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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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und einen Tag.
    Er musste sich unbedingt mit Seraph in Verbindung setzen. Er musste sie warnen, damit sie die Kinder beschützen konnte.
    Er spielte die Akkorde eines alten Kriegslieds. Myrceria, dachte er. Ich werde an Myrceria arbeiten.
     
    Phoran hielt das Pergamentbündel triumphierend in der Hand, als er durch die Flure des Palasts zu seinem Arbeitszimmer eilte. Als Erstes würden sie in seinen Gemächern nach ihm suchen. Keiner außer dem alten Bibliothekar wusste von dem Arbeitszimmer. Irgendwann würden sie Phoran finden, aber nicht bevor er bereit war.
    Es war eigentlich nur ein Impuls gewesen. Als Douver, dieser alte Narr, die Dekrete geschickt hatte, die er für den Rat der Septs unterschreiben sollte, hatte Phoran nach ihnen gegriffen,
sie unter den Arm geklemmt und dem beinahe leeren Raum angekündigt, dass er sie sich ansehen werde.
    Er hatte sich auf dem Absatz umgedreht und war gegangen, durch ein kompliziertes System von Geheimgängen - von denen einige so gut bekannt waren, dass es ebenso gut hätten reguläre Flure sein können, und andere, von denen er gern glaubte, dass nur er sie kannte. Er hatte niemandem die Gelegenheit gegeben, ihm zu folgen.
    Die meiste Zeit seines Lebens hatte er einfach unterschrieben, was man ihm vorlegte. Sein Onkel war zumindest so freundlich gewesen, ihm immer zu erklären, was er da unterschrieb - obwohl Phoran sich erinnern konnte, dass ihn das meiste davon nicht interessiert hatte.
    Aber der leere Raum war beleidigend gewesen. Wenn der Kaiser zweimal im Jahr Dekrete und Gesetzesvorschläge unterzeichnete, sollten mehr Leute anwesend sein, und sie wären es auch gewesen, wenn sie glaubten, dass der Kaiser noch etwas anderes tat, als automatisch alles zu unterzeichnen, was man ihm vorlegte.
    Er betrat die Bibliothek durch eine Seitentür, ging unbemerkt zwischen den Pergamentbehältern und Bücherregalen hindurch und schloss die Tür seines Arbeitszimmers auf. Es war ein kleiner Raum, aber er ließ sich von innen ebenso abschließen wie von außen, was alles war, das er brauchte.
    Er setzte sich auf seinen Stuhl und begann nachzudenken. Es war zwar schön und gut, dass er nicht länger nur dem Namen nach Kaiser sein wollte, aber er hatte wirklich nicht die Unterstützung, die er benötigte. Der Sept von Gorrish betrachtete sich praktisch als Regent, und die Septs, die ihm folgten, Telleridge und die anderen, würden ihr Bestes tun, gegen jedes Zeichen von Unabhängigkeit anzukämpfen.
    Wirklich, er sollte die verdammten Dinger einfach signieren, dann würde er seine Ruhe haben.

    Stattdessen öffnete er das Tintenfass, schnitt die Federn zurecht und fing an zu lesen. Die ersten drei Pergamente unterschrieb er - komplizierte Handelsabkommen zwischen diversen Septs, und nichts, in das der Kaiser sich einmischen sollte. Aber beinahe unwillkürlich merkte er sich die Namen derer, die diese Bündnisse schlossen.
    Das vierte Pergament war ein weiteres der immer strenger werdenden Gesetze gegen die Reisenden. Er unterzeichnete das ebenfalls. Sein Onkel hatte immer gesagt, die meisten Reisenden seien Diebe, obwohl sie auch recht sympathisch sein konnten. Sie hatten kein Land, auf dem sie sich niederlassen konnten, weil kein Sept so etwas erlauben würde, also waren sie gezwungen, ihr Brot so gut zu verdienen, wie sie konnten.
    Stunden vergingen. Hin und wieder schlich sich Phoran in die Bibliothek und holte Landkarten oder Bücher. Aber er unterzeichnete die Pergamente eins nach dem anderen und legte nur wenige beiseite, um sie sich noch einmal anzusehen.
    Er fand zwei, die im vielleicht dienen könnten. Es waren regionale Angelegenheiten, die den größten Teil des Rats nicht sonderlich interessieren würden, und sie waren jeweils nur von etwas mehr als der Hälfte der Ratsmitglieder unterschrieben.
    Das erste Dekret würde dem Sept von Holla umfassende Fischrechte im Azalansee einräumen. Phoran hatte sich Karten angesehen und festgestellt, dass der Azalansee ein kleines Gewässer inmitten des Landes war, das dem Sept von Holla gehörte. Und genau das machte das Dekret so merkwürdig - die Septs hatten für gewöhnlich ohnehin die alleinigen Rechte auf jedes Gewässer, das vollkommen von ihrem Land eingeschlossen war; Phoran war klar, dass eine Geschichte dahinterstecken musste. Bei der zweiten Vorlage ging es um ein kleines Stück Land, das dem Sept von Jenne für seine »Dienste am Kaiserreich« zugesprochen wurde.

    Er sah sich diese schlichten Worte mehrmals an, um

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