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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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allein. Du kannst deinen Sklaven Befehl geben, es zu umstellen, daß nicht eine Maus zu entschlüpfen vermag. Herr, von dir allein hängt es ab, jenes erhabenen Königs Tochter diese Nacht schon in deinem Hause zu haben. Sollte es gelingen, erinnere dich daran, daß du es dem armen, hungrigen Sohne meines Vaters verdankst.“
    Das Blut drang in Vinicius’ Antlitz, und die Versuchung bemächtigte sich seiner. Ja, es war der rechte Weg und die richtige Zeit! Wenn Lygia sich plötzlich in seinem Hause befand, wer konnte sie ihm entreißen? Und war sie einmal die Seine, was blieb ihr übrig, als sich in ihr Los zu schicken?
    Kam es überhaupt darauf an, was die Christen mit ihrer Barmherzigkeit und ihrer Bereitwilligkeit zu verzeihen von ihm denken würden? War es nicht Zeit, all das von sich abzuschütteln und zu leben, wie alle lebten? Was konnte Lygia schließlich tun als versuchen, ihr Schicksal mit ihrer Religion zu vereinbaren? Dies war übrigens eine Frage von geringer Bedeutung. Vor allem, sie mußte die Seine sein – und zwar heute noch. Auch war es ungewiß, ob diese Religion in ihrer Seele standhalten würde gegenüber der Welt, die ihr neu war, ihrem Luxus und den Lockungen, denen sie sich nicht würde entziehen können. Alles konnte heute noch richtig werden. Er durfte nur Chilon zurückhalten und seine Befehle erteilen. Und dann – Entzücken ohne Ende! „Was war mein Leben bisher?“ dachte Vinicius. „Unseliges, unbefriedigtes Wünschen und ein endloses Grübeln über Fragen ohne Antwort. All dies wird plötzlich ein Ende nehmen.“ Er erinnerte sich zwar seines Versprechens, keine Hand mehr gegen Lygia zu erheben. Aber bei wem hatte er dies geschworen? Nicht bei den Göttern, die gab es nicht für ihn; nicht bei Christus, an den glaubte er nicht. Endlich, sollte sie sich beschimpft fühlen, so konnte er sie heiraten und damit das begangene Unrecht wiedergutmachen. Ja, dazu fühlte er sich verpflichtet; denn ihr verdankte er sein Leben. Er rief sich jenen Tag ins Gedächtnis zurück, als er mit Kroton in ihr Versteck gedrungen war, erinnerte sich, wie Lygias Hand sich über ihm erhob, und an alles, was dann geschah. Wieder sah er sie über sein Lager gebeugt, im Gewande einer Sklavin, schön wie eine Göttin, gleich einer gütigen überirdischen Wohltäterin. Seine Augen wandten sich unwillkürlich nach dem Lararium und dem kleinen Kreuz, das sie ihm beim Abschied überreicht hatte. Sollte er das alles mit einem neuen Angriff vergelten? Sollte er sie wie eine Sklavin an den Haaren ins Cubiculum ziehen? Und wie konnte er das, da er nicht nur nach ihr verlangte, sondern sie liebte und eben darum liebte, weil sie war, wie sie war? Er fühlte, daß es nicht genug war, sie in seinem Hause zu haben und mit Gewalt in den Armen zu halten; es war ihm klar, daß seine Liebe Höheres brauchte – ihre Zustimmung, ihre Liebe, ihre Seele. Gesegnet sein Haus, wenn sie freiwillig einzöge, gesegnet der Augenblick, der Tag, gesegnet sein Leben! Ihr gemeinsames Glück würde dann unerschöpflich sein wie das Meer. Aber sie mit Gewalt ergreifen hieße dieses Glück für immer zerstören und das beschimpfen und vernichten, was das Kostbarste und Liebenswerteste in diesem Leben war. Der bloße Gedanke daran erfüllte ihn nur mit Schrecken. Er blickte auf Chilon, ihn scharf beobachtend, wie er die Hände unter seinen Lumpen barg und sie unruhig hin und her bewegte. Ein unaussprechlicher Widerwille erfaßte Vinicius in diesem Augenblick, und gern hätte er seinen früheren Gehilfen wie einen häßlichen Wurm oder eine giftige Schlange mit Füßen getreten. Rasch war sein Entschluß gefaßt. Doch in keinem Dinge Maß haltend und den Impulsen seiner grausamen Römernatur folgend, wandte er sich an Chilon und sagte:
    „Ich werde deinen Rat nicht befolgen. Damit du aber nicht ohne Lohn ausgehst, lasse ich dir im Sklavengefängnis dreihundert Peitschenhiebe geben.“
    Chilon erblaßte. In dem schönen Antlitz des Vinicius lag eine solche kalte Entschiedenheit, daß er sich nicht einzureden vermochte, der versprochene Lohn sei nur ein böser Scherz.
    Er warf sich auf die Knie nieder und beugte sich bis zur Erde, stöhnend mit gebrochener Stimme:
    „Wie, o König von Persien? Warum? O Pyramide der Güte! Koloß der Barmherzigkeit! Wofür? – Ich bin alt, hungrig, unglücklich! Ich habe dir gedient – lohnst du mir so?“
    „Wie du den Christen lohntest“, sagte Vinicius und rief seinen Hausmeister.
    Chilon sprang zwischen

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