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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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ein Flimmern, als wäre die Luft dort dicker als am oberen Rand des Hanges, auf den sie sich zurückgezogen hatten und von dem sie nun herunterblickten. 
    Niedswar! Seine Gestalt war halb real, halb schien sie aus Nichts zu bestehen. Keiner rührte sich. In herrischer Geste beschrieb er eine Drehung, wobei er seinen Mantel lüftete. Für einen Moment schien dieser reglos in der Luft zu verharren. Doch nein, er fiel nicht wieder hinab, dafür wuchs er an. So sehr dehnte er sich aus, dass er einen Wimpernschlag lang drohend den gesamten Himmel verdeckte. Und als Niedswar ihn schließlich zurückschlug, sahen sie sich auf einmal einer weiteren Armee gegenüber. Auch auf diese Distanz war deutlich, dass es keine menschliche Streitmacht war. Hörner, dämonische Fratzen und Laute, die keiner Menschenkehle entspringen konnten. 
    »Wie ist das möglich?«, fragte Rhoderik ungläubig. Gebannt starrte er auf die sich in Bewegung setzenden Truppen. 
    »Kampfformation!«, schrie die Kriegskrähe. Es brauchte einige Atemzüge, bis die Männer ihr blankes Entsetzen überwanden und seinem Befehl nachkamen. Die aufgelösten Reihen formierten sich wieder. 
    Unter dem Dämonenheer befanden sich auch geflügelte Wesen. Es bestand keine Aussicht auf Flucht. Den Hufen und schlangenhaften Körpern bereitete der nasse Untergrund offensichtlich keine Umstände. Nach Blut lechzend näherten sie sich den vor Angst schlotternden Schlachtreihen. 
    Es war keine Zeit für eine weitere Ansprache, die den Männern Mut gemacht hätte, so wies Kraeh lediglich Henfir an, die Pfeile seiner Schützen auf die Geflügelten zu konzentrieren. Mit Rhoderik, Sedain, Luitbrecht und Gnadnit bildete er die Spitze einer Phalanx. – An einen geordneten Schildwall war nicht zu denken. Ihre einzige Chance bestand darin, der Furcht der Männer keinen Raum zu bieten. 
    »Wir haben heute einmal gesiegt, nun werden wir auch diese Brut in die Dunkelheit, aus der sie kam, zurückstoßen!« 
    Ein schneller Blick um sich zeigte ihm, dass der Keil stand. 
    »Los!« 
    Todesmutig stürmten sie über die Grasfläche.  
    An vorderster Front schritt Niedswar, inmitten seiner Schreckenskreaturen, auf sie zu. Er hielt einen formlosen blutigen Klumpen in einer Hand und senkte den Blick seines widernatürlichen Auges darauf. Der Klumpen fing Feuer, und kurz bevor die Heere aufeinandertrafen, warf er ihn nach vorne. Orthan rief etwas in der alten Sprache. Blitze zuckten aus seinen Fingern und begegneten dem Flug des magischen Geschosses, das daraufhin an einen Platz geschleudert wurde, wo es keinen Schaden anrichtete. Mehr konnte Kraeh von dem arkanen Wettstreit nicht sehen. Seine Klinge schnitt durch die schuppige Haut einer Kreatur vor ihm. Die Wucht des Aufpralls schob ihn tief in die feindlichen Reihen. Jedwede Vernunft ob des Grauens einbüßend, zeichnete Lidunggrimm blutige Kreise, wobei die Klinge abscheuliche, abgetrennte Gliedmaßen in die Luft wirbelte. 
    Die Zeit schien beinahe still zu stehen. Wie in Trance wehrte Kraeh den Schlag eines roten Teufels ab, schlitzte einem anderen die Bauchdecke auf. Traumgleich langsam klatschten die Eingeweide an seine Schulter, während er sich duckte, einem Axtstreich auszuweichen, der ihm die Kopfhaut ritzte. Aus seinen Augenwinkeln sah er Sedain, wie er dem Axtschwinger, einer riesenhaften, halb verwesten Bestie, einen Tritt verpasste, um sein Kurzschwert, das diesem in die Brust gefahren war, frei zu bringen. Unterdessen brach Schlinger durch heftiges Kopfschütteln einem in die Knie gesunkenen Ungetüm, in dessen Kehle sich seine Zähne gegraben hatten, das Genick. Rhoderik rettete den Halbelfen, indem er einen Schwanz, der in einem Skorpionstachel auslief, entzweischnitt, bevor dieser Sedains Nacken erreichte. Das hatte ihn jedoch blind gemacht für den Speer, der ihm von vorne in den Magen gestoßen wurde. Triumphierend stemmte das Wesen, dessen an einen Fisch erinnerndes Haupt auf einem pelzigen Rumpf saß, den Körper des Alten nach oben. Peinvoll rutschte der an dem Spieß nach unten. Das breite Schwert Orgflaed fiel ihm aus der Hand. Als sein Bauch die Krallen des Untiers erreicht hatte, zog er einen Dolch aus dem Gürtel und stieß es diesem in die Fischaugen. Die Kriegskrähe schrie auf und gab dem Monstrum den Rest. Aber als er sich bückte, hatte der alte Krieger sein Leben bereits ausgehaucht. Überall um in herum wurden seine Männer in Stücke gerissen, ehe die Bestien sich, ungeachtet der noch Stehenden,

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