Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
Vom Netzwerk:
bestand. Er war auch nicht der Einzige, der daran Anstoß nahm.« 
    »Werden sie den Stein der Macht finden?«, warf Fried vorlaut ein, das lange Sitzen und Nichtstun hatten ihn unruhig werden lassen. 
    »Wart’s ab, der Ohm wird es uns schon erzählen«, blaffte die Frau den Jungen an. 
    Der Alte nickte ihr dankbar zu, beschwichtigte Fried, zu dem er eine gewisse Affinität verspürte, jedoch gleich darauf: »Alles sollte anders kommen, als es zunächst schien. Die Krähe war damals noch jung und ungeduldig und meinte, alles schon zu wissen, so wie du. Dinge waren ins Rollen geraten, deren Folgen nicht einmal die Weisesten vorauszusehen imstande waren. Die Welt stand wieder einmal am Rande eines Abgrundes, doch niemand ahnte die Gefahr … Hört und seht selbst.« 
     
    *** 
     
    Der Eindruck, verfolgt zu werden, hatte sich zur Gewissheit entwickelt. Beinahe konnte Rhoderik die Schritte des gedungenen Mörders hören, der ihnen auf Schritt und Tritt folgte. Die Kinder vor sich herschiebend, hastete er durch das Hafenviertel. Sie erblickten die beiden auslaufbereiten Schiffe durch den immer noch anhaltenden Regen. 
     
    Berbast war, nachdem die Taue eingeholt waren, unter Deck des Schiffes am Nachbarsteg verschwunden, während Kraeh und Sedain noch an der Reling ihres Zweimasters standen und einem Matrosen zusahen, wie er gefährlich schwankend den letzten Sack Salz auf dem Rücken tragend über den schmalen Landungssteg balancierte. 
     
    Der alte Krieger erkannte ihre Chance. Sie rannten jetzt, nur noch wenige Manneslängen, dann würden sie den Steg erreichen. Auch hinter ihnen war das Trippeln ihres Verfolgers zu hart auf dem Pflasterstein aufschlagenden Schritten angestiegen. Die Kinder waren zu langsam, ein Dolch wurde aus einer Scheide gerissen. Da surrte ein Bolzen durch die Schlieren des Regengusses. Keiner der drei sah zurück, sie hörten nur den dumpfen Aufschlag des Mannes, der hinter ihnen von der Wucht des Geschosses zu Boden geschleudert wurde. Ohne ein anderes Ziel waren sie über den schmalen Steg und auf das Deck des Schiffes geeilt. Nach Luft ringend, die beiden Kinder an sich drückend, sah er zu den beiden ungleichen Männern auf. Der tätowierte Halbelf lächelte vergnügt, der andere schaute fragend, nickte dann aber schlicht. Er hatte eine schlohweiße Mähne … 
     
    Hinter ihnen herrschte reges Treiben an Deck. Die Segel wurden gesetzt und auf Kraehs Geheiß die Seile, die sie noch mit Brisak verbanden, eilig losgemacht. Peitschender Wind und das gleichmäßige Aufschlagen von Rudern setzte die Fraja in Fahrt – gefolgt von ihrem Schwesterschiff. An der Anlegestelle hatte sich mittlerweile eine Traube dunkel gekleideter Häscher versammelt, deren Augen ihnen finster nachblitzten. 
    Immer noch keuchend stellte Rhoderik sich und die Kinder vor. »Ein Glück, dass wir dich gefunden haben. Woher wusstet ihr, wann wir kommen?« 
    Kraeh sah fragend zu seinem Freund hinüber. 
    »Wussten wir nicht«, gab Kraeh zurück. »Die Kinder unsres Königs, sagst du? Gunther ist tot.« 
    »Bin ich nicht!«, begehrte der Junge auf. 
    »Ich hatte es befürchtet«, sagte Rhoderik, den Blick auf die kleiner werdende Stadt gerichtet. »Wieso habt ihr uns dann geholfen?«, wandte er sich an Sedain, in dessen Hand noch die Armbrust ruhte. 
    Er zuckte amüsiert die Schultern. »Wir wurden seit Tagen von diesen Kapuzenmännern beobachtet; als ich das Messer sah, habe ich geschossen – nicht mehr als ein glücklicher Zufall für euch.« 
    Kraehs Miene war ernst. »Ihr könnt uns nicht begleiten; wir fahren in den Norden. Wenn dir«, er sah dem alten Krieger direkt in die Augen, »an den Kindern liegt, verlasst ihr uns so schnell wie möglich. Dies ist der unsicherste Ort, an den du sie hättest bringen können.« 
    Nicht ganz, dachte Rhoderik und sah nach Brisak zurück. »Unter Deck!«, mischte sich Sedain geistesgegenwärtig ein, »bevor Berbast sie zu Gesicht bekommt.« Rhoderik verstand nicht, brachte die Kinder aber sofort nach unten. Kraeh informierte den Kapitän über die unerwarteten Passagiere, ließ ihre Familienzugehörigkeit dabei aber wohlweislich unerwähnt. 
    Heikhe stand vor einer unbesetzten Ruderluke, durch die der Wind ihr Gischt und Regen ins Gesicht blies. Ihren Bruder, der immer noch nicht verstanden hatte, hielt sie an der Hand. Schon oft hatte sie ihn zu den Trollen gewünscht, jetzt war sie froh über die Berührung des kleinen kalten Händchens. Eine einzige Träne

Weitere Kostenlose Bücher