Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)
haben, machen wir weiter.«
Sie hoben begütigend die Hände, Franza und Brückl, gleichzeitig, das hieß wohl, dass beide wieder so weit waren.
»Also, ich wiederhole: Es könnte sich natürlich wie eben dargestellt zugetragen haben. Wie gesagt, wir sammeln. Und eine weitere Sammelvariante wäre, dass Hanna Umlauf Opfer des gleichen Täters geworden ist. Vielleicht hat er sie aus irgendeinem Grund, der vermutlich in der gemeinsamen Vergangenheit der beiden Frauen liegt, in diese Gegend hier gelockt und getötet. Auch das würde ihr Verschwinden erklären.«
Er schwieg, dachte nach.
»Wir wissen übrigens mittlerweile, dass sie sich getroffen haben, Hanna und Gertrud. Und zwar in Gertruds Haus. Wir haben Hannas DNA gefunden.«
Überrascht beugte sich Brückl vor. »Aha? Was? Wo? Untermauert das nicht meine These?«
Felix legte den Kopf schief. »Unsere These, Herr Staatsanwalt, unsere.«
Er machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort. »Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir sollten nicht allzu schnell schießen.«
Er warf einen nachdenklichen Blick auf das Bild der Fotografin. »Ein Haar. Von leuchtendem Rot. Natürlich hat das Labor die DNA überprüft, Herr Belitz hatte einen Lippenstift seiner Frau dabei.«
Arthur gab einen erstaunten Laut von sich. »Wer macht denn so was? Hat der von vornherein angenommen, dass seine Frau … nicht mehr lebt und wir aus irgendwelchen Gründen eine Vergleichs- DNA brauchen?«
»Na ja«, sagte Franza, »der wird im Fernsehen ein paar Krimis gesehen haben. Auf alle Fälle hat es uns die Arbeit ausnahmsweise einmal erleichtert. Straßburg ist ja doch ein Stück weit weg. Wenn er den Lippenstift erst hätte holen müssen, hätten wir jetzt noch keine Bestätigung.«
»Eben«, sagte Brückl, »wo haben Sie das Haar denn gefunden?«
»Hm«, machte Franza gleichmütig. »Im Bett.«
»Im Bett? Im Gästezimmer? Hat sie also dort gewohnt, nachdem sie vom Hotel ausgezogen war?«
»Nein«, sagte Franza und zog das Wort ein bisschen. »Nicht im Gästezimmer. Im Bett der Eheleute Rabinsky.«
»Aha«, machte der Staatsanwalt, »ahaaaa« und zog das Wort ebenfalls ein bisschen. »Was Sie nicht sagen! Das ist jetzt aber nicht unpikant. Was schließen Sie daraus?«
»Wie gesagt«, sagte Franza und lächelte ihr reizendstes Lächeln. »Wie gesagt: noch nichts. Wir sammeln.«
Brückl seufzte, rollte ein bisschen die Augen, aber gab sich zunächst geduldig.
»Es erweitert vorerst lediglich den Personenkreis, mit dem wir es verdächtigerweise zu tun haben«, fügte Felix hinzu.
»Der Ehemann«, prellte Brückl vor. »Ein Eifersuchtsdrama. Die Rabinsky erwischt ihren Mann mit der Umlauf im Bett, es kommt zum Streit, die Ehefrau stirbt, die Geliebte verschwindet und Rabinsky spielt den trauernden Ehemann.«
Er hatte sich in Fahrt geredet, schüttelte entrüstet den Kopf. »Also, ich weiß nicht, diese Fremdgeherei führt doch immer wieder zu Dramen!«
Felix zog die Augenbrauen hoch. »Tja«, sagte er, »so ist das Leben. Kann man wohl nichts dagegen tun. Oder hätten Sie eine Idee, Herr Staatsanwalt? Neues Gesetz vielleicht? Weil wir ohnehin zu wenige haben?«
Brückl wurde ein bisschen rot und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Pf«, machte er unwirsch. »Unsinn!«
»Ich meine«, sagte Felix und grinste, »natürlich ist das Abhalten außerehelicher Coitusse nicht zum Vorbild geeignet, aber ein strafrechtlicher Bestand lässt sich Gott sei Dank noch nicht aus der Fremdvögelei im Zustande des Verheiratetseins formulieren.«
Wow, dachte Franza, was für ein Wahnsinnssatz! Sie grinste und schaute in die Gesichter der Kollegen, denen es nicht anders erging. Der Staatsanwalt allerdings fand es eher nicht witzig. »Wollen Sie mich jetzt verarschen, oder was?«, brauste er auf. »Mäßigen Sie sich, Herr Kollege!«
»Nein«, sagte Felix gelassen. »Ich will Sie nicht verarschen. Nichts liegt mir ferner. Aber die Dinge sind nicht immer so einfach, wie sie nach außen erscheinen.«
Brückl seufzte. »Schon gut, schon gut. Ich wollte niemandem hier zu nahe treten. Aber man darf sich seine Gedanken machen, oder?«
Er warf einen kurzen Blick zu Franza, den diese mit einem strahlenden Lächeln parierte. Arschloch, dachte sie.
Brückl räusperte sich. »Also«, sagte er, »wo waren wir stehengeblieben?«
Kurz überlegte er. »Ah ja! Rabinsky, der trauernde Ehemann. Spielt er den trauernden Ehemann?«
»Er trauert«, sagte Franza, »ob er die Trauer spielt? Schwer zu
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