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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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Zweifeln. 
    »Der ist doch ein Kopf größer als du«, kommentierte sie das Vor- und Zurücktrippeln der beiden. 
    In kaum wahrnehmbarer Langsamkeit bewegte sich die Spitze von Orgflaed nach oben. 
    »Nicht mehr lange«, gab er über den Rücken an sie zurück. 
    Die runenverzierte Klinge glitzerte in den frühen Strahlen der Morgensonne. In dem Moment, da sie das reflektierte Licht in das Gesicht des Riesen zu Rhoderiks Rechten warf, sprang der alte Krieger in einer Drehung nach vorne. Mit einer Schnelligkeit, die ihm niemand der drei anderen Anwesenden zugetraut hätte, führte er einen Streich durch die Deckung des linken Mannes, der ihn diesen von der Schulter bis zur Hüfte in zwei Hälften teilte. In einem Schwall von Blut vollendete er die Drehung und hieb immer noch im gleichen Schwung das Schwert des anderen beiseite, dass es ihn durch den Aufprall zurücktaumeln ließ. 
    Der Riese sah das Blut seines Freundes im bärtigen Gesicht des Feindes, das ihn grimmig angrinste. Rhoderik wartete wieder, Augenblicke, die sein Feind nutzte, den Schrecken in Wut umzuwandeln. 
    »Zeit für die andere Seite«, grollte Rhoderik; Heikhe klatschte in die Hände. 
    Einen Kriegsschrei ausstoßend drang sein Gegner auf ihn ein. 
    Eine Finte mit dem Schwert sollte die Deckung des Alten öffnen, um den Dolch ins Ziel zu bringen. Doch Rhoderik erkannte das Vorhaben, ignorierte den Stoß und parierte den eigentlichen Angriff am Handgelenk seines Gegners. Wieder spritze Blut und der Dolch fiel samt der Faust, die ihn umklammerte, zu Boden. Rhoderik machte einen Schritt zurück und beantwortete den Angriff mit einem geraden Stoß. Orgflaed grub sich tief in die Magengegend seines Opfers. Er drehte die Klinge und riss sie heraus. Der Riese sank auf die Knie, die unversehrte Hand auf die klaffende Wunde pressend. »Siehst du, Kleine«, wendete er sich dem Mädchen zu, »so fällt man einen Riesen.« Mit einem einzigen Schlag hieb er dem Mann den Kopf von den Schultern. 
     
    Als wäre nichts Ungewöhnliches vorgefallen, putzte er die Klinge an der Kleidung des Enthaupteten ab und begann, die Männer zu durchsuchen. Voller Bewunderung sah die Königstochter ihm dabei zu. 
    Danach wuchtete er die Leichen zu einem Gebüsch, in dem er sie notdürftig versteckte. Ihre Waffen lehnte er an die Wand in der Höhle. Ein fürstliches Geschenk für den nächsten Reisenden, dachte er befriedigt. Unter den Dingen, die er den beiden abgenommen hatte, befand sich auch ein gut geschliffenes Jagdmesser mit Horngriff, das er Heikhe reichte. Würdevoll nahm sie es entgegen und verstaute die kleine Waffe unter ihrem Rock. »Danke«, sagte sie. »Du bist gar nicht so alt.« Er tätschelte liebevoll ihren Kopf. 
    »Weck deinen Bruder, wir brechen auf.« 
     
    Zurück auf dem Pfad entdeckten sie die angebundenen Pferde der Verfolger. Rhoderik nahm den Jungen vor sich auf den Sattel und hielt die Zügel des zweiten Tieres, das Heikhe bestiegen hatte, damit es nicht mit ihr durchgehen konnte. Sie kamen jetzt wesentlich schneller voran, doch der alte Krieger wusste nicht einmal, ob das gut oder schlecht für sie war. Anfangs bereitete das Reiten durch den Wald den Kindern noch Freude, vergnügt jauchzten sie, wenn ihnen ein Reh begegnete. Nach zwei Tagen ununterbrochenen Reitens kannten sie die Kehrseite; sie klagten über Schmerzen in Gesäß und Oberschenkeln.  
    Ihr Weg führte sie durch Tannen- und Mischwälder, vorbei an klaren Gebirgsseen, über Bergpässe, Täler hinab und wieder hinauf. Die Kinder hatten ihren Beschützer lieb gewonnen, vor allem Heikhe, die ohnehin von den beiden das Sagen hatte, war seit dem Geschehnis vor der Höhle wie ausgewechselt. Nachts, wenn die Wölfe heulten, kuschelte sie sich an ihn und tags erzählte Rhoderik Geschichten, meist über ihren Vater. Über ihre Mutter, die zweite Frau des Königs, die bei Gunthers Geburt gestorben war, wusste er nicht viel zu berichten. Sie war eine stille, zurückhaltende Frau gewesen. Und so betonte er stets lediglich ihre Großherzigkeit und Treue. Auch brachte er den beiden das Fischen und Jagen bei, zeigte ihnen, wie man Fallen stellte, und erklärte ihnen, dass man Respekt vor seinem Fang haben sollte so wie auch sonst vor allem, was lebte. 
    Die Nähe der Häscher nicht ahnend, die oft nur wenige Steinwürfe hinter ihnen die Gegend absuchten – einmal war es allein der Gunst der Götter und Rhoderiks vorsorglicher Achtsamkeit zuzuschreiben, dass sie nicht entdeckt wurden

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