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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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gesessen und Kaffee getrunken hatte. Der gesagt hatte, er besuche eine Bekannte. Der über die Straße gegangen war und Gertrud angesprochen hatte. Die erschrocken war. So tief, dass dieses Erschrecken bis hierher, bis über die Straße erkennbar gewesen war.
    Und ob sie, Renate, jetzt schuld sei? Weil sie vielleicht Gertruds Mörder bewirtet habe? Weil sie nicht aufmerksamer gewesen sei, nicht die richtigen Schlüsse gezogen habe? Aber wie solle man denn Schlüsse ziehen, die zu einem Mord führten.
    »Eben«, sagte Arthur und reichte ihr ein Taschentuch. »Man kann so etwas nicht ahnen. Also reden Sie sich keine unnötigen Schuldgefühle ein. Außerdem muss das gar nichts heißen, kann Zufall sein.«
    Er trank einen Schluck Kaffee. »Wie hat er denn ausgesehen, dieser Mann?«
    Sie beschrieb ihn und während sie ihn beschrieb, überkam sie das dumpfe Gefühl, dass er sie an jemanden erinnerte, aber je mehr sie sich den Kopf darüber zerbrach, desto mehr entfernte sich das Bild.
    Vielleicht fiel es ihr wieder ein, wenn sie morgen aufs Kommissariat kam, um ein Phantombild anfertigen zu lassen.
    »Sie wird mir fehlen«, sagte sie, als der junge Ermittler sich mit einem festen Händedruck verabschiedete. »Sie war eine Feine. Sehr zurückhaltend. Sehr still. Fast ein bisschen spröde, wenn man sie nicht kannte. Schüchtern beinahe. Ließ nicht so schnell jemanden an sich heran. Aber wenn man sie kannte …«
    Zittern in der Stimme. Erneut strich sie sich mit der Hand über die Wangen. »Ja«, sagte sie leise. »Sie wird mir fehlen.«
    19 Er hatte sich in der Wohnung des Großvaters verschanzt. Ein neuer Plan musste her. Es gab ein Problem. Ein gewaltiges. Damit war nicht zu rechnen gewesen. Nicht mit einer solchen Entwicklung. Die Zeichen standen auf Sturm und er mittendrin. Aber er würde das Spiel nicht verlieren. Er nicht.
    Nachts lag er lange wach und sah die Frau vor sich. Kein schöner Anblick mehr. Das Blut. Ihre ausgestreckte Hand. Das Klirren des Messers, als es auf dem Boden auftraf. »Geh nicht«, hatte sie geröchelt, kaum zu verstehen. »Lass mich nicht so hier! Bitte!«
    Dann … kein Komma mehr. Punkt.
    Er war hinaus in die Nacht geflohen, zurück in die Stadt, in die Wohnung. Der Hunger nagte an ihm, nichts zu essen, nicht ein Stück Brot, der Kühlschrank leer wie sein Kopf, einen Rest Pizza hatte es noch gegeben von vorher , den hatte er verschlungen, als er nach Hause gekommen war, und noch hatte er sich nicht wieder hinausgewagt, um Essen zu kaufen, Brot, Käse, Butter. Erst brauchte er einen Plan. Einen verdammten Plan. Aber sein Magen grimmte. Und sein Hirn glühte.
    Er hatte schon viele Tote gesehen, viel Sterben, das brachte sein Beruf mit sich, aber das hier war anders gewesen. Schrecklicher. Weil es so schnell passiert war, völlig unvorhergesehen, weil es einfach geschehen war, weil er sich nicht hatte vorbereiten können. Bei den Sterbenden im Krankenhaus konnte man rechtzeitig Herz und Kopf verschließen, notdürftig zwar nur, aber eben doch.
    In seiner Panik dachte er an Kristin. Vor einem halben Jahr hatten sie sich auf einer Vernissage getroffen, auf die er durch Zufall geraten war, sie stand in der Mitte des Raumes in einer Gruppe von Leuten und er erkannte sie auf der Stelle. Sie fuhren manchmal gemeinsam im Lift, und er wusste, dass sie ein halbwegs hohes Tier in der Krankenhausverwaltung war, was in Hinblick auf ihre Jugend eine ziemliche Leistung darstellte.
    Na ja, dachte er von seinem sicheren Sitz an der Bar aus, während er sie beobachtete, vielleicht einfach hochgeschlafen, sieht ja nicht übel aus, und vielleicht schläft sie sich jetzt wieder ein bisschen runter, mal schauen, was geht, ein bisschen was geht immer.
    Und so war es. Auch sie hatte ihn erkannt.
    »Sie sind der Pfleger, der immer im siebten Stock rausmuss«, sagte sie, als sie sich nach einer halben Stunde neben ihn setzte. Er nickte und musste grinsen, weil sie das so genau wusste.
    »Bestellen Sie mir ein Glas Wein?«, fragte sie und zog die Augenbrauen ein bisschen hoch, was ihr einen kühnen Ausdruck gab. Das rührte ihn.
    »Aber für Sie doch immer«, sagte er und winkte dem Kellner.
    Sie war bereits ein bisschen angeschickert, das rührte ihn noch mehr. Rasch wollte er ihr hinterher in die Betrunkenheit und stürzte drei Gläser Wein hinunter, aber er wusste, er würde sie nicht einholen, weil er einfach zu viel vertrug.
    »Du trinkst zu viel«, sagte sie in strengem Ton. »Ich will mich nicht mit dir

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