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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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nicht mehr richtig gehört zu haben. Denn sie starrte gedankenverloren aus dem Fenster und stieß nach einiger Zeit aus:
    „Eines garantiere ich dir, Jassi: Der Mistkerl wird sich noch wundern. Und wie er das wird!“

9
    „Feiger Mord versetzt Stadt in Panik“, las Thomas am Samstagmorgen die oberste Schlagzeile des Göttinger Wochenblatts vor. „Dieser Mist war zu erwarten. Hauptsache, diese Blutsauger haben etwas zu schreiben! Über die Folgen derart reißerischer Meldungen machen sie sich keine Gedanken. Typisch Journalisten.“ Kopfschüttelnd sah er Nora an, die mit überkreuzten Beinen vor seinem Schreibtisch saß.
    Als sie seinen Blick registrierte, zuckte sie mit den Schultern. „Wir können einen solchen Vorfall nun einmal nicht verheimlichen. Die Menschen haben ein Recht auf Information.“
    „Wie bitte? Du klingst schon so wie diese Aasgeier“, entrüstete Tommy sich und deutete auf das Wochenblatt.
    „Ich will damit nur sagen, dass wir darauf achten müssen, welche Infos wir an die Presse weitergeben, und welche nicht. Selbstverständlich darf es nicht Sinn und Zweck einer Meldung sein, die Stadt in Angst zu versetzen. Trotzdem müssen die Menschen von dieser Tragödie erfahren. Sie müssen die Augen offenhalten und sich über die mögliche Gefahr bewusst werden. Schließlich könnte der Mörder noch eine weitere Tat geplant haben. Wer einmal die Schwelle zum Mord überquert hat, dem ist bekanntlich alles zuzutrauen. Und wenn ich an seine Nachricht denke, die er im Schrank am Tatort hinterlassen hat, dann wird mir diesbezüglich ganz anders.“ Sie erhob sich aus ihrem Stuhl und schritt hinüber zum Fenster. Vor diesem waren dunkelblaue Jalousien vollständig heruntergelassen , da die Sonne ansonsten gnadenlos in das Zimmer schiene . Das Thermometer an der Wand war bereits im Schatten auf 25 Grad Celsius geklettert. D abei stand die Uhr erst auf zehn nach neun am Morgen.
    Eine Folge dieser brütenden Hitze ließ sich an den Schweißflecken auf Noras weißer Bluse ablesen. Ihre schwarze Hose war zum Glück so weit geschnitten, dass sie nicht hauteng und somit äußert unangenehm an ihren Beinen anlag.
    Ein derart schlichtes, schwarz-weißes Erscheinungsbild war kennzeichnend für Nora. Ihr gesamter Kleiderschrank wies eine Reihe unscheinbarer Farben ohne riskanter Muster auf. Nur äußerst selten ließ sie sich zu einer gewagten Abwechslung in Form von unterschiedlichen Kleiderkombinationen hinreißen.
    Hingegen variierte Tommy seine Kleidung so gut wie tagtäglich. Mal trug er farbige Westen, mal sportliche Sakkos, mal einen piekfeinen Anzug. Und wenn ihm der Sinn danach stand, dann zog er sogar bunte Hawaiihemden an. Heute waren eine blaue Jeans und ein gelbes Poloshirt seine erste Wahl gewesen. Ihm kam es in erster Linie darauf an, dass er sich in seiner Kleidung wohlfühlte. Der Eindruck, den seine äußere Erscheinung auf andere Menschen machte, war für ihn zweitrangig.
    Bei Nora war es genau umgekehrt. Sie wollte durch ihre konservative Kleidung und ihr resolutes Auftreten Autorität ausstrahlen, gleichzeitig jedoch nicht allzu verbissen wirken. Zu ihrem Leidwesen musste sie sich aber eingestehen, dass ihr dieser Spagat zuweilen nicht besonders gut gelang.
    Soeben seufzte Thomas laut und ließ sich hinter seinem unordentlichen Schreibtisch nieder. Wie er in diesem Durcheinander von Akten, Heftern und Mappen den Überblick behielt, war Nora immer wieder aufs Neue ein Rätsel. Eine solche Unordnung würde es bei ihr nicht geben. In keinem Lebensbereich. Sie liebte es, stets die Übersicht und Kontrolle zu haben. Doch für ein geregeltes Leben war Disziplin die oberste Voraussetzung, und da sie genau wusste, dass Thomas nicht der disziplinierteste Mensch der Welt war, wunderte sie sich nicht wirklich über das Schlachtfeld, das er als ‚Arbeitsplatz’ bezeichnete. Wahrscheinlich hatte er den Durchblick auch schon längst verloren, wahrte aber den Eindruck des organisierten Beamten, indem er hin und wieder eine Mappe durchblätterte und interessiert nickte.
    „Natürlich hat die Presse auch keinen Hehl daraus gemacht“, echauffierte er sich nun, „ dass das Mädchen in dem Haus einer Kriminalhauptkommissarin ermordet wurde. Anscheinend hoffen sie, dass dieses Detail auf ironische Weise ansprechend auf die Leser wirkt. Auch das Fernsehen hat bereits eine Sondersendung ausgestrahlt, und auf diversen Radiostationen rotieren aktuelle Reportagen über den Mord rund um die Uhr. Von den

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