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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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wären die Rheinlande wohl wieder in ihren Ursprungszustand zurückverfallen. Mit eisiger Hand entmachtete sie die rivalisierenden Prinzen, indessen sie Heikhe die Krone ihres Vaters aufsetzte. Einen Sommer lang kämpften sie und Kraeh um ihren Anspruch, bis sie merkten, dass eine Frau allein niemals anerkannt werden würde. Siebenstreich, der in der Schlacht ein Bein verloren hatte, diente ihr als Berater. Ihm fehlte jedoch nicht nur ein Bein, sondern auch die Speere, die Dänenlande zu befreien, ganz zu schweigen davon, sie zu halten. Außerdem versprach Thordrik ihm brieflich, nachdem er die Nordmannstämme wieder unter seinem Fuchsbanner geeinigt hatte, bei der Eroberung kein unnötiges Blut zu vergießen und bei der nachfolgenden Wiederherstellung der Ordnung großzügig mit gewissen Personen zu verfahren, die Siebenstreich guten Gewissens zurücksenden dürfe. Ohnehin war der Troll alt geworden, wohl auch aus Kummer über die vollkommene Auslöschung der Utradin. Nur einmal sah man seine Augen noch vor Freude strahlen, als sie die Bibliothek Brans erblickten. 
    Mit Kraeh wollte Thordrik keinen Frieden schließen. Ein Gesandter verkündete die Botschaft, der Krieger müsse für den Mord an seinem Vetter bezahlen. Doch die beiden sahen sich nie wieder. 
    Zurück zu dem Problem der Nachfolge: Die Einsicht, dass Heikhe heiraten musste, um anerkannt zu werden, missfiel Erkentrud zutiefst, doch sah auch sie keinen anderen Ausweg. Ich erinnere mich noch genau. Es war ein heißer Tag. Die Sonne stand hoch über der Festungsstadt Brisak, deren Kellergewölbe man in langer Arbeit hatte zuschütten lassen, als Kraeh und Sedain von der Jagd auf einige Abtrünnige, die eine Zufahrtsstraße unsicher gemacht hatten, zurückkamen. Der Halbelf war nicht mit den wenigen Überlebenden Gaesen gegangen – zu trostlos seien seine Heimatlande. ›Zwanzig Tagesreisen zu dem nächsten Freudenmädchen?!‹ Er wollte wieder dort sein, wo das Leben pulsierte. 
    Die Torflügel schwangen also auf und die Freunde traten ein, in der Hand einem Sack mit den Köpfen der Erschlagenen. Der Aufbau Erkenheims war in vollem Gange, doch die Drudenkönigin hielt sich meist hier im Thronsaal auf, in dem sie besser auf ihre Interessen Einfluss nehmen konnte. Nach Lous Tod trug Erkentrud Pian Anam an ihrer Seite, doch sie tat alles dafür, dass das Schwert nichts zu tun bekam. Ein Umstand, der Kraeh sehr entgegenkam, denn seit der großen Schlacht teilten sie das Bett. Umso verwirrter war er ob des ungewohnt verführerischen Lächelns von Heikhe, die ihn in ein Nebengelass bat, und des zustimmenden Gesichtsausdrucks Erkentruds, der ihnen folgte.  
    Sogleich als die Tür hinter Heikhe und Kraeh ins Schloss fiel, kam sie ihm auf eine für ihn unangenehme Weise nahe. ›Du weißt, wie es um dieses Land steht. Ich brauche einen Mann an meiner Seite, der mit mir regiert.‹ 
    ›Du meinst wohl eher, ihr braucht einen Schwachkopf, der euch als Marionette dient‹, reagierte der Krieger abweisend. Er verabscheute die Politik. Auch die Erwägungen, einen Senat einzusetzen, beschwichtigten ihn hierin nicht. Schließlich lief es doch immer auf das Gleiche hinaus: Wer Macht und Reichtum hat, gibt den Ton an, gleich, ob man dieses menschliche Naturgesetz mit Repräsentanten zu verschleiern sucht. ›Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Wähle einfach den bestaussehenden, vermögendsten Idioten, den du finden kannst‹, warf er leichtfertig hin. 
    Heikhes Lachen wirkte unpassend und gespielt. Sie war schön geworden in der Zeit des langen Krieges, die sie auf Erkentruds Geheiß hin in zahlreichen Verstecken unerkannt und unbeachtet verbracht hatte, dazu verdammt, keinen anderen Ansprechpartner außer ihrer pflichtbewussten Leibgarde zu haben. Um ihre makellosen Züge schimmerte ihr braunes Lockenhaar wie Herbstlaub in der Abendsonne, das auf nicht mehr mädchenhafte Brüste fiel. 
    Ehe Kraeh sagen konnte, dass er durchaus nicht scherzte, schlang sie ihre Arme um seinen Hals. ›Ach Kraeh‹, säuselte sie, die Lippen dicht an seinem Ohr, ›was läge näher, als dir, meinem mir teuersten Beschützer, die höchste Gunst angedeihen zu lassen.‹ 
    Der Krieger war sprachlos. Gunst? Hatte sie den Verstand verloren? Schroffer, als er es mit etwas mehr Bedenkzeit ausgedrückt hätte, sagte er schlicht: ›Tut mir leid, Kleine. Königin hin, Königin her, ich gehe nicht mit Kindern ins Bett.‹ 
    Ich muss wohl kaum erwähnen, wie wenig erfreulich das darauf

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