Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
aber angesichts der Lage nicht verdenken kann. Er wohnt im Hotel Babenberger, wo auch seine Frau gewohnt hat. Wir haben ihr Zimmer einer gründlichen Untersuchung unterzogen, aber ihr werdet euch denken können, dass da nichts, absolut gar nichts zu finden war, wird ja jedes Mal geputzt, wenn jemand auszieht.«
»Ja«, sagte Felix, »leider muss man sagen in diesem Fall. Danke, Peter.«
Er wandte sich an Brückl. »Der Zusammenhang besteht darin, dass die beiden Frauen sich sehr gut gekannt haben. Sie sind gemeinsam aufgewachsen. Gertruds Familie war quasi auch Hannas Familie. Es liegen amtliche Nachweise über die Pflegschaft vor. In den letzten Jahren allerdings gab es kaum oder gar keinen Kontakt mehr, sowohl zwischen den Frauen als auch zwischen Hanna und den Pflegeeltern. Laut ihrem Ehemann ist Hanna seit vielen Jahren nicht in dieser Gegend gewesen. Die haben sich übrigens alle gekannt. Auch Jonas Belitz ist früher bei der Familie ein und aus gegangen, war ein Jugendfreund von Hans Brendler, Gertruds Vater.«
»Was vermuten Sie?«
Felix schüttelte den Kopf. »Nichts vorerst. Wir sammeln. Alles könnte natürlich auch Zufall sein, aber das glauben wir eigentlich gar nicht.«
»Warum hat Frau Umlauf den Kontakt abgebrochen?«
»Das wissen wir noch nicht. Nur, dass es Differenzen gegeben hat.«
»Die die Ursache des Mordes sein könnten?«
Plötzlich schien er hellwach, der Herr Staatsanwalt. Franza musste heimlich grinsen. Als ob sie das alles nicht selber in Erwägung zögen!
»So ist es.« Felix nickte leicht gönnerhaft und warf Franza einen Blick zu. »Könnte durchaus sein!«
»Die Umlauf also die Mörderin von der Rabinsky? Und nun auf der Flucht?«
»Könnte sein«, sagte Felix und schien völlig unbeteiligt. Lediglich das winzige Hochziehen einer Augenbraue verriet Leuten wie Franza, die ihn gut kannten, dass er ein wenig amüsiert war, denn er wusste, was alle wussten. Der Staatsanwalt witterte Öffentlichkeit, große Auftritte, Glamour. Natürlich wäre eine Filmschauspielerin besser gewesen, aber eine Fotokünstlerin tat es zur Not auch.
»Könnte aber auch ganz anders sein.«
Brückl nickte etwas unwirsch. »Ja, ja. Ich mach schon nicht Ihre Arbeit, Herr Kollege Herz! Auf alle Fälle hat der Fall hohe Dringlichkeit. Frau Umlauf ist eine Person des öffentlichen Interesses. Sie wissen, was das heißt!«
»Aber selbstverständlich wissen wir das«, seufzte Felix. »Oder, Franza? Wissen wir das?«
»Wir wissen das.« Franza nickte freundlich. »Selbstverständlich wissen wir das, Herr Brückl.«
Seit Jahren ging sie bei ihm zu Hause ein und aus, war Sonja, seine Frau, doch ihre beste Freundin seit gemeinsamen Kindertagen, aber zu einem Du hatten sie es immer noch nicht gebracht, standen im Gegenteil des Öfteren auf Kriegsfuß miteinander.
»Ich soll übrigens Grüße von Sonja ausrichten, und Sie möchten doch wieder einmal vorbeischauen«, sagte er und lächelte etwas verlegen, weil er ahnte, dass sie ihn alle durchschauten.
»Danke«, sagte Franza, »sagen Sie ihr doch, ich ruf sie an.«
Sie dachte an ihren letzten Besuch bei Brückls an jenem Abend, als der betrunkene Max im Theatercafé auf sie gewartet und sie ihn nach Hause gebracht hatte. Im Anschluss hatte sie Port angerufen, sie hätte jetzt Zeit, ob er käme. Aber er war immer noch zu Tode beleidigt gewesen und kam nicht. Also fuhr sie mit dem Wein und den Zigaretten, die sie an der Tankstelle gekauft hatte, zu Sonja, und sie setzten sich auf die Brückl’sche Terrasse und tranken und rauchten, während der Staatsanwalt in seinem privaten Büro am PC saß und arbeitete. Manchmal kam er ans Fenster, winkte, lächelte und Sonja winkte zufrieden zurück. »Euch geht es gut?«, fragte Franza und Sonja nickte. »Ja, uns geht es gut. Er arbeitet viel, aber das ist o.k., das mach ich ja auch.«
»Ja«, sagte Franza, »das tun wir ja alle.«
»Besser arbeiten, als in irgendwelchen Chat-Rooms verkehren«, sagte Sonja und erzählte von einer Freundin, die sich regelmäßig in Chatforen einloggte, dort unter irgendwelchen Pseudonymen Männer kennenlernte und sich ab und an zu prickelnden Blind Dates traf.
»Stell dir vor«, lachte Sonja, »du gehst da hin und plötzlich stehst du deinem Nachbarn gegenüber, der immer so nett und verliebt mit seiner Frau tut. Wie schrecklich, schrecklich peinlich!«
Später dann, zu Hause, war Franza ein wenig ins Internet gegangen.
»Gut«, sagte Herz, »wenn alle ihre privaten Dinge erledigt
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