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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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ungünstiger Nebenwirkungen findet es heute keine Verwendung mehr.«
    »Ungünstige Nebenwirkungen! Das kann man wohl sagen!« Der General schnaubte.
    »Es ist gut, babička «, sagte ich liebevoll und beugte mich zu ihr hinüber, um ihr einen Kuss auf die schrumpelige Wange zu drücken. Aber ein stechender Schmerz in meiner Schulter ließ mich auf halber Strecke innehalten.
    »Wenn du mir nicht entgegen kommst, dann musst du eben ungeküsst bleiben.«
    »Erzähl mir nicht, dass du dich nach einem Kuss von mir sehnst, frecher Lümmel! Außerdem wüsste ich gern, warum du so absonderlich guter Laune bist.«
    Die Ärztin zog sich unauffällig zurück und ich verspürte dasselbe Bedürfnis, wenn ich diesen Ausdruck im Gesicht meiner Großmutter deutete. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie sich vorgenommen hatte, etwas von mir zu erfahren.
    »Nun?« Ihre Stimme hatte die Schärfe von Fangzähnen.
    »Was möchtest du denn gerne hören? Ich bin dem Tode entronnen und erfreue mich meines Lebens. Genügt dir das als Erklärung?«
    »Da habe ich schon Besseres gehört.«
    »Tatsächlich?«
    Sie sah aus, als würde sie mir am liebsten den Hals umdrehen. Deshalb täuschte ich erst einmal einen Hustenanfall vor, um etwas Zeit zu gewinnen. Aber schon im selben Moment klopfte es an der Tür.
    »Du hast dich doch nicht etwa erkältet?« Isabeau kam herein, entdeckte meine Großmutter und blieb stehen.
    »Kommen Sie ruhig näher, junge Frau!«
    Sie schien unentschlossen.
    »Keine Sorge, meine Großmutter ist nicht in bisswütiger Laune«, erklärte ich nicht ganz wahrheitsgemäß.
    »Ich bin nicht sicher -«, Isabeau brach ab.
    Der General beugte sich interessiert vor. »Worin sind Sie sich nicht sicher? Ob ich nicht doch beißen könnte? Ich versichere Ihnen, heute besonders gut gefrühstückt zu haben.«
    »Ich wollte Sie nicht stören.«
    »Sie stören nicht! Mein Enkel harrt überhaupt nur aus dem Grund hier aus, weil die Möglichkeit besteht, dass Sie ihn besuchen kommen.«
    »Ach wirklich?«
    »In der Tat, es ist so.« Ich konnte nicht verhindern, dass ich dümmlich grinste.
    »Also kommen Sie schon her und lassen Sie mich Ihnen meinen Dank aussprechen.«
    Isabeaus Gesichtsfarbe wurde, falls das überhaupt möglich war, noch eine Nuance röter.
    »Ha!«, rief der General aus. »Ich kenne Sie doch!«
    »Stimmt. Wir haben uns bei dem Konzert im Rudolfinum getroffen.«
    Ich warf meiner Großmutter einen fragenden Blick zu.
    »Nun weiß ich einmal mehr als du, Junge. Das musst du mich auskosten lassen. Und da du deine guten Manieren anscheinend gänzlich verloren hast, muss ich mich wohl selbst vorstellen. Elisabeth-Leopoldine von Steinberg. Sie dürfen mich ruhig Elisabeth nennen, auch wenn mein werter Enkel meint, General sei der richtige Name für mich!«
    »Isabeau Radek.«
    Sie schüttelte dem General die Hand und setzte sich auf die andere Seite meines Bettes. »Sie sind Zeuge meines peinlichen Benehmens geworden. Auf der Damentoilette.«
    »Ganz im Gegenteil! Sie hatten sich wirklich gut unter Kontrolle, als dieses kleine Luder sich auf Ihre Kosten amüsiert hat. Ich konnte das Weib noch nie ausstehen!«
    Diesem Wortwechsel konnte ich nicht folgen. Aber das spielte auch keine Rolle, solange die beiden sich verstanden.
    »Übrigens ein Name slawischen Ursprungs«, erklärte meine Großmutter gerade.
    »Mein Name?«, fragte Isabeau verwundert.
    »Radek. Vermutlich lässt er sich von slawischen Rufnamen wie zum Beispiel Radomir ableiten. Übersetzt eine Verbindung des Wortes ›Friede‹ und ›sich fügen‹. Und da sich nun alles zum Guten gefügt hat, ist das doch wirklich eine interessante Entdeckung.« Der General umfasste mit fester Hand die Armlehnen und stemmte sich hoch. »Ich überlasse Ihnen meinen Enkel. Aber ich warne Sie jetzt schon vor. Er hat, im Gegensatz zu mir, überhaupt nicht gut gefrühstückt.«
    Sie marschierte zielstrebig zur Tür und drehte sich noch einmal um.
    »Ich werde dir Šimon schicken, um dich abzuholen«, blaffte sie noch.
    »Alter Drache«, murmelte ich.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte ich Isabeau und berührte ihren Verband am Arm.
    »Halb so wild.«
    »Gibt es einen Hinweis darauf, wohin der Mann verschwunden ist? Irgendwelche Spuren?«
    »N-nein, ich glaube, dass es keine Spuren geben wird.«
    Diese Antwort machte mich stutzig. »Hat Sergius ihn erwischt?«, fragte ich deshalb direkt.
    »Woher weißt du -?«
    »Ich habe ihm aufmerksam zugehört.«
    »Heißt das, du konntest uns

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