Rache@
könnte jemals etwas anderes für ihn empfinden als Mitleid â oder sogar Verachtung.
Sie hätte jeden Jungen haben können. Im Ãbrigen nicht nur die aus der 8b, bildete er sich ein. Er meinte sogar, beobachtet zu haben, dass selbst die Typen aus der Oberstufe ihr hinterherschauten. Aber vielleicht stimmte das auch gar nicht. Vermutlich bildete er sich das alles wirklich nur ein. Weil Susanna für ihn etwas ganz Besonderes war. Sie war ganz anders als die meisten Mädchen. Ben fühlte sich geradezu magisch von ihr angezogen. Da war etwas in ihrem Gesicht, das ihm tief unter die Haut ging. Vielleicht waren es die kleinen Grübchen, die auf ihren Wangen erschienen, wenn sie lächelte. Oder ihre funkelnden grünen Augen. Möglicherweise lag es aber auch daran, wie sie das lange braune Haar über die Schultern warf. Oder an ihrer sanften Stimme ... ihrem Gang ... ihrer Haltung ...
Ben wusste es nicht. Aber er wusste, dass er total verschossen in sie war. So verschossen, dass bei ihrem Anblick sein Herz zu rasen begann.
So sehr Bens Herz auch in diesem Moment gerast war, nun blieb es stehen. Das Blut schoss ihm noch mehr in den Kopf und kalter Schweià drang aus seinen Poren.
âWas hast du gesagt?â, stammelte er, obwohl er es ganz genau verstanden hatte.
Susanna schüttelte leicht irritiert den Kopf, bevor sie sagte: âIch habe gesagt, dass ich das echt eine Sauerei finde, was im Augenblick da mit dem Seidel läuft. Erst die Kontaktanzeige ... hm, darüber kann man sich ja noch streiten, ob das nun lustig war oder nicht. Aber jetzt dieses Video bei YourMoves. Das ist doch wirklich âne Sauerei. Herr Brandt hat gesagt, dass die Schulleitung jetzt einen Profi drangesetzt hat. Die gehen davon aus, dass der Absender der Kontaktanzeigen-SMS auch hinter dem miesen Video steckt.â
Ben biss die Zähne zusammen. Jetzt nur nicht schlappmachen, Junge. Lass dir bloà nichts anmerken. Das stimmte ja auch gar nicht. Ben wusste von keinem Video. Damit hatten Marcel und er nichts zu tun. Und auÃerdem hatte Marcel ihm gesagt, dass es nicht möglich war, den ursprünglichen Absender der SMS ausfindig zu machen. Seine Sorgen waren also völlig unbegründet. Er musste bloà einen kühlen Kopf bewahren.
Mit äuÃerster Anstrengung und lauter als beabsichtigt, sagte Ben: âDas ist doch Unsinn.â
Susanna hob die Augenbrauen. Keine Spur von einem Grübchen in ihrem Gesicht. Ihre Stimme klang auch nicht mehr sanft, sondern überheblich, als sie sagte: âFindest du? Das sehe ich aber ganz anders.â Dann wendete sie sich abrupt ab und lieà Ben einfach stehen.
Ich bin so ein Idiot! Ich bin so ein Schwachkopf! Ben hätte sich selbst eine reinhauen können für so viel Blödheit. Er starrte ihr nach, mit hängenden Schultern und totalem Chaos in der Birne.
Zu Hause schnappte er sich gleich das Telefon und verzog sich damit in sein Zimmer. Zuerst wählte er Marcels Festnetznummer. Aber nach zehnmaligem Tuten gab er diesen Versuch wieder auf. Also Marcels Handynummer. Mit zittrigen Fingern tippte er die Zahlenkombination ein. Drei Freizeichen â dann sprang Marcels Mailbox an.
âScheiÃe!â, schimpfte er und schmiss das Telefon auf sein Bett.
Vom Flur her hörte er Geräusche. Kurze Zeit später rief seine Mutter: âBen, bist du zu Hause?â, und hatte auch schon seine Zimmertür geöffnet.
âBist du schon lange da? Mensch, ich habe mich total verquatscht, und rate mal, mit wem?â Sie warf Ben einen geheimnisvollen Blick zu.
Ben zuckte mit den Schultern. âKeine Ahnungâ, murmelte er.
âMit der Mutter von deinem Freund Marcel. Ben, die ist ja richtig nett. Das hatte ich überhaupt nicht erwartet. Du hast immer so komisch geguckt, wenn du von ihr erzählt hast. Ich habe sie eben zufällig auf dem Markt getroffen, und dann sind wir ins Reden gekommen und haben ganz spontan beschlossen, im Eiscafé einen Cappuccino zusammen zu trinken. Na ja, dabei habe ich wohl die Zeit vergessen ... â Sie brach ab und schaute Ben eindringlich an. âApropos komisch aussehen: Geht es dir nicht gut? Du bist ganz blass.â
âMir ist schlechtâ, würgte Ben hervor und schaffte es gerade noch bis zur Toilette. Er riss den Klodeckel hoch und brach alles in die Schüssel hinein. Zusammen mit der gallebitteren Flüssigkeit auch Susannas Worte, seine Angst, Marcels
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