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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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zu uns.Willkommen in unserer bescheidenen Kolonie, Sir!«
    Enoch durchläuft die obligatorischen höflichen Gesten und Äußerungen. Die anderen bekunden großes Interesse an ihm, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich am Harvard College nicht viel Neues und Interessantes ereignet. Aber das Institut ist schließlich erst ein Dreivierteljahrhundert alt, was kann dort also schon groß passieren? Sie wollen wissen, ob er aus einem deutschen Land kommt; er sagt, nicht direkt. Sie vermuten, dass er irgendein alchimistisches Geschäft zu erledigen hat, eine ausgezeichnete Vermutung, die aber falsch ist. Als es die Höflichkeit erlaubt, nennt er ihnen den Namen des Mannes, den aufzusuchen er hergekommen ist.
    Nie hat er solchen Spott gehört. Es schmerzt sie allesamt, dass ein Gentleman den Nordatlantik und nun auch das Charles Basin überquert, nur um sich die Reise dann dadurch zu verderben, dass er mit diesem Menschen zusammentrifft.
    »Ich kenne ihn ja gar nicht«, lügt Enoch.
    »Dann lasst Euch von uns vorbereiten, Sir!«, sagt einer von ihnen. »Daniel Waterhouse ist in fortgeschrittenem Alter, aber die Jahre sind an ihm nicht so spurlos vorübergegangen wie an Euch.«
    »Korrekterweise wird er doch mit Dr. Waterhouse angeredet, nicht wahr?«
    Von unterdrücktem Glucksen zunichte gemachtes Schweigen.
    »Ich nehme mir nicht heraus, jemanden zu verbessern«, sagt Enoch, »sondern möchte nur sicher sein, dass ich den Mann nicht kränke, wenn ich ihm in Person begegne.«
    »In der Tat, er gilt als Doktor«, sagt der birnenförmige Rektor, »aber – »
    »Welcher Art?«, fragt einer.
    »Doktor der Getriebe«, schlägt jemand zur großen Erheiterung aller vor.
    »Nein, nein«, übertönt sie der Rektor mit einer Miene falschen Wohlwollens. »Denn alle seine Getriebe sind nutzlos, wenn es ihnen an einem primum mobile fehlt, einer Antriebskraft – »
    »Der junge Franklin!«, und alles wendet sich Ben zu. »Heute mag es der junge Ben sein, und morgen tritt vielleicht der kleine Godfrey Waterhouse in seine Fußstapfen. Später vielleicht ein Nagetier in einer Tretmühle. Die vis viva aber gelangt in jedem Falle worüber in Dr. Waterhouse’ Getriebekästen? Weiß es jemand?« Der Rektor legt sich sokratisch eine Hand hinter das Ohr.
    »Wellen?«, vermutet jemand.
    »Kurbeln!«, ruft ein anderer.
    »Ah, ausgezeichnet! Somit ist unser Kollege Waterhouse Doktor der – was?«
    »Der Kurbeln!«, sagt das gesamte College unisono.
    »Und unser Doktor der Kurbeln geht so in seiner Arbeit auf, dass er sich ihr geradezu opfert«, sagt der Rektor bewundernd. »Geht an vielen Tagen barhäuptig -«
    »Schüttelt sich die Getriebespäne von den Ärmeln, wenn er sich zu Tische setzt -«
    »Besser als Pfeffer -«
    »Und billiger!«
    »Seid Ihr vielleicht gekommen, um seinem Institut beizutreten?«
    »Oder ihm zu kündigen?« Größte Heiterkeit.
    »Ich habe von diesem Institut gehört, weiß aber wenig darüber«, sagt Enoch. Er schaut zu Ben hinüber, der an Hals und Ohren rot angelaufen ist und dem Geschehen den Rücken zugewandt hat, um das Pferd zu streicheln.
    »Viele bedeutende Gelehrte befinden sich im nämlichen Zustand der Unwissenheit – Ihr müsst Euch deshalb nicht schämen.«
    »Seit Dr. Waterhouse nach Amerika gekommen ist, hat er sich mit der hiesigen Influenz angesteckt, deren Hauptsymptom den Erkrankten veranlasst, neue Projekte und Unternehmungen anzufangen, ohne sich die Mühe zu machen, die alten zu verbessern.«
    »Das Harvard College stellt ihn also nicht vollständig zufrieden?«, sagt Enoch verwundert.
    »O nein! Wir verdanken ihm die Gründung -«
    »- und finanzielle Ausstattung -«
    »- und Grundsteinlegung -«
    »- vielmehr Grundbalkenlegung, um genau zu sein -«
    »- des – wie nennt er’s doch gleich?«
    »Massachusetts Bay Colony Institut der Technologischen Wissenschaften.«
    »Wo könnte ich Dr. Waterhouse’ Institut finden?«, fragt Enoch.
    »Auf halbem Wege zwischen Charlestown und Harvard. Folgt nur immer dem Geräusch knirschender Getriebe, bis ihr zu Amerikas kleinster und verqualmtester Behausung gelangt -«
    »Sir, Ihr seid ein gelehrter und klar denkender Gentleman«, sagt der Rektor. »Wenn Euer Geschäft irgend etwas mit der Philosophie zu tun hat, wäre das Harvard College dann nicht ein passenderes Ziel?«
    »Mr. Root ist ein bedeutender Naturphilosoph, Sir!«, sprudelt Ben hervor, nur um nicht in Tränen auszubrechen. Der Ton, in dem er das sagt, macht deutlich, dass die Harvard-Männer

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