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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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des Feindes gerichtet. Seine Männer jedoch wurden sichtlich nervöser, einige murmelten Gebete vor sich hin. Weil sie zu wenige Schilde für eine Teilung in mehrere Regimenter hatten, standen sie in einem Pulk zusammen. Dies ließ wenig Spielraum für nachträgliche Formationsänderungen, aber sie hatten schließlich gewisse Überraschungen eingeplant. 
    »Vierhundert zu Fuß und mehr als zweihundert auf Pferden«, schätzte Sedain, da die ganze Armee vor ihnen Aufstellung bezogen hatte. Er stand neben Kraeh in der ersten Reihe, direkt hinter ihnen befand sich Orthan. Trotz aller Einwände hatte er darauf bestanden, weitestmöglich vorne zu stehen, um in der Lage zu sein, eventuelle magische Angriffe abzuwehren. Die linke Flanke befehligte Rhoderik, die rechte Luitbrecht und der Minotaur Gnadnit. Schläue und reine Körperkraft waren eine gute Mischung, hatten sie in der Planung befunden. 
    »Bringen wir die Kavallerie zu Fall, entscheiden wir den Tag für uns«, stellte Kraeh fest und sah über die Schulter. 
    Aus den Reihen der gegnerischen Fußsoldaten lösten sich Priester in langen Kutten. »Ungefährlich«, kommentierte Orthan, während die Gottesleute ihre Amulette in die Höhe hielten und Segnungen über die Männer aussprachen. Mit Genugtuung bemerkten die drei im Zentrum, wie nicht einmal die Hälfte der Feinde vor dem neuen Gott kniefällig wurde. 
    Verzögerungen waren nicht nötig. Die Sonne stand, wenn auch etwas verhangen, in perfektem Winkel. Schon wollte Kraeh das Signal für die Bogenschützen geben, als Orthan unvermittelt aus der Schlachtordnung trat. 
    Alle Kränkelei war von ihm abgefallen, seine Stimme klang hell und ungebrochen. Ein filigranes Beil in der einen, ein Methorn in der anderen Hand, streckte er die Arme aus. 
    »Wohlan, Weiße Schar, zieht eure Waffen! Ich bin Orthan von Skaarbrok, ein Godi im Namen der alten Götter!« Er wandte dem Feind den Rücken zu und führte das Horn langsam vor die Brust. Einen Schluck verschüttete, einen trank er. »Ich bitte Euch, Asen, bezeugt die Taten des heutigen Tages, sperrt die Pforten Walhalls weit auf für jene, die eisernen Herzens fallen! Ihr Kinder der Rheinlande, hochgeborene Söhne des Allvaters, lasst Donars Wut durch eure Adern rasen! Zeigt Göttern und Menschen, wem dieser Grund, auf dem ihr stolzen Fußes steht, zu eigen ist!« 
    Lautes Gebrüll erhob sich, Sensen, Piken und Klingen wurden in die Höhe gestreckt, auf denen sich funkelnd die Sonnenstrahlen brachen. Kraeh gab das Zeichen und ein Hagel Pfeile durchstach die Luft, bevor er todbringend auf die ersten Reihen der Gegner niedersauste. 
    »Nette Rede«, meinte Sedain zu dem Magier, der zu seinem angestammten Platz zurückkehrte. 
    »Man tut, was man kann.« 
    Auf die zweite Salve waren die Feinde vorbereitet, wirkungslos prasselten die Eisenspitzen auf das lederbezogene Holz der Schilde. Sie hielten sie immer noch über sich, als ein Kommandant den Befehl zum Vorrücken gab. Mühsam kämpften sich die Truppen Brisaks durch den matschigen Grund, wobei sie von den Reitern an der rechten Flanke überholt wurden. Ein kleiner Trupp Berittener scherte aus, sich der Bogenschützen anzunehmen, der Rest bildete in schnellem Trab eine Keilformation. Es war ein altbewährter und daher berechenbarer Zug, der darauf abzielte, den Widerstand mit der Durchschlagkraft der Kavallerie aufzubrechen, um hernach die versprengten Einzelkämpfe durch die bloße Masse zu überrennen. Eben diese Vorgehensweise hatte Kraeh erwartet. Die Reiterei verfiel in Galopp, nur noch einen Steinwurf von den Linien entfernt, deren vereinzelte Speere wie eine Einladung wirken mussten. 
    »Entzündet die Wagen«, ordnete Kraeh an. 
    In der Anspannung des baldigen Aufeinanderpralls wurde der aufsteigende Qualm von kaum einem der Heranpreschenden bemerkt, da sie zudem auch von der Sonne geblendet wurden. Erst als sich die vordersten Reihen der Verteidiger plötzlich aufzulösen begannen, schien Verunsicherung in den angaloppierenden Reitern aufzukommen. Aber da war es zu spät, um abzudrehen. Jeweils acht Mann schoben die in Brand gesteckten Karren den leichten Hang hinab, wo zuvor der große Pulk an Leibern die Sicht auf sie verstellt hatte. In voller Fahrt krachte die Angriffswelle gegen die zuvor mit Reisig und Teer präparierten Wagen. Tier und Mensch strauchelten, fielen und fanden einen fürchterlichen Flammentod. Jene, die rechtzeitig die Zügel ziehen konnten, wurden schnell von den nun links und

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