Race into my Heart
solltest dich darauf
vorbereiten, dass du dann bald meine Eltern kennenlernst«,
schmunzelt er.
»Was
ist denn daran so lustig?«, hake ich irritiert nach.
»Ach
eigentlich nichts, es ist bloß so, dass alle meinen
Freundinnen, meine Mom zum Wegrennen fanden, weil sie sehr
fürsorglich, beinahe überfürsorglich ist«,
erklärt Jordan.
»Oh
… Okay«, sage ich leise.
~
~ ~
Wir
sitzen in einem Taxi und sind auf dem Weg zum Majestic Theatre,
gleich sehe ich endlich ‚Das Phantom der Oper‘ Musical. Ich kann es kaum erwarten. Den Film kenne ich auswendig, die
Lieder auch und ich muss mich sicher zurückhalten, damit ich sie
nicht mitsingen werde. Unsere Loge ist ganz vorne, sehr nah an der
Bühne, also werde ich nicht bloß kleine Gestalten über
das Parkett hüpfen sehen, sondern die Sänger wirklich
erkennen können. Ich kann es wirklich kaum glauben. Ein Traum
wird gleich wahr. Für heute Abend habe ich mir die Haare
hochgesteckt. Jordan meinte, dass ich traumhaft – und viel
älter – aussehe. Das ‚traumhaft' war süß,
das ‚älter' weniger schmeichelnd, doch darüber
sehe ich noch mal hinweg. Ich möchte einfach diesen Abend
genießen, mich an der Musik erfreuen und träumen. Das Taxi
hält vor dem Theater und wir steigen aus. Jordan reicht mir
seine Hand, doch hake ich mich lieber bei ihm ein. Wir gehen rein, er
gibt die Karten einem Angestellten, dann bringen wir unsere Jacken
zur Garderobe und schließlich werden wir von einem weiteren
Mitarbeiter zu unseren Plätzen geschickt. Wir haben Plätze
in der Mitte der ersten Reihe. >Oh Waaaahnsinn< , kichere
ich kindlich in Gedanken, denn ich fühle mich gerade wieder, als
wäre ich 5 Jahre alt. Ich setze mich rechts, von wo ich einen
genialen Blick auf die Bühne habe, und Jordan nimmt neben mir
Platz. Der Sessel ist sehr bequem. Er beugt sich zu mir. »Ich
hoffe, dass es dir gefällt«, raunt er.
»Bestimmt«,
wispere ich ehrfürchtig. »Du hast mir damit einen Traum
erfüllt.«
»Ich
würde dir gerne alle deine Träume erfüllen, wenn ich
könnte«, sagt er leise.
Ich
lächele ihn an. »Danke.« Danach hauche ich einen
Kuss auf seine Lippen. Das Ambiente ist traumhaft. Ich komme mir vor,
als wäre ich in den Anfängen des 19. Jahrhunderts gefangen,
denn hier wirkt alles so edel und alt, außer den Sitzen, die
sind ganz sicher neu. Ich verrenke mir fast den Hals, als ich mich
umsehe.
»Fühlst
du dich wohl?«, erkundigt sich Jordan.
»Sehr
wohl! Ich kann es kaum erwarten, dass es anfängt«,
antworte ich fröhlich. »Das glaube ich dir und es müsste
auch gleich losgehen«, erwidert er.
Ich
sehe ihn fragend an. »Wie spät ist es denn?«
»In
fünf Minuten ist es acht Uhr. Dann machen wir unsere kleine
Reise in die Oper von Paris«, antwortet er lächelnd.
»Ins
Paris von 1905«, schmunzele ich.
»Dass
du das so genau weißt«, meint er überrascht.
»Hm,
ich habe das Buch und den Film mehrmals verschlungen«, gebe ich
errötend zu.
Jordan
streichelt meine Wange, dann küsst er mich. Dabei gehen die
Lichter aus, weshalb ich mich von ihm löse. Ich lege meine Hand
auf seine und deute mit der anderen zur Bühne. »Es geht
wohl schon los«, flüstere ich.
Er
nickt langsam. »Dann konzentrieren wir uns mal darauf und nicht
auf uns.«
Mein
Blick heftet sich auf die Bühne, als ich der Vorhang –
nach der Bitte Mobiltelefone abzuschalten – hebt. Es ist der
Prolog, weshalb ich Gänsehaut bekomme. Es ist eine Versteigerung
der Requisiten aus der Pariser Oper und gerade wird eine Drehorgel
aus Pappmaché versteigert. Darauf sitzt die Figur eines
Äffchens in persischer Tracht, das die Zimbeln schlägt.
Raoul erinnert sich daran, dass Christine ihm von dieser Figur
erzählt hat und ersteigert sie. Danach wird, mit der Losnummer
666, der Kronleuchter zur Versteigerung aufgerufen, der restauriert
wurde. Unter Klängen der Ouvertüre wird er von der Bühne
zur Decke über uns aufgezogen. Und dann geht der erste Akt los.
Ich bin von der Geschichte wieder einmal völlig gefangen. Die
Melodien summe ich ganz leise mit, während die Schauspieler über
die Bühne tanzen und singen. Es sind die Proben zu Hannibal
einer Oper von Chalumeau. Requisiten stürzen ein, weshalb
Carlotta sich weigert aufzutreten und Christine wird vorgeschlagen.
Sie singt ‚Denk an mich‘ vor, dabei wechselt die
Kulisse und etwas darauf singt sie im Abendkleid weiter. Ich habe
Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Ich bin so bewegt
davon, dass ich Tränen in den Augen habe. So
Weitere Kostenlose Bücher