'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
eisig.
Nachdem Thomas einen seiner Kollegen gebeten hatte, Rolf und Fips vom Fundort der Leiche wegzubringen, begab er sich zurück zu Nora. Während er die Stirn runzelte, ließ seine Partnerin ihr Augenmerk über den Fundort des Leichnams schweifen.
Es gibt keine Schleifspuren am Boden , erkannte sie. Der Täter hat das Mädchen also entweder hergetragen oder hier an Ort und Stelle ermordet.
Als sie ihren Blick weiterwandern ließ, entdeckte sie drei auffällige Buchen, die zehn Meter von ihr entfernt standen. An diesen war jeweils ein Buchstabe mit schwarzer Farbe geschrieben.
Sobald Contento sah, dass Nora die Buchstaben erblickte, erklärte er: „Der Mörder hat höchstwahrscheinlich dieselbe Farbe und denselben Pinsel verwendet, wie in dem Schlafzimmer bei seinem ersten Mord. Wie Sie sehen, lauten die Buchstaben H, B und S. Auf der Rückseite der Bäume stehen drei uns wohlbekannte Ziffern: 1, 0 und 8.“
Nora hielt ihren Blick starr auf die Bäume gerichtet. Sie strich sich über ihr Muttermal am Kinn und flüsterte: „Der Kerl spielt mit uns. Er gibt uns mit den Buchstaben und Ziffern konkrete Hinweise.“
„Auf sein nächstes Opfer?“
„Ich befürchte es. Gibt es denn noch weitere Hinweise?“
Contento zeigte auf Dirk Schubert, der sich mit seinem Team der SpuSi kreisförmig um sie herum in den Wald hineinarbeitete. „Die Kollegen suchen jeden Quadratmillimeter ab. Aber bisher haben sie noch nichts gefunden, das auf die Identität des Täters schließen lässt. Weder wurden verwertbare Fußspuren noch Faserreste sichergestellt. Auch die Augen des Mädchens wurden nicht gefunden. Der Mörder hat sie vermutlich mitgenommen.“
„Als Souvenirs“, riet Thomas vorschnell, sprach damit jedoch genau den Verdacht aus, der auch Nora und Rafael insgeheim beschlich.
„Allerdings hat der Täter uns neben den Zahlen und Buchstaben noch etwas absichtlich hinterlassen“, fuhr Contento fort. Er winkte einen seiner Kollegen zu sich und ließ sich von diesem zwei Beweismitteltüten überreichen. Die erste gab er Nora, die zweite verbarg er zunächst hinter seinem Rücken.
In der ersten Tüte befanden sich zwei Fotos, die mit einer Sofortbildkamera geschossen wurden.Nora zog sie mit ihren behandschuhten Fingern heraus. Das erste Bild zeigte ein spartanisch eingerichtetes Zimmer, das die Kommissare auf Anhieb wiedererkannten. Es handelte sich um das Schlafzimmer, in dem der Täter das erste Mädchen gefoltert hatte. Auf dem Foto lag die Fremde lebendig auf dem Bett. Sie trug sowohl ihr grünes Top als auch ihren cremefarbenen Minirock. M it Nylonschnüren war sie an die Bettpfosten gefesselt.
Nora und Tommy brachten kein Wort hervor. Sie warfen jeweils nur einen kurzen Blick auf das Polaroid und glaubten sofort, die Qual des Mädchens an ihren eigenen Körpern nachempfinden zu können. Und sie wussten, dass der Täter ihnen genau diese Marter vermitteln wollte. Es war seine Absicht gewesen, ihnen ihre Hilflosigkeit unter die Nasen zu reiben. Sie sollten leiden. Genauso wie das Opfer.
Angewidert nahm Nora das zweite Foto aus der Tüte – und hätte es um ein Haar postwendend fallen gelassen. Mit offenem Mund starrte sie auf das Bild.
„Wo haben diese Fotos gelegen, Rafael?“
„Unter der linken Hand der Leiche.“
„Sind verwertbare Fingerabdrücke drauf?“
„Das muss noch überprüft werden, aber ich denke nicht, dass der Mörder welche hinterlassen hat.“
„Dieser verfluchte Mistkerl! Wann hat er dieses Foto geschossen?!“
Tommy nahm ihr das Bild aus der Hand und fixierte jeden einzelnen Punkt der Fotografie. „Fällt dir irgendetwas an dem Bild auf, Nora? Irgendein Detail, das den Tag der Aufnahme bestimmen könnte?“
Sie zögerte eine Zeit lang. Letztendlich schüttelte sie jedoch den Kopf. Sie war sich absolut sicher: „Nein, mein Wohnzimmer sieht immer so aus.“
Missmutig begutachtete Thomas das Foto. Es war aus Noras Garten aufgenommen worden und gab den Blick durch die Fensterscheibe in ihr Wohnzimmer preis. Die Lichtverhältnisse ließen darauf schließen, dass das Bild abends angefertigt wurde. Dem Winkel nach zu urteilen hatte der Täter bei der Aufnahme zwischen den Sträuchern gestanden, die Noras Grundstück von der Straße abgrenzten.
Während Tommy noch auf das Foto stierte, meldete Rafael sich wieder zu Wort. Er hielt die zweite Beweismitteltüte in die Luft und sagte: „Die Kollegen haben übrigens auch noch das hier gefunden.“
Als Nora und Thomas sahen, was der
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