Rache@
Marcels Schraubstockgriff hatte er keine Chance. Ben schlug erneut zu. Immer schneller und härter prügelten seine Fäuste auf Johannesâ Gesicht und Leib ein. Ben fühlte sich wie im Rausch â trat und boxte wie von Sinnen auf den vor Schmerzen stöhnenden Jungen ein. Mit einem Mal lieà Marcel ihn los, und Johannes sackte bewusstlos zur Seite. Ben blickte auf den regungslosen Körper, der vor ihm im Schmutz lag.
âDu Drecksack! Du ScheiÃkerl! Du Arsch! Du wirst es nie wieder wagen, jemanden zu schlagenâ, grölte Ben.
Er trat von neuem zu. Es roch nach Blut, Schweià und Dreck. Der eben noch leblose Körper begann plötzlich wild zu zucken. Ben hörte auf zu treten und ging neben ihm in die Knie. Er griff in Johannesâ Haare und drehte seinen Kopf zu sich herum. Ben wollte sein Gesicht sehen, wollte in seine Augen schauen, bevor er ihn endgültig fertig machte. Doch Johannes war verschwunden. Vor ihm lag Herr Seidel, sein Mathelehrer. Er erkannte Ben und fing sofort an, ihn zu beschimpfen.
âDu Versager! Du elender Taugenichts! Nichts kannst du! Nichts machst du richtig!â
Ben lieà seine Haare los, sprang auf und wich erschrocken zurück. Fast hätte er dem Mathelehrer geholfen, sich aufzurichten. Doch dann überkam ihn erneut eine unglaubliche Wut. Er sprang auf ihn zu, holte aus und trat ihm mit voller Wucht mitten in den Bauch. Der Seidel jaulte vor Schmerzen laut auf. Er hörte überhaupt nicht mehr auf zu schreien. Blut spritzte. Aus seinem ganzen Körper schoss das Blut heraus. Ãberall war Blut. Ben wurde speiübel. Vor seinen Augen begann es zu schwirren. Seine Beine wurden weich, drohten wegzuknicken. Um ihn herum wurde alles dunkel â er fiel und fiel und fiel. Immer tiefer und schneller. Das schwarze Loch wollte kein Ende nehmen. Aus der Ferne hörte er den Seidel hämisch lachen. Und Johannes, der laut rief: âDreck zu Dreck, du kleiner Idiot. Du Opfer!â
Dann tauchte wie aus dem Nichts plötzlich Susanna vor ihm auf. âDu armer Kleinerâ, flüsterte sie lächelnd und verschwand wieder.
Ben schreckte hoch. Seine Haare waren schweiÃverklebt â sein Shirt pappte feucht an seinem Körper. Er setzte sich auf und sah sich verwirrt um. Er brauchte einen Moment, bis er erleichtert feststellte, dass er in seinem Bett saÃ.
Den ganzen Nachmittag hatten sie in Marcels Zimmer vor dem PC gehockt und an dem Seidel-Vernichtungsplan gearbeitet.
âWenn wir den Seidel langfristig aus dem Verkehr ziehen wollen, dann müssen wir unbedingt nach einem ausgefeilten und gut durchdachten Plan vorgehenâ, sagte Marcel.
Ben hatte fast das Gefühl, als ob sie in den Krieg ziehen wollten. Zuerst vernichten wir Ãsterreich, dann Europa und schlieÃlich die ganze Welt. Bei dem Gedanken musste er ein bisschen grienen und kam sich gleich darauf völlig blöd vor, weil diese Sache ganz bestimmt nicht zum Grienen war.
âWir fangen zunächst mit einer simplen Kontaktanzeige im Internet an. Ganz harmloses Ding. Nur ein kurzer Text, aberâ, Marcel grinste schadenfroh, âmit schlagender Wirkung. Das garantiere ich dir.â
âKontaktanzeige? Was soll das bringen? Und auÃerdem, kann man die denn so leicht aufgeben, ohne dass jemand dahinterkommt, wer dafür verantwortlich ist?â Ben hatte groÃe Bedenken und wahrlich kein gutes Gefühl bei der Angelegenheit.
âDas lass mal locker meine Sorge sein, Alter. Ist für mich ein Kinderspiel. Wir geben gefälschte Kontaktdaten an und zack, ist der Seidel onlineâ, wiegelte Marcel ab.
âPass auf, wie gefällt dir das hier: Alleinstehender Mathematiklehrer, Mitte 50, vielseitig interessiert, sucht junges Ding mit langen blonden Zöpfen. Kontakt: 05029-363883.â
âUnd was ist das für eine Telefonnummer? Und wie kommst du darauf, dass der auf junge Dinger steht?â Ben ahnte tatsächlich nicht, worauf diese Aktion hinauslaufen sollte.
âDas ist ohne Scheià die Nummer vom Seidel. Sonst macht das Ganze doch gar keinen Sinn. SchlieÃlich gibt es unzählige Mathematiklehrer, Mitte fünfzig.â Marcel rollte genervt mit den Augen. âUnd das mit den jungen Dingern habe ich mir natürlich ausgedacht. Was denkst du denn?â
Ben wusste überhaupt nicht mehr, was er denken sollte. Einerseits wollte er sich unbedingt an dem Seidel rächen. Andererseits hatte er null
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