Rache@
völlig am Ende. Zahlreiche Schüler hatten sich einen riesigen Spaà daraus gemacht, sich auf die vermeintliche Kontaktanzeige zu melden.
Herr Seidel gehörte wirklich nicht zu den beliebtesten Lehrern an der Schule, stellte Ben zu seiner Beruhigung fest. So würde der Verdacht nicht sofort auf ihn und Marcel fallen, hoffte er. Das Donnerwetter, das die Schulleitung wegen dieser Aktion veranstaltete, hatte ganz schön an Bens Nerven gezerrt.
Selbst Marcel staunte. âDas ist ja echt der Hammer, was die wegen einer kleinen Kontaktanzeige hier veranstalten. Das übertrifft in der Tat meine kühnsten Erwartungenâ, freute er sich.
Ben konnte Marcels Freude nicht ganz teilen. Er hatte Angst. Richtig fette Angst!
âMann, wenn ich das geahnt hätte, dann ...â, murmelte er deprimiert.
âDu willst doch jetzt nicht den Schwanz einkneifen, oder?â Marcel sah Ben missbilligend an. âDie nächste Aktion ist schon geplantâ, posaunte er heraus.
Ben schüttelte heftig den Kopf. âNee, da mach ich nicht mit. Das ist mir ehrlich zu gefährlich. Was meinst du, was meine Eltern mit mir veranstalten, wenn ich von der Schule fliege!â Und der Seidel tut mir inzwischen auch ein bisschen leid, fügte er in Gedanken hinzu. Aber das sagte er Marcel natürlich nicht. Auf keinen Fall sollte er ihn für einen Feigling halten.
Obwohl die Kontaktanzeige sofort nach ihrer Entdeckung von den Online-Seiten der Partnerbörse verschwunden war und die Schulleitung den Schülern im schlimmsten Fall sogar mit Schulverweis drohte, wenn sie die SMS nicht unverzüglich von ihren Handys löschen würden, litt Herr Seidel noch eine ganze Weile unter diesem kleinen, harmlosen Schülerstreich. Nachdem er anfangs getobt und gewettert hatte, wurde er mit der Zeit immer ruhiger und nachdenklicher. Und Ben erwischte sich immer öfter dabei, dass er ihn anschaute und so etwas wie Mitleid für ihn empfand. Die Sache hatte den sonst so strengen und oftmals ungerechten Lehrer irgendwie verändert. Seine Schüler hatten schnell raus, dass der Seidel extrem angeschlagen war. Einige tanzten ihm regelrecht auf der Nase herum. Andere provozierten ihn mit frechen Sprüchen. Doch anstatt wie früher mit rigorosem Ton, vernichtenden Blicken und harten Strafen zu reagieren, ignorierte er es einfach. Ben bereitete das seltsame Verhalten des Lehrers richtiges Unbehagen. Damit hatte er einfach nicht gerechnet. Der Seidel schien sich die ganze Aktion wirklich ziemlich zu Herzen genommen zu haben.
Als Ben Marcel von seinem Eindruck erzählte, war er unruhig und sah betretener aus, als Marcel ihn je gesehen hatte.
âIch checke das nicht. Sei doch froh, dass unser kleiner Plan so easy funktioniert hat. Und wer weiÃ, vielleicht lagen wir mit den jungen Dingern ja gar nicht mal so falsch. Womöglich steht der ja wirklich auf Kindergarten ...â
Ben wurde speiübel bei dem Gedanken.
âQuatsch. Da ist doch nichts dran. Das wissen wir doch beide?â Was eigentlich wie eine Feststellung klingen sollte, war Ben zu einer Frage verunglückt.
Marcel quittierte Bens Unsicherheit mit einem amüsierten Grinsen. âHey, Alter. Das hat ja selbst bei dir funktioniert!â, triumphierte er.
âUnsinn!â Ben hob beide Hände, als ob er damit seine leisen Zweifel verscheuchen wollte.
âNa, wenn du meinstâ, erwiderte Marcel und grinste noch breiter.
Ben wurde langsam stinkig. Er rieb sich den Nasenrücken. Kopfschmerzen meldeten sich an, die wohl den ganzen Tag nicht mehr weggehen würden.
âAber wir selbst haben doch diese Gerüchte verbreitet. AuÃerdem wissen wir sehr wohl, dass es nicht die Wahrheit ist!â Diesmal klang seine Stimme fest und sicher. Keine Bedenken mehr zulassen. Schluss mit dem Unsinn, nahm er sich fest vor.
Marcel zuckte die Achseln und warf Ben einen sonderbaren Blick zu.
âIn echt?â, murmelte er, und es klang fast, als würde er es bedauern. Dann stahl er sich wieder in seine gewohnte Haltung zurück, griente Ben breit an und sagte: âKommst du heute Nachmittag zu mir? Wir könnten ein bisschen gamen. Mein Opa hat mal wieder ein paar Euros locker gemacht. Davon habe ich mir ein geiles Spiel gekauft.â
Er tat so, als ob das eben geführte Gespräch überhaupt nicht stattgefunden hätte. Alles easy â alles lässig. Ben kapierte das einfach nicht. Und dann fiel ihm
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