Race into my Heart
bringen sie mir am Ende der
Vorlesung, Miss Davis«, wendet er sich an mich. Ich bücke
mich sofort danach und sammele den ganzen Schwung Papier ein. Ich
lege es alles in eine Klarsichtfolie, dann nehme ich meine Sachen und
setze mich um, damit niemand seinen Zettel verschwinden lässt.
»Gut,
ich würde sagen, wir machen beim Thema Mobbing weiter«,
sagt Professor Kramer. »Sie alle wissen, dass es eine Straftat
ist, weshalb ich mich frage, warum Sie als Jurastudenten so dumm
handeln. Kann es sein, dass Miss Davis als einfaches Ziel gilt? Warum
haben Sie sich gegen Miss Davis verschworen?«
Niemand
antwortet. >Das war klar. Erst Scheiße bauen und dann
nicht dazu stehen< , geht es mir durch den Kopf.
»Miss
Davis war immer hilfsbereit. Wenn jemand Material vergessen hatte,
hat sie geteilt. Sie stellte ihre Unterlagen zur Verfügung, wenn
jemand eine Vorlesung verpasst hat. Was fällt Ihnen eigentlich
ein? Es gibt Menschen, die wurden durch Mobbing jeglicher Art in den
Selbstmord getrieben. Die Täter verbüßen heute große
Strafen dafür. Also lassen Sie sich gesagt sein, dass jeder,
wirklich jeder, der sich noch mal so etwas zuschulden kommen lässt,
von mir persönlich beim Dekan angezeigt wird. Ich werde dafür
sorgen, dass Sie der Universität verwiesen werden. Und wenn ich
die Schriftproben mit Ihren Nachrichten verglichen habe, werde ich
mich mit Miss Davis unterhalten, ob eine Anzeige wegen Mobbings nicht
der beste Weg ist, um Sie alle daran zu erinnern, dass es eine
Straftat ist, die sie begangen haben!« So endet Professor
Kramers Vortrag, auch die Vorlesung, denn er hat die letzten Minuten
für die Aktion meiner Kommilitonen geopfert. »Nun können
Sie gehen, außer Miss Davis. Und ich erwarte, dass sich jeder
von Ihnen, der etwas mit der Sache zu tun hat, bei ihr entschuldigen
wird«, sagt er noch, als die anderen aufstehen. Als alle weg
sind, packe ich meine Sache zusammen und gehe zu ihm nach unten. »Es
tut mir leid, dass es die Vorlesung gestört hat«,
entschuldige ich mich.
Er
mustert mich. »Es ist gut, dass Sie sich nichts gefallen
lassen. Ich bedaure es, dass Ihre Kommilitonen Sie mobben möchten,
allerdings hoffe ich, dass Sie das nicht zu nah an sich heranlassen«,
erwidert er, als ich ihm die Folie, wo alle Nachrichten drin sind,
gebe.
»Ich
versuche es, aber es tut trotzdem weh«, sage ich.
»Das
kann ich verstehen, aber ich werde alles mit den Schriftproben
vergleichen und dann können Sie überlegen, ob Sie den
Vorfall zur Anzeige bringen. Ich würde es Ihnen ans Herz legen,
denn so was darf nicht passieren, Miss Davis.«
Ich
seufze. »Ich würde darauf gerne verzichten, immerhin würde
eine Vorstrafe die gesamte juristische Laufbahn zerstören«,
erwidere ich.
»Das
stimmt wohl, aber wer möchte einen Anwalt haben, der bereits
gemobbt hat? Ich würde darauf verzichten und jeder andere
potenzielle Mandant ebenfalls«, gibt er mir zu bedenken.
»Ich
werde es mir überlegen, Professor Kramer, bitte verzichten Sie
darauf, mit meinem Vater darüber zu sprechen, ich möchte es
alleine regeln«, bitte ich ihn.
Er
nickt. »In Ordnung, Miss Davis.«
»Danke.«
Ich lächele ihn an, bevor ich mich abwende und den Hörsaal
verlasse. Es ist die einzige Vorlesung heute, weshalb ich den Weg zu
meinem Auto einschlage. Darum haben sich ein paar versammelt und ich
hoffe, dass sie mein Baby heil lassen, denn sonst bin ich
aufgeschmissen. Sicherheitshalber ziehe ich mein Handy und aktiviere
die Kamera, um ein Video zu machen. Danach drücke ich ‚Record‘ und drängele mich durch die Menschentraube. Ich sehe zuerst auf
dem Display, was passiert, bevor ich daran vorbei sehe. »Sag
mal, hast du noch alle Tassen im Schrank?«, schreie ich Gaby
an, die mit einer Spraydose ‚Hure‘ auf meine
Motorhaube sprüht.
Sie
grinst mich an. »Ja, schon, du nicht?«, fragt sie ruhig,
allerdings hört sie nicht auf. Ich atme tief durch. Den Beweis
habe ich, weshalb ich die Türen entriegle, einsteige und den
Motor starte. »Ach ja, ich habe ein Video von deiner kleinen
Straftat«, rufe ich ihr zu, dann ziehe ich die Tür zu und
verriegle sie. Dann fahre ich rückwärts vom Parkplatz und
schieße davon. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist mir völlig
egal, ich möchte nur noch nach Hause und mich ausweinen. Schon
jetzt ist es schwer, meine Tränen zurückzuhalten. Mit
völlig überhöhtem Tempo rase ich durch die Straßen.
Im Rückspiegel sehe ich Gabys Auto, sie verfolgt mich, weshalb
ich noch mehr in die
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