Rache@
wieder denken, es hätte Ãrger in der Schule gegeben. Was ja auch der Wahrheit entsprach. Doch eigentlich wollte sie nichts darüber hören. Davon war Ben überzeugt. Seine Mutter glaubte an die heile Kleinstadt-Welt. Deswegen waren sie extra aus der GroÃstadt hierher gezogen. Für die Schule interessierte sie sich nicht wirklich. Höchstens für Bens Noten. Und die waren völlig okay. Was tatsächlich so ablief, darüber hätte sie wohl gestaunt. Aber Ben hatte beschlossen, weder ihr noch seinem Vater etwas davon zu erzählen.
Kurz vor ihrem Umzug vor neun Monaten war ein sechzehnjähriger Mitschüler von der Schule geflogen. Er hatte seine Lehrerin mit dem Messer bedroht. Bens Eltern hatten total fassungslos reagiert. âZum Glück wird so etwas in einer Kleinstadt nicht passieren. Da ticken die Uhren andersâ, war sich seine Mutter sicher.
Ben war davon nicht so überzeugt und lieà es auf einen Versuch ankommen, seine Meinung zu äuÃern.
âStress mit Lehrern oder Schülern kann man garantiert auch in einer Kleinstadt haben. Wer weiÃ, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass ...â
âWillst du etwa das Verhalten dieses Jungen auch noch verteidigen?â, unterbrach ihn seine Mutter schrill.
Ben zuckte die Achseln und bemühte sich, ruhig und vernünftig zu klingen. âMan weià nicht, was ihn dazu gebracht hat. Und in die Köpfe der anderen kann man schlieÃlich nicht hineingucken.â
âUnsinn!â, mischte sich sein Vater ein, und Ben merkte schon an seinem Tonfall, dass er keinen Widerspruch dulden würde. âWir haben den Paukern auch gerne einen Streich gespielt. Und einige hatten das garantiert auch verdient. Da waren ganz schön harte Knochen dabei. Aber was die Jugendlichen, ach was sag ich, die Kinder von heute sich den Lehrern gegenüber erlauben, das hat mit harmlosen Streichen nichts mehr zu tun.â
Seine Mutter nickte zustimmend und damit war das Thema für Bens Eltern erledigt.
Ben hatte sich ein neues Shirt übergezogen und war auf dem Weg in die Küche, um nach etwas Essbarem zu suchen. Doch so weit kam er nicht. Die Haustür wurde aufgeschlossen und seine Mutter, schwer bepackt mit Plastiktüten, trat in den Flur.
âSchnell. Nimm mir was abâ, keuchte sie.
Mit zwei Schritten war er bei ihr und nahm ihr die Tragetaschen aus den Händen. Er schleppte sie in die Küche und stellte sie auf den Tisch. Dann begann er die Einkäufe auszupacken und in den entsprechenden Schränken zu verstauen.
âDie Milch in den Kühlschrankâ, sagte seine Mutter, als sie mit einer weiteren prall gefüllten Tasche in die Küche geeilt kam.
âGroÃeinkauf?â, fragte Ben.
Sie nickte. âUnd, wie war es heute in der Schule?â, wollte sie wissen, während sie zwei Fertiggerichte in die Mikrowelle stellte.
âWie immerâ, sagte Ben.
âArbeit geschrieben oder zurückbekommen?â, bohrte sie nach.
âNein. Aber morgen schreiben wir Bio. Deswegen muss ich auch gleich noch kurz zu Marcel rüber. Der weià noch nix von seinem Glück.â
Seine Mutter schaute ihn an, zog verwundert die Augenbrauen hoch und sagte: âWarum? War der schon wieder nicht in der Schule?â
âNein, war er nicht.â
âDu kannst ihn doch anrufen. Vielleicht hat er was Ernstes. Nicht, dass du dich bei ihm ansteckst!â, gab sie zu bedenken.
âDer hat sich nur den Magen verdorben. Nichts Schlimmesâ, log Ben.
Seine Mutter schaute ihm unverwandt in die Augen â eine kleine Ewigkeit, so schien es Ben. Dann lieà sie langsam den Blick zu der Tageszeitung wandern, die auf dem Küchentisch lag, und murmelte: âWenn du meinst ...â
Sie fing an in der Zeitung zu blättern. Das Gespräch war beendet â und Ben war erleichtert darüber.
2. Kapitel
Ben hatte schon den Finger auf dem Klingelknopf, als er es sich anders überlegte. Neulich war er schon einmal unangemeldet bei Marcel aufgetaucht â und der hatte sich nicht gerade erfreut darüber gezeigt.
âMensch, Alter. Ruf mich vorher an. Und zwar auf dem Handy. Jetzt hast du mit dem Gebimmel meine Mutter geweckt. ScheiÃe!â Marcel war stinksauer gewesen.
Also kramte Ben sein Handy aus der Hosentasche hervor und wählte Marcels Nummer. Nach drei Freizeichen nahm Marcel ab.
âJa!â
âHi, ich bin`s. Kann ich hochkommen
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