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Quintessenz

Quintessenz

Titel: Quintessenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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betrachtete seinen Sicherheitschef zweifelnd. »Q ist noch nie auf einem internen Scan aufgetaucht, Lieutenant.«
    Daraufhin lächelte Leybenzon schwach. »Es gibt für alles ein erstes Mal, Sir.«
    Worf meldete sich zu Wort. »Es kann nicht schaden, Captain.«
    Picard nickte. »Also gut, Lieutenant, tun Sie das.« Er wandte sich an Worf. »Nummer Eins, Sie haben das Steuer. Treffen Sie mich in zwanzig Minuten in meinem Bereitschaftsraum. Wegtreten.« Worf, Kadohata und Leybenzon verließen eilig die Krankenstation.
    Picard warf Crusher einen ermutigenden Blick zu, bevor auch er den Raum verließ und in ihr gemeinsames Quartier ging. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen.
    Seitdem sich Q das erste Mal auf der Brücke der Enterprise-D materialisiert hatte – in einer Auswahl veralteter Uniformen und einer ebenso veralteten Ausdrucksweise –, um sich dann in ihre Mission nach Farpoint-Station einzumischen, hatte die Sternenflotte Protokolle eingeführt, die beschrieben, wie man sich verhalten sollte, wenn Q auftauchte. Das erste war, das Kommando zu informieren. Die meisten Protokolle waren reine Zeitverschwendung. Wenn Q nicht wollte, dass die Enterprise – oder welches Schiff, welche Sternenbasis oder welche Welt er gerade auch immer quälte – das Sternenflottenkommando darüber informierte, dass er da war, würde er die Kommunikation nicht durchlassen. Q konnte buchstäblich alles tun, was er wollte. Q hätte die Enterprise viele Male zerstören können, doch bestand das Schlimmste, das er jemals getan hatte, darin, sie mit den Borg bekannt zu machen, was Picard achtzehn Mitglieder seiner Besatzung gekostet hatte. All die anderen Toten, für die die Borg verantwortlich gewesen waren, konnte man ihm ebenfalls anlasten. Es hatte während der Begegnungen mit Q Todesfälle gegeben, aber davon war keiner Qs direkte Schuld.
    Vielleicht, gab der Captain zu, schmerzten diese achtzehn deswegen noch so sehr, weil sie von den Borg getötet worden waren. Er hatte den Familien soviel Trost gespendet, wie er konnte. Zu den Familien, die sich auf der Enterprise befunden hatten, war er persönlich gegangen. Der Ehemann und die Tochter von Lieutenant Rebekah Grabowski waren beide zusammengebrochen und hatten geweint. Die Frau von Ensign Franco Garcia hatte die Nachricht mit bemerkenswertem Gleichmut aufgenommen. Die Töchter von Lieutenant Jean-Claude Mbuto und T’Sora hatten voller Trauer und Wut eine Vase zerschmettert, ein Ausdruck von Emotionalität, der ihre vulkanische Mutter beschämt hätte. Der Lebensgefährte von Ensign Gldrnksrb war so am Boden zerstört gewesen, dass er in ein Koma gefallen war. Mit dem Rest hatte er über Subraum gesprochen. Besonders gut erinnerte er sich an die Großeltern von Ensign Soon-Tek Han, die gefragt hatten, ob ihr Enkel in der Erfüllung seiner Pflicht gestorben war. Picard hatte das bejaht. Die traurige Wahrheit aber war, dass Han überhaupt nur deswegen in dem Bereich gewesen war, den die Borg aus der Untertassensektion herausgeschnitten hatten, weil er sich zu seiner Schicht verspätet hatte und zu dem Zeitpunkt durch die Gänge gelaufen war. Die Erleichterung auf den Gesichtern der Hans zu sehen, war für den Captain eine schwierige und bittersüße Erfahrung gewesen. Picard hatte seine Pflicht erfüllt, obwohl er genau gewusst hatte, dass die Worte für ihn hohl und bedeutungslos klangen.
    Ihre nächste Begegnung mit den Borg hatte enthüllt, wie bedeutungslos seine Worte wirklich waren. Die achtzehn waren nicht tot gewesen; sondern in einem Zustand, der schlimmer als der Tod war. Ihre Körper waren geschändet gewesen, ihre biologischen Unterschiede ausgelöscht; sie waren zu Borg gemacht worden.
    In seinen dunkelsten Stunden – nach der Schlacht bei Wolf 359 –, während Counselor Troi langsam daran arbeitete, sein zerbrochenes Selbst zu heilen, hatte Picard sich zu fragen gewagt, ob diese achtzehn irgendwie für Locutus verantwortlich gewesen waren. Ob ihre eigene strahlende Hingabe an ihren Captain die Borg nicht vielleicht erst darauf gebracht hatte, ihn zu entführen und zu benutzen. Vielleicht war das der Grund, warum Picard sich an jeden von ihnen so klar erinnerte – er wusste, dass er die Borg nicht bekämpfen konnte, und sie hatten das auch nicht gekonnt. Und er konnte es sich nicht vergeben, dass er diesen dunklen Gedanken in sich trug.
    Picard glaubte immer noch fest daran, dass Q sein Argument auch ohne die Opferung dieser Leben hätte anbringen können. Aber was

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