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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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schon.“ Julia schniefte. „Verflucht, was soll ich denn jetzt nur machen, Jassi?!“
    „Ich … ich weiß es nicht.“ Jasmin zögerte. Sie wollte die Verantwortung für Julias weiteres Handeln nicht übernehmen. „Aber überleg es dir gut.“
    „Guter Tipp. Super!“
    „Was verlangst du denn von mir? Ich kann dir doch nicht sagen, was du in dieser Situation zu tun oder zu lassen hast“, rechtfertigte Jassi sich. Aus einem unbestimmten Grund fühlte sie sich schuldig. Sie fühlte sich so eng mit Julia verbunden, dass sie sogar deren Schmerz zu e mpfinden glaubte. Sie wollte ihrer Freundin ein Stück der Last nehmen, die sie so sehr bedrückte. Sie wollte die Qual mit ihr teilen und beweisen, dass sie diese schwere Zeit gemeinsam durchstehen würden. Aber momentan wusste sie keinen geeigneten Rat. Die unfassbare Geschichte, die Julia ihr eben erzählt hatte, ließ sie betrübt auf ihrem Bett verweilen.
    Nach kurzer Zeit fragte sie ihre Freundin: „Wirst du ihn denn darauf ansprechen?“
    „Auf keinen Fall! Was würde er wohl machen, wenn er herausfindet, dass ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie er …?“ Julia suchte nach dem passenden Begriff, musste diesen aber gar nicht erst aussprechen, da Jasmin auch so genau wusste, was sie ihr sagen wollte.
    „Aber du kannst doch nicht ewig mit diesem Geheimnis leben. Wie stellst du dir das denn vor?“
    „Es wird schon irgendwie klappen. Aber erzähl es niemandem, hörst du? Niemandem .“
    Während Jasmin zögerlich nickte, trottete Julia auf das Fenster zu ihrer Rechten zu. Dort ergriff sie den grünen Kaktus, der ein einsames Dasein auf der Fensterbank fristete. Sie ballte ihre rechte Faust so stark um dessen Stacheln, dass sie den Schmerz kaum noch ertragen konnte. Schon nach wenigen Sekunden traten erste Bluttropfen an die Hautoberfläche.
    „Was soll das? Lass das gefälligst sein!“ Jasmin sprang auf und rannte wie von einer Biene gestochen auf ihre Freundin zu, um sie vor einer weiteren Dummheit dieser Art zu bewahren.
    Aber Julia löste den Griff nur sehr langsam, weil ihr dieser Schmerz auf gewisse Weise Befriedigung verschaffte. Dabei nahm vor ihrem inneren Auge jedoch ihr schlimmster Albtraum Gestalt an. Ohne sich der Tortur widersetzen zu können, spielte sich in ihrem Geist dieselbe Szene ab, deren Zeugin sie gestern Abend im Göttinger Wald geworden war:
    In gespenstische Dunkelheit gehüllt, sprang Julia um kurz vor 23 Uhr von ihrem Fahrrad ab, warf es auf den Waldboden und zog eine Taschenlampe aus ihrer Hosentasche. Mit dieser leuchtete sie sich ihren Weg durch das Baumlabyrinth und schlich mit pochendem Herzen voran.
    Einige Meter von einer Holzhütte entfernt, blieb die Schülerin stehen. Sie lehnte sich gegen einen Baumstamm und starrte wie in Trance auf das flackernde Licht, das durch das einzige Fenster der Hütte schimmerte.
    Sie schluckte. Wollte sie tatsächlich weiterschleichen? Wollte sie wirklich sehen, was sich im Inneren des Verschlags abspielte? Wusste sie es denn nicht schon längst? Ja – sie wusste es. Dennoch trieb ihre Neugierde sie unerbittlich voran. Sie musste einfach einen Blick in die Hütte riskieren. Sie brauchte Gewissheit. Wie schmerzlich diese auch sein mochte.
    Als Julia die Hütte nach wenigen Sekunden erreichte, presste sie sich mit dem Rücken gegen die Westwand, die ihrer Schätzung nach fünf Meter lang war. Dann tastete sie sich an dem quadratischen Holzverschlag zum Fenster vor. Dabei trat sie behutsam zwischen zahlreiche Äste, um kein verräterisches Geräusch zu erzeugen.
    Unmittelbar vor dem Fenster verharrte sie auf der Stelle, atmete tief durch und nickte entschlossen. Im nächsten Moment lugte sie in die Hütte hinein.
    „Warum hast du das gemacht?!“, riss Jasmin ihre beste Freundin aus deren Erinnerung heraus. Sie schnappte sich Julias Hand und zeigte auf die Bluttropfen, die im Sturzflug auf den Teppich hinabflogen. Während Jassi sich über dieses Szenario bestürzt zeigte, kostete Julia jeden Augenblick dieses Anblicks aus.
    „Es hat gut getan. Deswegen“, begründete sie ihr Handeln.
    Sprachlos schaute Jasmin ihr in die Augen. In diesen konnte sie jedoch keine einzige Regung erkennen. „Du musst versuchen, diese ganze Sache zu verdrängen, Julia. Denk an unsere Klassenfeier heute Abend. Die wird dich ganz bestimmt ablenken. Und danach werden wir die letzte Woche dieser Sommerferien zur besten Zeit unseres bisherigen Lebens machen, einverstanden?“
    Julia schien Jasmins Sätze gar

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