Rache@
Bock auf Ãrger. Und das hier klang verdammt nach Ãrger, fand Ben.
Marcel war mit seinen Gedanken schon einen Schritt weiter. âAls Nächstes kopieren wir diese Kontaktanzeige aufs Handy und versenden sie per SMS an sämtliche Schüler, die wir kennen. Selbstverständlich mit der freundlichen Aufforderung: Bitte weiterleiten!, und dem Hinweis, dass es sich bei der angegebenen Telefonnummer um die vom Seidel handelt.â
âAber die können doch den Absender erkennen.â
Marcel schüttelte energisch den Kopf. âQuatsch, den kann man unterdrücken. Und auÃerdem kann man bequem behaupten, man hätte die SMS selbst von irgendjemandem erhalten.â
Ben staunte nicht schlecht. Obwohl ihm noch immer ein bisschen mulmig zumute war. âUnd du bist dir sicher, dass das funktioniert?â, fragte er unsicher.
âUnd wie das funktionieren wird!â, erwiderte Marcel.
Er betrachtete den Bildschirm, ein feines Lächeln umspielte seine Lippen.
âUnd dann läuten wir locker Phase 2 ein. Das wird spaÃig.â
Das Schmunzeln auf Marcels Lippen wurde zu einem breiten Grinsen. Er schlug sich vor Vergnügen auf die Oberschenkel und gab Ben einen freundschaftlichen Knuff in die Seite. âEntspann dich mal. Das wird ein riesiger Jux. Glaub mirâ, versicherte er ihm.
Später kam Marcels Mutter ins Zimmer und brachte ihnen eine Schüssel mit Keksen. Als sie wieder drauÃen war, konnte Ben sich eine Frage nicht verkneifen.
âGeht es deiner Mutter wieder besser? Ich meine, sie sieht ja echt gut aus. Nicht so wie, na, du weiÃt schon ...â
Unter Marcels grimmigem Blick verfiel Ben sofort ins Stottern und verstummte schlieÃlich ganz.
âWie eine Psychopathin? Oder was wolltest du sagen?â
Ben schüttelte den Kopf und beeilte sich zu versichern: âNee, todsicher nicht!â
âAch neeâ, sagte Marcel gedehnt, âaber gedacht haste es schon, oder?â
Ben senkte den Blick. Gegen Marcel kam er einfach nicht an.
âNö, hab ich nichtâ, murmelte er und starrte dabei so angestrengt auf seine Oberschenkel, als hätte er sie gerade erst entdeckt.
Marcels Stimme klang etwas versöhnlicher, als er schlieÃlich sagte: âDas täuscht. Sie hat sich meistens ganz gut im Griff. Und jetzt ist das Schlimmste auch wieder überstanden. Du hättest sie mal vor einer Woche sehen müssen.â Er verdrehte die Augen.
âAber warum hat sie mir vorhin gesagt, dass du krank warst und es dir schon wieder besser geht?â
âNa, meinst du, sie erzählt dir, dass es ihr beschissen geht? Ben, wie naiv bist du eigentlich?â Marcel wirkte erbost.
âIch meine ja nur ...â
âEs reichtâ, unterbrach Marcel und hob die Hand, um seine Forderung zu verdeutlichen. âLass uns das Thema wechseln. Ich hab da echt keinen Bock drauf.â
Damit war das Gespräch beendet.
Marcel sollte recht behalten. Nur zwei Tage später war Seidels Kontaktanzeige der Knüller unter den Schülern des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Die Anzeige hatte innerhalb kürzester Zeit ihren Weg von Handy zu Handy gefunden. Wer sie ursprünglich einmal verschickt hatte, interessierte nicht. Herr Seidel brauchte fast eine Woche, um dahinterzukommen, warum plötzlich einige Schüler hinter seinem Rücken tuschelten, kicherten und ihn mit amüsierten Blicken bedachten. â Und warum er ständig Anrufe von angeblich jungen Dingern mit langen blonden Zöpfen bekam.
Es war schlieÃlich der neue Sozialpädagoge, Justus Brandt, der einem unvorsichtigen Schüler â Handys waren in der Schule grundsätzlich verboten, woran sich allerdings fast niemand hielt â das Handy abnahm. Der Siebtklässler hatte gerade die SMS erhalten und sie laut lachend einem Mitschüler vorgelesen. Was er nicht bemerkte: Justus Brandt stand direkt hinter ihm. Er forderte den Jungen auf, ihm die SMS, über die er sich so köstlich amüsiert hatte, zu zeigen. Als Nächstes kassierte er das Handy ein und informierte den Schulleiter. Es folgte ein Donnerwetter, wie es das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium noch nicht erlebt hatte. Herr Seidel tobte durch die Klassen und drohte sämtlichen Schülern mit den schlimmsten Konsequenzen. Es dauerte drei weitere Tage, bis er von seiner Telefongesellschaft endlich eine Geheimnummer zugeteilt bekam. Aber da war der Mathematiklehrer schon mit den Nerven
Weitere Kostenlose Bücher