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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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bunten Lichter. Weihnachten sollte schön sein und sich warm anfühlen. Vielleicht ist es deshalb jetzt so surreal.«
    Die Türen der Bibliothek standen weit offen. Jemand hatte angefangen, mit Farbe eine Nachricht darauf zu sprühen, war aber nicht fertig geworden. Die wenigen Wörter waren offenbar übermalt worden, was aus dem Ganzen ein unleserlicheres Geschmiere gemacht hatte. Auf dem Boden lagen mehrere Spraydosen. Clementine bückte sich und hob eine davon auf. Als sie sie schüttelte, stellte sie fest, dass die Dose noch mindestens halb voll war. Sie ging zur Straße zurück, kniete sich auf den Boden und fing an, ihre eigene Nachricht zu sprühen, in großen, eckigen Buchstaben.
    HEATH! ICH BIN HIER
CLEMENTINE
    Als sie fertig war, steckte sie die Spraydose in ihre Jackentasche und ging zurück zum Eingang, wo Michael am Geländer lehnte und auf sie wartete.
    Â»Willst du keine Telefonnummer dazuschreiben?«, fragte er.
    Â»Das ist nicht witzig.«
    Â»Stimmt. Und das da ist keine Farbe«, sagte Michael, während er auf einen rostfarbenen Fleck auf dem Boden deutete. Sein Blick wanderte wieder zu dem Geschmiere an den Eingangstüren. »Was sie wohl schreiben wollten? Es muss den Hetzern nicht gefallen haben, sonst hätten sie es nicht übermalt.«
    Â»Vielleicht eine Art Warnung?«
    Beide starrten in die dunkle Höhle der Bibliothek. Das Nachmittagslicht reichte nicht sehr weit; Clementine konnte nur bis zum Informationsschalter spähen. Alles, was dahinterlag, wurde von den Schatten verschluckt.
    Sie holte zwei Taschenlampen aus dem Rucksack. Mit hocherhobenen Baseballschlägern betraten sie das Gebäude.
    Gleich hinter der Tür schlug ihnen übler Gestank entgegen. Hier lagen irgendwo Leichen. Clementine hustete und zog sich ihr Halstuch vor Mund und Nase.
    Ein Haus, in dem sich Tote befanden? Merkwürdig, dass sie auf so etwas vorbereitet gewesen war. Und noch merkwürdiger, dass sie es ganz normal fand.
    Sie gingen an der Information vorbei in Richtung der Türen, die in den Lesesaal führten. Jetzt, wo sie das Gebäude betreten hatten, würde keiner von ihnen sprechen, es sei denn, es war absolut notwendig. Stimmen trugen weit, vor allem in großen Räumen wie diesem. Ein Flüstern konnte von den Wänden widerhallen, und wer wusste schon, wer alles zuhörte.
    Michael deutete auf die Treppe und machte mit den Fingern die Bewegung von Schritten. Clementine nickte. Sie sollten im obersten Stockwerk anfangen und sich dann nach unten arbeiten.
    Die oberen Etagen waren leer. Nichts als Bücher und Arbeitsräume. Viele der Bücher waren aus den Regalen gerissen worden, der Boden war mit Zeitschriften übersät. In der Toilette im obersten Stockwerk entdeckten sie Blut, aber keine Leichen. Vorsichtig schlichen sie umher, konnten aber nichts finden.
    Im dritten Stock sahen sie plötzlich Licht. Außer ihnen war noch jemand hier! Schnell schalteten sie die Taschenlampen aus und schlichen in einen der Arbeitsräume. In dieser Etage war der Verwesungsgeruch stärker. Clementine atmete langsam durch den Mund, um nicht zu würgen.
    Lieber Heath, ich habe mal irgendwo gelesen, dass man Teilchen einatmet, wenn man etwas riecht. Dann bedeutet das, dass ich die Toten nicht nur rieche. Diese klitzekleinen Fitzelchen wandern durch meine Kehle bis in meinen Magen. Ich esse sie sozusagen. Und als ob das nicht schon reichen würde, um den Proteinriegel auszukotzen, den ich heute Morgen gegessen habe, frage ich mich jetzt auch noch, ob ich den Geruch deiner Leiche erkennen würde, wenn er mir in die Nase steigt. Bruderherz, ich rate dir, besser nicht hier zu sein. Ich will nicht denken, dass ich vielleicht dich geschmeckt habe. Das wäre dann doch zu krass.
    Das Licht kam aus dem hinteren Teil der Bibliothek. Sie konnten nicht viel erkennen, aber es schien nicht mehr als eine Person zu sein: Clementine sah, wie sich ein Schatten hinter den Bücherregalen bewegte. Er war zu weit weg, um erkennen zu können, ob es sich dabei um Freund oder Feind handelte. Aber er oder sie machte eine Menge Lärm, weshalb Clementine sich fragte, ob diese Person überhaupt der Meinung war, leise sein zu müssen. Sie nickte Michael zu. Die beiden verließen den Arbeitsraum und schlichen in einem weiten Bogen auf die geheimnisvolle Gestalt zu.
    Ãœber die erste Leiche stolperte sie. Clementine tastete sich gerade mit der Hand

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