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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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geschaffen, um sie weiterhin einzudämmen.«
    »Ja«, flüsterte Hennea.
    Sie schwieg, bis Jes schließlich sie statt des Beckens ansah. »Aber du hast uns nicht deshalb unterbrochen.«
    Sie schüttelte den Kopf, konnte allerdings noch nicht ertragen, es ihm zu sagen, also sprach sie über das kleinere Übel, für das sie verantwortlich war. »Ich hätte ebenfalls sterben sollen, Jes. Hinnum hat mir geholfen, die Macht aufzuteilen und die Raben zu schaffen, und mir blieb nur noch, was ich brauchte, um die Magie anzuleiten, die Colossae opferte. Ich glaube, mein Überleben ist schuld daran, dass der Schatten Macht vom Pirschgänger beziehen kann. Mein Überleben hat in den Fesseln eine Schwachstelle verursacht.«
    Jes setzte sich abrupt auf und nahm sie in die Arme, aber sie hatte das Gefühl, dass seine Aufmerksamkeit mehr seinem eigenen inneren Dialog galt. »Nein«, sagte der Hüter einen Augenblick später. »Es war nicht dein Überleben. Du warst der Rabe, und wenn der Rabe tatsächlich überlebt hätte, hätte dies das Gleichgewicht wirklich gestört. Aber es überlebte nicht der Rabe, Hennea, sondern ein Rabe.«
    Sie dachte sorgfältig über seine Worte nach und konnte an seiner Argumentation keinen Fehler finden. »Also gut«, flüsterte sie. »Aber etwas ist schiefgegangen.«
    »Hennea?«, flüsterte er, die Lippen an ihrem Ohr. »Warum ist die Adlerweisung anders?«
    »Meine Schuld.« Sie war froh, dass er ihr schlimmstes Verbrechen selbst herausgefunden hatte, bevor sie es gestehen
musste. »Es ist meine Schuld, und ich bitte dich innigst, mir zu verzeihen.«
    Jes saß still hinter ihr, aber er schob sie nicht weg, als sie sich gegen ihn lehnte. »Als meine Schwestern und Brüder starben, fielen ihr Geist und ihr Körper von ihnen ab, und nur ihre Macht blieb. Als die Zauberer den Adler töteten, nahmen sie ihm Macht und Geist gleichermaßen. Ich hätte seine Macht in so kleine Funken teilen können, dass es nicht mehr als ein Glitzern im Auge gewesen wäre, das einem Menschen eine zusätzliche Spur von Mut oder Kraft verlieh. Und sie hätten niemals ein Überbleibsel von ihm gespürt und erst recht nicht seine gesamte Macht. Ich hätte diese Macht in die Obhut eines geborenen Kriegers geben können, damit er seine Begabung auf dem Schlachtfeld auslebte. Aber er war mein Geliebter gewesen.«
    »Was hast du also getan?«
    Das wusste er doch sicher, dachte sie, aber sie war es ihm schuldig, es laut auszusprechen.
    »Ich zerteilte seine Macht, bis sein Zorn über seine Ermordung gering genug war, dass er die Sterblichen, die seine Weisung erhielten, nicht sofort überwältigen würde. Dann gab ich diese Macht den einzigen Menschen, die wissen konnten, was sie in sich hatten. Den einzigen Menschen, die ihn trösten konnten.«
    »Empathen wie Jes«, sagte der Hüter.
    Sie nickte und wartete auf sein Urteil. Er zog sie auf seinen Schoß und wiegte sie ein wenig, während er nachdachte.
    »Wenn«, flüsterte der Hüter, »du mir einen Krieger gegeben hättest, um mich an ihn zu binden, hätte ich Blut vergossen, bis niemand mehr zum Töten übrig geblieben wäre. Ich erinnere mich an ganze Generationen, in denen ich nur wütend war und unfähig, zusammenhängend zu denken. Ohne Jes, der mich liebt, wäre das immer noch alles, was ich bin.«
    »Ich weiß, Geliebter«, sagte sie und zog ihn an sich. »Aber so viele haben für meine Entscheidung zahlen müssen. So viele Adler hatten nur kurze Leben. Jes - Jes zahlt einen so hohen Preis für etwas, das wirklich nicht seine Schuld war.«
    »Hm«, sagte Jes. »Paps sagt, jeder zahlt einen Preis dafür, dass er lebt.« Er küsste sie hinters Ohr. »Ich mag, wer ich bin, Hennea. Ich kann mir kein Leben ohne den Hüter vorstellen. Ich denke, es wäre schrecklich und einsam, wenn ich ihn nicht hätte. Im Augenblick, in diesem Raum, mit dir in meinen Armen, möchte ich mein Leben mit keinem anderen Menschen tauschen. Bitte mich nicht um Verzeihung - du hast mir nichts angetan. Bitte nicht um unseren Zorn, denn es gibt keinen. Wir lieben dich.«

16
    S ehr zu Tiers Erleichterung behielten die Wolken ihr Wasser bei sich, und es gab sogar einen größer werdenden Fleck von blauem Himmel und Sonnenschein, der seine Knochen wärmte.
    Er war - abgesehen von seiner Gefangenschaft - seit der Soldatenzeit nicht mehr so lange von zu Hause weg gewesen, aber trotz Augenblicken des Schreckens und der Sorge störte es ihn nicht. Falls seine Frau zu dem Schluss kam, dass sie keine

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