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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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hinunter. 
    »Ich möchte auch mal Feuer machen«, beschwerte sich Gunther, die winzigen Hände reibend. 
    »Das nächste Mal«, versprach Rhoderik. 
    Seine Miene war finster, was Heikhe, die für ihr Alter eine ausgeprägte Sensibilität an den Tag legte, sogleich bemerkte. 
    Den Tonfall einer ihrer älteren Schwestern nachahmend, fragte sie: »Was bekümmert dich?« 
    »Dir entgeht nichts, kleine Prinzessin, wie?« 
    »Nein«, sagte sie altklug. 
    Umständlich legte er einen Scheit Holz nach. 
    »Wenn wir die Berge hinter uns lassen, laufen wir Gefahr, direkt ins Netz unsrer Verfolger zu geraten. Ich weiß nicht, wem wir trauen können.« 
    Gunther stand der Mund offen, wie immer wenn er versuchte, einem ihrer Gespräche zu folgen. Die hohle Faust Heikhes verursachte ein klatschendes Geräusch an ihrer Stirn. »Wir müssen doch nur unsren Vater finden. Er ist zwar schon alt, noch älter als du, aber er ist immerhin der König. Der stärkste Mann auf der Welt.« 
    Rhoderik rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Du hast recht, das ist er.« 
    Die Kinder sollten nichts von seinen wenig trostreichen Ahnungen erfahren, bevor sie nicht bewiesen waren. 
    »Dummer, alter Mann«, setzte sie boshaft hinzu, worauf Gunther amüsiert kicherte. Heikhe äffte ihn nach und ein Gerangel entstand. Rhoderik ließ sie gewähren und dachte über ihre Möglichkeiten nach. Die Stimme in seinem Traum hatte sich vage ausgedrückt und einiges von dem, was sie gesagt hatte, befürchtete er, vergessen zu haben. Der Fluss war lang. Wo würden sie jenen Krieger mit den weißen Haaren treffen? Und sollten sie es überhaupt schaffen, wie würde er wohl reagieren? Wusste er überhaupt von seiner Bestimmung? War die Stimme auch ihm im Traum begegnet? 
    Winselnd bettelte der kleine Gunther im Schwitzkasten gefangen um Gnade, doch seine Schwester verstärkte den Druck noch. 
    »Gebt Ruhe und spart euch eure Kräfte«, mahnte er. Erst als er die Hand hob, gehorchten sie. 
    Es gab eigentlich nur drei Optionen. Erstens: irgendwo an den Ufern warten. Das würde immerhin zu der Ungenauigkeit jener Prophezeiung passen. Und dann die beiden Höhlen des Löwen: der Hafen von Mont, doch jeder wusste um die Korruptheit des Fürsten Maet. Und als letzte Möglichkeit: der Hafen von Brisak. Bran war seit jeher ein Unterstützer des Königs und der alten Gesetze gewesen. Aber sollte er an der Verschwörung nicht beteiligt gewesen sein, war nicht einmal sicher, ob er noch lebte. Es gab zu viele Ungewissheiten, außerdem waren sie abgeschnitten von allen Neuigkeiten. 
    Er bettete den Kopf auf den harten, felsigen Boden und verschob die Entscheidung auf später. 
    Seine Hand umschloss den Griff von Orgflaed, die Berührung der kühlen Klinge wirkte beruhigend auf seine angespannten Nerven und so sank der alte Krieger in einen leichten Schlaf. 
     
    Der nächste Morgen war frisch. Das Feuer war über Nacht ausgegangen. Heikhe räkelte sich auf ihrem Fellumhang, der ihr als Schlafstätte gedient hatte. Sie sah zu ihrem noch schlafenden Bruder hinüber, fand aber den Platz Rhoderiks verlassen vor. 
    Verträumt trat sie aus ihrem Unterschlupf. Wie angewurzelt blieb sie stehen, als sie den alten Krieger wenige Schritte, das Schwert in der Hand, vor der Hütte stehen sah. 
    Zwei in helles Leder gekleidete Männer – einer von ungewöhnlich großer Statur, selbst im Vergleich zu dem an sich schon bärigen Rhoderik – hatten ebenfalls ihre Langschwerter und Dolche in den Händen. Sie versuchten, den Älteren zu umzingeln. Lauernd suchten sie nach einer Gelegenheit, ihn zu überrumpeln. Das Mädchen wunderte sich, keine Angst zu haben. Die bösen Männer schienen ihr fast lächerlich, wie sie ihre Klingen verlagerten, von links nach rechts tänzelten, während Rhoderik einfach nur dastand. Die Spitze der Klinge in seiner Rechten zeigte auf den Boden. Regungslos wartete er ab. 
    Auch als Heikhe ihn ansprach, ging nicht das leiseste Zucken über seinen zur Kalksäule erstarrten Körper. 
    »Wirst du sie töten? «, fragte sie keck. 
    »Geh zu deinem Bruder«, antwortete er. 
    Doch diese Situation war viel zu interessant, um den Schauplatz zu verlassen. Bisher hatte sie nur langweilige Turnierkämpfe gesehen, bei denen fast nie Blut floss. Nein, sie würde bleiben und lernen. Sie schätzte die Chancen ihres Entführers eher gering ein, waren seine Gegner doch zu zweit und der eine ein Riese. Etwas aber an der Gelassenheit von Rhoderik brachte sie zum

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