kräftigem Kiefer, einer edlen Kinn-Linie, hohen Wangenknochen und grauen Augen stand er da wie ein verlorener Krieger. Sein seidiges braunes Haar fiel in Wellen von seinem Kopf; es reichte ihm bis knapp unter die Ohren. Dahinter glitzerten seine Augen wie kleine Fische im Sonnenlicht.
    Thors Brüder würden an diesem Morgen lange schlafen dürfen, eine herzhafte Mahlzeit vorgesetzt bekommen und mit den feinsten Waffen und dem Segen des Vaters zur Auswahl geschickt werden—während es ihm sogar verboten war, überhaupt teilzunehmen. Einmal hatte er versucht, das Thema seinem Vater gegenüber zur Sprache zu bringen. Es lief nicht gut. Sein Vater hatte die Unterhaltung kurz angebunden für beendet erklärt, und er hat es kein zweites Mal versucht. Es war einfach nicht gerecht.
    Thor war entschlossen, das Schicksal zu verweigern, das sein Vater für ihn im Sinn hatte: beim ersten Anzeichen des königlichen Zuges würde er zum Haus zurückrennen, seinen Vater konfrontieren, und ob der es wollte oder nicht sich des Königs Mannen präsentieren. Er würde sich zur Auswahl stellen, genau wie die anderen. Sein Vater würde ihn nicht abhalten können. Beim Gedanken daran fühlte er einen Knoten in seinem Magen.
    Die erste Sonne stieg höher, und als langsam die zweite Sonne in kühlem Grün aufging und einen helleren Schein auf den purpurnen Himmel warf, da konnte Thor sie sehen.
    Er richtete sich auf; seine Haare sträubten sich, wie elektrisiert. Da am Horizont erschien die blasse Kontur einer Pferdekutsche, deren Räder Staub zum Himmel wirbelten. Sein Herz schlug schneller, als eine weitere sichtbar wurde; und dann noch eine. Sogar von der Ferne funkelten die goldenen Kutschen in den Sonnen wie Fische, die mit silbernem Rücken aus dem Wasser springen.
    Als er zwölf von ihnen zählen konnte, hielt er es nicht länger aus. Mit pochendem Herzen in der Brust, zum ersten Mal in seinem Leben völlig auf seine Herde vergessend, drehte Thor sich um und stolperte den Hügel hinunter, fest entschlossen, sich von nichts aufhalten zu lassen, bis er sich präsentiert hatte.
    *
    Thor hielt kaum an, um Atem zu schöpfen, als er den Hügel hinab durch die Bäume raste. Er wurde von Zweigen zerkratzt, doch es kümmerte ihn nicht. Er kam zu einer Lichtung und konnte das Dorf sehen, wie es sich unter ihm erstreckte: ein schläfriges Städtchen am Land, vollgepackt mit einstöckigen Häuschen aus weißem Lehm mit strohgedeckten Dächern. Nicht

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